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Menschen, die sich in vielem leichter tun als andere, werden oftmals von denen beneidet, denen alles schwerfällt. Neid ist keine Untugend, sondern ein Gefühl. Der Gönner sonnt sich auf Kosten und im Schatten des Neiders. Doch wem heute etwas leichtfällt, der kann sich schon morgen schwertun und neidvoll dreinblicken. Die Gunst erfährt sich ständig neu im Spiegel der Missgunst.

Das Leben ist Veränderung und alles erfährt sich im Wechsel. Insofern ist der Wechsel das Beständige. Kein Moment ist gleich. Und wer nur noch im Hier und Jetzt sein will, der gebraucht auch den nächsten Moment. Wer sein will, der ist nicht. Alles jenseits von Sein und Nichtsein geschieht. Es geschieht.
„Sich alles leicht zu denken“ versagt dann, wenn das Herz nicht mehr mitmacht. Schweren Herzens kann dem Menschen nichts wirklich leichtfallen oder gar leicht im Herzen sein. Wer bewusst lebt, der fühlt, was ihm leichter oder schwerer fällt, was ihn mehr oder weniger anstrengt.
Wenn der Mensch könnte wie er wollte, dann würde ihm sicherlich alles leichtfallen. Es ist ein Unterschied, sich das Leben leicht denken zu wollen oder sich auch wahrhaftig leicht zu fühlen.
Wer meint, die Schwere einfach gedanklich loslassen zu können, der haftet umso mehr an, weil er für die Erfahrung des Loslassens anhaften muss. Wer alles ist, der muss auch nichts mehr zwanghaft loslassen. Alles Schwere würde der Mensch ja gerne loslassen und sich so möglichst der Leichtigkeit hingeben. Gib Dich auch der Schwere hin. Das ist wahrhaftiger und von daher viel leichter. Wahrhaftigkeit macht leicht und ist das Gegenteil schwerer Scheinheiligkeit. Gehe bewusst durch die Schwere, durch das, was Dir schwerfällt, und schau, welch innerer Reichtum sich dahinter verbirgt. Gerade die schweren Gefühle und Erfahrungen begründen die Existenz erfahrenen Mitgefühls.
Auch dieser Text mit all seinen Gedanken zur Schwere ist bewusst schwer. Es gibt schwere und es gibt leichte Texte. So soll es sein. Jeder versteht so, wie er verstehen kann. Der eine tut sich schwer, ein anderer wiederum leicht. Jeder geht in seinem Tempo und lebt in seiner eigenen Gedankenwelt.
Gedanken zur Schwere können nicht leicht sein. Aber erst durch die Bereitschaft bewussten Wahrnehmens der Schwere, es ist ja Deine eigene, kann auch die eigene Leichtigkeit langsam kommen. Wer Schwere und Leichtigkeit bewusst in sich vereint, der ist nicht leicht, aber heil (ganz). Ganzheit ist innerer Frieden. Innerer Frieden hat eine eigene Leichtigkeit; fühlt sich an wie heitere Gelassenheit.
Mache eine Pause im Leben, wenn es Dir zu anstrengend, zu schwer ist. Höre auf die innere Stimme, die auch über die Anstrengung, über die Schwere, über die Schmerzen mit Dir spricht.

Klaus Eibach

Klaus Eibach

Der Autor Klaus Eibach ist Philosoph, Weisheitslehrer und medialer Gefühlscoach. In seinem gerade erschienen Buch „Philosophie der Gefühle“ beschreibt er Gefühle als eine bewusste Sprache der Seele. Gefühle wollen verstanden statt losgelassen, abreagiert, verdrängt oder therapiert werden, w...
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