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Leben

Das Leben ist wie eine Fahrt durch unterschiedliche Landschaften. Was auf dem Weg bremst und beflügelt, hängt von den Gedanken ab.

Auf manchen Strecken weht ein lauer Tropenwind zum offenen Fenster herein: Wir entspannen uns und möchten das Leben feiern. Dann schnuppern wir plötzlich Meeressalz in der Luft oder sind gezwungen, die Fenster fest zu schließen, weil es draußen kalt geworden ist und schneit. Unser Zug fährt mal schnell und zielstrebig, quält sich widerstrebend endlos bergauf und rast dann plötzlich fröhlich pfeifend durch weite Ebenen. Einige Menschen reisen jahrelang mit uns. Manche sind anstrengende, andere unterhaltsame Reisegefährten. Manche regen uns an, manche regen uns auf und nehmen so Einfluss auf den Reiseverlauf. Andere steigen am nächsten Haltepunkt aus, obwohl wir uns gar nicht trennen wollten. Es liegt nicht in unserer Macht, das Auf und Ab, das Kommen und Gehen, die Herausforderungen, die uns das Leben stellt, zu kontrollieren. Aber wir können Einfluss nehmen auf das Energiepotenzial, das unseren Zug antreibt, damit unsere Lokomotive ihre volle Kraft entfaltet und damit unsere Lebenskraft ungehindert fließen kann.

Leider werden wir im Heranwachsen viel zu häufig ausgebremst. „Nicht so schnell“, „Das macht man nicht“, „Dafür bist du noch zu klein“, „Du tust dir weh“, „Bleib lieber zu Hause“, hören wir. Diese elterlichen Bremsmuster werden in unserer psychischen Struktur verankert, so lange, bis wir uns selbst schließlich sagen: „Halte dich zurück!“, „Denke nicht, du könntest diese Rede halten, diese Reise wagen, diese Verantwortung tragen, diese Prüfung bestehen, diesen Traum leben“. Wie oft ringen in uns widersprüchliche Kräfte, die uns das Gefühl vermitteln: „Ich kann das nicht“, „Ich habe weder den Mut noch das Standing, um mich über die selbst gesetzten Grenzen auszudehnen“.

Über Grenzen gehen


Wie lässt sich diese Form von Selbstboykott auflösen? Über eine immer genauere Wahrnehmung von Gedanken, Gefühlen und körperlichen Empfindungen! Erlebe ich Ansporn oder Überwältigtsein? Werde ich hart und zieht sich alles in mir zusammen? Gebe ich mir das Recht, Ja oder Nein zu sagen? Welche Wirkung zeigt sich, wenn ich Ja oder Nein gesagt habe? Atme ich auf? Entspanne ich mich? Zeigt sich Schaffenskraft? Spielraum? Die Antwort: Ich bin dann mit verlässlicher Antriebskraft unterwegs, wenn im Körper Energie und Freude frei fließen können. Um über Kraftquellen souverän zu verfügen, brauchen wir aber auch Geduld, selbstkritische Reflexion und die Bereitschaft, wiederholt Fehler zu machen und daraus zu lernen.


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 111: „Unterwegs - ein Abenteuerheft"

UW111 Cover


Die richtige Lösung zeigt sich nicht immer unmittelbar. Ich habe gelernt, dass Entscheidungen, die Frustration und Durchhaltevermögen abverlangten, auf lange Sicht goldrichtig waren. Das hätte ich zwar schon von Anbeginn ahnen können, aber die Strecke war steinig und verlockte zum Aufgeben. Erst nach Jahren konnte ich mir auf die Schulter klopfen und sagen: „Toll, dass du den Mut hattest, über deine Grenzen zu gehen, sonst hättest du nie diese inspirierenden Erfahrungen machen können.“

Marie Mannschatz hat mehr als zwei Jahrzehnte in freier Praxis als Gestalt- und Körpertherapeutin gearbeitet. Sie praktiziert Vipassana-Meditation seit 1978 und wurde in den neunziger Jahren von Jack Kornfield zur Lehrerin ausgebildet.Marie Mannschatz lebt in Schleswig-Holstein und lehrt in Europa und USA.

Bilder © Pixabay

Marie Mannschatz

Marie Mannschatz

Marie Mannschatz hat mehr als zwei Jahrzehnte in freier Praxis als Gestalt- und Körpertherapeutin gearbeitet. Sie praktiziert Vipassana-Meditation seit 1978 und wurde in den neunziger Jahren von Jack Kornfield zur Lehrerin ausgebildet.Marie Mannschatz lebt in Schleswig-Holstein und lehrt in Europa ...
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