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Es war so erhellend zu hören, was mein Lehrer sagte: Zen ist nicht Meditation – was ich schon wusste, aber der leichteren Verständlichkeit halber öfter sagte.

Ich erkenne, dass ich mit dieser Vereinfachung, die die Dinge eher verfälscht, statt sie zu vereinfachen, Zen keinen guten Dienst erwiesen habe.

Ja, Zen ist wirklich ein Ritual, wie ist es möglich, dass ich, als ritualerfahrene Gruppenleiterin das Offensichtliche nicht vorher erfasst habe? Ob sich manche bewusst dagegen entscheiden, weil einem Ritual doch etwas Esoterisches, etwas Schamanisches gar anhaften könnte? Zu den oberflächlichen Esoterikern möchte man auf gar keinen Fall gehören und zu den wilden Schamanen auch nicht. Da hört sich doch „Form“ viel besser an, minimalistischer und auch gleichsam schwerwiegender, intellektueller.

Zen als Ritual, das ergibt wirklich Sinn. Ein Ritual, das dir jede*r versucht zu erklären, bevor die offizielle Sitzung begonnen hat. Ein Ritual mit einer festgelegten Art der Kleidung (jedenfalls wird es meist so gemacht), des Betretens des Raums, der Verbeugungen, des Hinsetzens und Aufstehens, des Sitzens selber, der Atmung. Das Bewegen, das Sprechen, das Chanten, auch das Gehen, Putzen, Gemüseschneiden, alles soll sich in geordneter, gesammelter, einheitlicher Weise vollziehen, mit so wenig überflüssiger Anstrengung und gleichzeitig maximalem Gewinn für alle Wesen.

Zen

Zu einer wahrhaftigen Begegnung mit dem Leben wird eingeladen. Es gibt viele kleine und ganz wenige große Begegnungen. Norman Fischer heißt mein Lehrer, und ich erfahre mit ihm, warum man keinen Lehrer braucht und warum Lehrer auch nichts zu lehren haben, sondern eher von einem selber lernen. Gleichzeitig erfahren wir auch, dass es genau deswegen ist, dass man einer Lehrerin begegnet, falls Mann oder Frau dazu bestimmt ist, überhaupt eine solche zu „haben“.

Es ist wie mit Zen. Kein Mensch braucht Zen, braucht heilsame Rituale. Das ist es ja, deswegen tut es so gut! Strenge und Spiel fallen ineinander. Man tanzt nach einer kargen, strengen und sehr langsamen Musik ohne Noten. Der Atem erweist sich als tragfähig.

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Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
Kommentare  
# astrid 2020-12-10 20:44
Danke für die Gedanken. Ich finde wir brauchen wieder mehr Ritualisierung des Alltags um Stabilität und Halt haben, um das Leben zu verlangsamen.
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