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Kaum zu glauben, dass ich bereits seit fünf Jahren hier auf Ursache\Wirkung meine Gedanken zum Dasein mit „voll 50“ verschriftlichen darf. Ein Abgleich.

Vor einem halben Jahrzehnt habe ich über den Besuch eines Flüchtlingsfestes berichtet. Und dieses Thema – also ohne Fest – ist gerade wieder sehr aktuell. Ich darf gar nicht über das Thema Integration nachdenken, denn sonst kommt es wieder zu einer Gehirnverstopfung wie letzte Woche. Die übrigens besser geworden ist dank der Musikdiät. Vor fünf Jahren ging es auf dem Fest natürlich nicht ohne Musik, nicht ohne Tanzen und nicht ohne männliche Energie. Und logischerweise muss ich an dieser Stelle Bob Dylan zitieren: „The times they are a-changin‘“.

Ein Jahr später ging es auch um männliche Energie, aber mehr um die gezielte Abwesenheit davon. Es ging darum, dass frau irgendwann an den Punkt kommt, sich um sich selbst kümmern zu wollen, weil alles andere scheinbar in die Irre, wahlweise in den Wahnsinn führt. Dass man auch ohne Männer feiern kann, vor allem seine Freiheit. Dass das interessanterweise die Attraktivität vergrößert, muss man sich erst auf der Zunge zergehen lassen wie Gurkeneis mit Holunder.

Im darauf folgenden Jahr wieder die männliche Energie, dieses Mal die virtuelle. In einer globalisierten Welt kann man sich an attraktive Menschen per Wisch hängen, je nach Lust, Libido und Launenhaftigkeit. Das ist seitdem gestiegen, vor allem auch durch die Viruszeit, wo ja quasi nichts anderes blieb als der Onlineflirt. Eine Freundin hat mir aus dieser Zeit erzählt, dass selbst ein distanziertes Treffen auf zwei Meter Entfernung nicht möglich war – tja, die Angst hält uns in Atem bei gleichzeitigem Jammern darüber, dass man sich nicht mehr umarmen kann. Doch von den C-Scheißerchen war hierzulande 2018 noch keine Rede. In Not war man(n) aber damals schon.

2019 dann die Wende. Offenbar hatte ich begonnen, die Lektion zu lernen. Nämlich jene, mich zuerst um mich selbst zu kümmern, bevor ich mich der Nöte anderer annehmen kann. Ist irgendwie logisch, doch bis die Leitung vom Hirn in den Rest des Körpers freigelegt ist, braucht es Zeit. Der operative Eingriff kann nur insofern erfolgen, dass ein gerüttelt Maß an Wunden sorgsam geflickt wird und wir jeden Tag beim Blick in den Spiegel daran erinnert werden, woher das Souvenir stammt und dass es reicht, eines davon zu besitzen.

Fünf

2020 wurde ich wieder rückfällig, allerdings ging es da um einen sehr kleinen Mann. Nicht im Sinne von Danny DeVito, sondern um einen bald Sechsjährigen, mit dem ich mich in einem Gespräch über das Wünschen wiederfand. Bald ist es wieder so weit, und er darf erwartungsvoll seinem Geburtstag entgegenfiebern. Ich fiebere meinen Wünschen nicht mehr entgegen, weil ich kaum mehr welche habe. Manchmal, wenn ich müde oder hungrig bin, kommt das eine oder andere, völlig irrwitzige Verlangen durch, doch mein innerer Kompass schaltet inzwischen sehr rasch in den Sinnhaftigkeitsmodus. Denn so weit schafft es mein Hirn selbst ohne Essen und Schlaf noch, dass es das einschätzen kann. Ob mir eine Sache kurzfristig oder langfristig guttut. Ob jemand, nach dem ich mich sehne, denn wirklich diese Sehnsucht rechtfertigt oder rechtfertigen kann. Ob hinter diesem Wunsch nicht einfach ein anderes Bedürfnis steckt. Da bin ich schon ziemlich gut darin, wenn es auch mein Ziel ist, mir nur mehr zu wünschen, was langfristig eine Perspektive hat. Privat wie beruflich. Und unter Perspektive ist jetzt nicht etwa der Ring am Finger oder die Anstellung auf Lebenszeit gemeint. Sondern eher etwas, was Freude und Frieden, Erfüllung und Energie schenkt. Werden diese vier zum Leitstern, wird man mit dem Wünschen sehr achtsam. Und das ist auch gut so, denn viel zu oft habe ich mir etwas gewünscht, was dann scheinbar dahergekommen ist und letztendlich augenscheinlich schiefgegangen ist. Es ist wie mit dem Essen: Man kann für den Gaumen essen oder für den Rest des Körpers. Ich habe mich für Letzteres entschieden und übe das jeden Tag.

Aktuell bin ich so damit beschäftigt, das alles in mein Leben zu integrieren, dass ich – siehe oben – für die externe Integration kaum Kapazitäten frei habe. Doch was beide verbindet, ist der Willen, andere Wege zu suchen und sie konsequent gehen zu wollen. In der Numerologie steht die Zahl Fünf für Veränderung. Insofern ist es nur logisch, dass sich dieser Wandel auch in meinen Beiträgen widerspiegelt. Außerdem befinden wir uns in einem Fünfer-Jahr (2+0+2+1 = 5), ich bin heuer 55 geworden. Sie können sich vorstellen, dass in meinem Leben und in meinem Bewusstsein heuer die Bärin tanzt. Jeden Tag. Auch ohne Fest. In diesem Sinne tanze ich mit der Bärin nächste Woche durch meinen Urlaub und berichte in der letzten Juliwoche davon. Bleiben Sie mir gewogen und nicht vergessen: tanzen!

Weitere Beiträge von Claudia Dabringer finden Sie hier.  
Bilder  ©  Pixabay

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
Kommentare  
# Katharina 2021-07-16 11:27
Ich freue mich jeden Freitag schon auf Ihren Blog und hoffe es folgen noch viele weitere! Schönen Urlaub
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