Dr. Bernhard Stengg, Facharzt für Physikalische Medizin, über Gefahren und Risiken der Yoga-Praxis. Kann Yoga auch zu Schädigungen führen?
Zunehmend wird bei Yoga auch von Schädigung berichtet. Welche Gefahren gibt es?
Wo auf der einen Seite gerade die Wirbelsäule von den positiven Wirkungen von Yoga profitieren kann, ist die Kehrseite der Medaille das erhöhte Risiko, durch Extremüberstreckungen der Wirbelsäule vor alle die Halswirbelsäule zu schädigen. Eine weitere sehr problematische Position ist der Kopfstand, besonders wenn die Technik der Ausführung und die absolut notwendige optimale Ganzkörperspannung und Körperwahrnehmung nicht vorhanden sind. Besonders das längere Beibehalten eines Kopfstandes ist aus medizinischer Sicht aufgrund der völlig unphysiologischen und übermäßigen Halswirbelsäulenbelastung abzulehnen. Dies gilt für gesunde und bereits vorgeschädigte Personen.
Viele Menschen kommen aber aufgrund von Rückenproblemen zu Yoga. Was sollten sie besonders beachten?
Rückenpatienten können Yoga als ein optimal geeignetes Stilmittel für die Wiedererlangung einer guten Feinkörperwahrnehmung, einer bewussten Wirbelsäulenaufrichtung und zur Entwicklung einer gut koordinierten Ganzkörperspannung sehen.
Gibt es Fälle, wo Sie von Yoga überhaupt abraten?
Jede Methode ist nur so gut wie die Person, die sie ausführen. Yoga-LehrerInnen sollten auch in modernen medizinischen Inhalten und zeitgemäßer Trainingslehre inklusive Anatomie-Unterweisung ausgebildet werden. Wenn man gesunde Menschen mit bereits am Bewegungsapparat geschädigten Personen in Großgruppen mischt und Yoga ohne Rücksicht auf persönliche Defizite durchführt, darf man sich nicht wundern, wenn es zu teils schweren gesundheitlichen Zwischenfällen kommt. Wird Yoga jedoch ‚richtig‘ ausgeführt, überwiegt die positive Wirkung und ist auf jeden Fall zu befürworten.
Hier ein weiterer Artikel über Yoga und seine Risiken.
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