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Was ist das überhaupt: Befreiung? Und schließen wir dabei auch ein, dass wir uns, wenn es um „richtige“ Befreiung gehen soll, auch von Annahmen über den Begriff und von Missverständnissen befreien müssen?

Es ist in der Tat Buddha und kein anderer, der mir die Augen öffnet, Atemzug für Atemzug und Jahr für Jahr mehr, was er damit meint. In den verschiedenen Übersetzungen, die ich im Laufe der letzten Jahrzehnte gelesen und gechantet habe, wird dieses Wort gleichgesetzt mit „retten“ und „heilen“ („to free, to save, to heal all beings“). Jeder Übersetzung in eine der europäischen Sprachen (bei Sanskrit, Pali, Chinesisch und Japanisch kann ich nicht mitreden, dazu gibt es weitaus Berufenere als mich) ist ein wesentlicher Aspekt der „Befreiung“ eigen. Mir kommt es so vor, als habe Buddha erkannt, in welche Arten von Gefängnissen wir uns selbst stecken und stecken lassen und dann natürlich auch andere stecken. Und dass wir, um unsere Kondition, unsere Lage überhaupt vernünftig einschätzen zu können, schon wenigstens ein ordentliches Stück weit auf dem Weg eben jener letztendlich anzustrebenden Befreiung gegangen sein müssen, auch wenn eine Mini-Erleuchtung oder eine Kette von Mini-Erleuchtungserlebnissen unser früheres Leben sicherlich begleitet und uns motiviert hat, zu einem späteren Zeitpunkt eine aktive Suche, beherzt und entschlossen, zu beginnen.

Die Kunst der Befreiung
Schöpferisch tätig zu sein, ist uns Menschen zu eigen: Hier stimme ich Menschen wie Rudolf Steiner, Josef Beuys, die das Künstlertum vom hohen Sockel der Privilegiertheit herunterholen wollten – ganz ist es ihnen nicht gelungen –, sowie vielen anderen völlig zu. Wie nicht nur Jesus und Picasso wussten, dass wir, wenn wir Menschen künstlerisch, spirituell, ethisch frei denkend und handelnd sein wollen, wieder wie die „Kindlein“ werden müssen, ist heute in der Kreativitätsforschung fast ein Allgemeinplatz geworden. Es geht bei allem künstlerischen Ausdruck und, wie ich neuerdings glaube, auch bei allen spirituellen Erkenntniswegen darum, zu spielen, spielen zu können und wieder spielen zu lernen. Ich muss mich, mein Ich, loslassen können, mich wagen können, muss mich trauen, das Vertraute zu verlassen, und neugierig, völlig dem Sprung vertrauend, manchmal der Vision folgend, ins Nichtwissen aufbrechen. Wir wissen, das geht nur, vor allem in den langen Jahren des Lernens und Übens, in Atmosphären, in denen ich durchatmen kann, in denen ich ohne Angst bin, in denen ich ich selbst sein kann, mit allem, was mich ausmacht. Nur wenn ich nichts ausschließe, habe ich Kraft und Vertrauen für diesen kreativen Sprung. Bei diesem wird etwas gänzlich Neues entstehen. Ich springe sozusagen durch die Membran der Zeit hindurch und lande in der Ewigkeit, in der alle Gegensätze zusammenfallen. Hier geschehen Schöpfung, Heilung, Befreiung.

Wie nun kann ich dieses Zusammenfallen nicht nur einladen und mich beschenken lassen, sondern es so nähren, dass es verfügbar – oder verfügbarer – wird? Das ist für mich der spirituelle Weg, der sich vom Üben des künstlerischen Weges, den wir gewählt haben, kaum unterscheidet und doch ...
Auf die Kombination kommt es an! Das Sitzen mit dem Aufstehen mit dem Gehen verschränken. Das Nichttun mit dem Tun. Das noble Schweigen mit dem noblen Sprechen. Wir als Menschen sind endlich. Der Weg aber ist unendlich.

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Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
Kommentare  
# Sarah Nolder 2020-06-09 13:44
es ist wirklich eine Kunst...
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