Finden Sie auch, dass momentan die Zeit der Entscheidungen ist? Dass sie hinter jeder Ecke, jedem Busch lauern? Kann schwer sein, aber auch sehr befreiend.
Meine Gastherme leckt, schon seit Jahren. Und Winter für Winter versuche ich mich, mit frommen Wünschen ans Universum von der Situation fernzuhalten, eine entsprechende Entscheidung zu treffen. Im vergangenen Herbst tropfte sie wieder einmal meinen Kellerboden nass, und der Servicetechniker macht schriftlich klar: „Das war die letzte Reparatur.“ Den Winter habe ich im Warmen verbracht, doch der nächste kommt bestimmt, und er sollte tunlichst ein kuscheliges Zuhause mit sich bringen. Jetzt ist es aber so, dass die aktuellen Ereignisse um Krim und Co. die halbe Menschheit in die Gänge gebracht hat, was die Abkehr von Öl und Gas angeht. Mein Ex hat mir kürzlich eine Anzeige vors Gesicht gehalten, dass selbst meine Regierung wolle, dass ich mich von der Gastherme verabschiede. Nur leider ist das, was von der Sonne gespeist wird, gerade nicht erhältlich – frühestens im Oktober, haben meine Recherchen ergeben. Da ist mir normalerweise schon einen Monat lang kalt. Was also tun, wenn man etwas ändern sollte, aber gerade die falsche Zeit dafür ist, weil alle meinen, dass jetzt gerade die richtige Zeit ist? Mein innerer roter Faden ist gefragt.
Letzten Sonntag hatte ich endlich wieder einmal einen Selfcaring-Tag für mich alleine. Ich konnte mich schon gar nicht mehr erinnern, wie lange der letzte zurücklag. Und gerade deshalb war mir sehr daran gelegen, daran festzuhalten. Allerdings wusste ich, dass genau an diesem Tag eine wunderbare Gruppe von Frauen eine sogenannte Weiberroas zu einem Markt gemacht hat, um sich das Angebot anzuschauen, die Energie aufzusaugen und ein anderes Weib zu besuchen, das dort präsent war. Am Sonntag dachte ich mir noch, dass das Wetter eh viel zu nass für eine Weiberroas und es auf meinem Sofa mit Kuhmusterdecke ohnehin viel gemütlicher wäre. Und dann habe ich die Fotos gesehen, von tanzenden, lachenden Frauen im Sonnenschein, die sich gegenseitig good vibrations verschafft haben und einfach auf einer Welle durch den Tag geschwappt sind. Und da dachte ich: ‚Diese Gelegenheit lasse ich mir das nächste Mal nicht entgehen, auch wenn es ein Sonntag ist.‘ Mein innerer roter Faden, der mich normalerweise zu meinen Entscheidungen führt, hat definitiv einen Knopf bekommen.
Bis vor wenigen Tagen reichte mein terminlicher Horizont bis Oktober, weil ich da wieder in den Flieger gen Süden steigen will. Voller Zuversicht schrieb ich meinem Reisebürourgestein und erhielt eine eher ernüchternde Auskunft, nämlich die, dass ich mit einer vierstelligen Summe zu rechnen hätte. Da ich seit Januar dieses Jahres ohnehin auf Sparflamme brenne, um Geld für das Leben einer Fernbeziehung sichern zu können, wäre es bestimmt irgendwie aufgegangen. Und trotzdem: ist viel Kohle, keine Frage. Also schickte ich die gewonnenen Erkenntnisse auf die Reise ans Kap. Gute Hoffnung hatte ich dabei keine, außer vielleicht die auf Anteilnahme und Freude, dass ich den Plan zumindest angegangen war. Was ich bekam, war aber viel besser, nämlich das Angebot, die gemeinsame Zeit in Österreich zu verbringen. Und das nicht erst im Oktober, sondern bereits im August. Und ich durfte wieder einmal mit überbordender Freude feststellen, dass das Universum auch dieses Mal seine wohlmeinenden Hände im Spiel hatte. Der umgekehrte Flug kostet nämlich nur ein Drittel – fragen Sie mich nicht, wie das funktioniert. Und es hat aufgezeigt, dass frau eben auch einmal buchstäblich in eine andere Richtung denken sollte.
Drei unterschiedliche Entscheidungssituationen, drei Herausforderungen. Die Frage ist immer, mit welcher Einstellung man diesen Situationen begegnet. Und das wichtigste Kriterium dabei: Man muss keine Entscheidungen für die Ewigkeit treffen. Ich kann mir jetzt eine neue Gastherme holen und in ein paar Jahren das ganze Haus auf Sonnenenergie umstellen. Ich kann jetzt einen Sonntag auf der Coach liegen und das nächste Mal mit Weibern ums Feuer tanzen. Ich kann meinen Teil zu einer Fernbeziehung beitragen und trotzdem der Entscheidung enthoben werden, alleine Entscheidungen treffen zu müssen. Weil es immer eine Alternative gibt, wenn die Intention dahinter stimmt. Hektik ist keine, Panik auch nicht und äußerer Zwang erst recht nicht. Wenn das alles wegfällt, kommt man in der Ruhe zur Kraft. Und die braucht man für ein „Ja“ oder ein „Nein“, egal, wie lange es richtig ist. Hauptsache, der rote Faden verheddert sich nicht.
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