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Ich gebe es zu: Schon allein die Aussicht auf Temperaturen über 40 Grad lähmen mich – körperlich wie gedanklich. Doch glücklicherweise habe ich kleine Helferlein, die mich immer wieder unterstützen.

Um kreativ zu werden, muss man allein gehen können, steht in dem Buch, das ich gerade lese.Sich frei machen von allen gesellschaftlichen Konditionierungen. Von alleine kann heute keine Rede sein, was aber vorhersehbar war, da sich der Installateurstrupp angesagt hatte. Mein Ex kam zur Unterstützung, denn Männer verstehen sich untereinander eben besser als die kreative Frau und der praktische Installateur. Wenn ich ihm einen Chi-Kaffee anbieten würde, wären mir ein Augenrollen und ein brummendes „Äh“ sicher. Mein Ex würde einfach „Was zu trinken?“ fragen, und alle wüssten, was Sache ist. Doch das tatsächlich erleben zu dürfen, ist mir heute nicht vergönnt. Ein Krankheitsfall hält die Truppe fern, mein Ex macht sich trotzdem nützlich, nagelt den Boden meiner Terrasse, schneidet die Büsche. Und wieder einmal freue ich mich, dass wir unser „conscious uncoupling“ so gut hinbekommen haben. Bei manchen Ex-Paaren wächst ja nichts mehr, was es zu schneiden gäbe.

Normalerweise würde ich – wie jeden Mittwoch – tatsächlich alleine gehen, nämlich zum Bauchtanzen. Doch auch hier: ein Krankheitsfall. Danach wäre ein Alleingang zu einer Freundin geplant gewesen. Ich hasse es, mich zu wiederholen, aber: Auch sie ist ein Krankheitsfall. Und so werde ich es heute wohl nicht mehr schaffen, meine Kreativität durch Alleinegehen zu nähren. Also bleibt mir nur der andere Weg, nämlich die gesellschaftlichen Konventionen zu sprengen. Der Autor des Buches sagt, dass die Poesie dabei helfen kann. Poesie in dem Sinne, dass mit Sprache Lebens- und Welterfahrung, aber auch Deutung passiert. Deutung passiert in meinem Leben nicht nur dadurch, dass ich eins und eins zusammenzähle. Mathematik ist ja nicht gerade meine starke Seite. Vielmehr greife ich in solchen Fällen zu Karten jeglicher Art. Meine „Voll50 und halb philosophisch“-Karten sagen mir heute nur, dass ich meine eigene Geschwindigkeit finden soll. Ehrlich gesagt, kann ich mir das gerade nicht leisten, weil meine Redakteurin auf den Text wartet, der morgen zur Lektorin geht und am Freitag erscheinen soll. Meine Geschwindigkeit ist – wie erwähnt – lähmend, doch das ist heute ein Luxus, der unmöglich ist. Also greife ich zu einem Kartendeck für schöpferische Menschen und erhalte den Hinweis, dass Magisches dann passiert, wenn man es am ehesten erwartet. Nicht am wenigsten. Just saying.Temperaturen

Das bedeutet in meiner Welt nichts anderes, als dass ich das erfahre, was ich manifestiere. Und wenn ich dem Leitsatz „Fake it until you make it“ folge, der nichts anderes bedeutet, als dass man so lange tut, als wäre etwas schon eingetreten, bis es eintritt, finde ich es schon sehr magisch, dass ich einfach drauflosschreiben und mich selbst davon überraschen lassen kann, was dabei herauskommt. Praktisch bedeutet das: Ich habe so getan, als würde ich einen Blogbeitrag schreiben. Und das heißt, ich habe mich an meinen Schreibtisch gesetzt, eine neue Dokumentvorlage geöffnet und einfach einen Dialog mit Ihnen begonnen. Dabei habe ich die gesellschaftlichen Konventionen insofern gesprengt, dass ich Sie unhöflicherweise nicht zuerst gefragt habe, wie es Ihnen geht. Sondern gleich zu reden begonnen und vorausgesetzt, dass es Ihnen gut geht. Ich war sicher, dass ich Ihnen etwas Konstruktives zu sagen habe, wie ich es jeden Freitag tue. Obwohl ich anfangs keine Ahnung hatte, in welche Richtung es gehen könnte. Das ist nicht jede Woche so, seien Sie beruhigt. Viel häufiger verarbeite ich meine Erlebnisse und teile die daraus gewonnenen Erkenntnisse mit Ihnen. Doch heute muss ich gestehen: Ich habe Sie auf eine Entdeckungsreise mitgenommen, mit unbekanntem Ausgang.

Jetzt, wo wir am Ende angekommen sind, ist der Ausgang bekannt. Der Satz „fake it until you make it“ konnte bewiesen werden. Sollten Sie also einen Wunsch haben und nicht so genau wissen, wie er sich umsetzen lässt: Tun Sie einfach so, als wäre er bereits umgesetzt. Möchten Sie lieben, beginnen Sie bei sich selbst. Möchten Sie singen können, tun Sie's einfach, egal ob der Ton richtig oder falsch sitzt. Möchten Sie verreisen, überlegen Sie sich, was Sie in den Koffer packen würden. Das mag vielleicht nicht den gesellschaftlichen Konventionen entsprechen, die von uns erwarten, dass wir uns erst dann angemessen zu verhalten haben, wenn es die Realität erfordert. Quatsch! Wir schaffen unsere Realität selbst. Also los – lieben, tanzen, singen, verreisen – ich kann es, Sie können es auch!

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Bilder © Pixabay

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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