In diesen Tagen erleben wir, was es bedeutet, „wie die Jungfrau zum Kind“ zu kommen. Und Millionen Christen auf der ganzen Welt sind dankbar dafür, dass sie dieses Ereignis feiern können und dürfen. Mir ist es in diesem Jahr auch oft so gegangen, dass ich zwar nicht zum Kind, dafür aber zu Männern gekommen bin. Andere würden ganz royal von einem „annus horribilis“ sprechen – ich bin dankbar für die Erfahrungen und lächle in mich hinein.
Nummer Eins – ich kenne ihn rund 15 Jahre - stürzte mich schon Anfang des Jahres in gedankliche Purzelbäume, weil ich ihm auf meiner 50er-Party einen Job verschaffen wollte. Und obwohl ich das schon frühzeitig angekündigt hatte, kamen wir in terminliche Verwerfungen, die darin mündeten, dass er mich aufforderte, meine Party doch zu vertagen. Frei nach dem Motto: „Wenn Du's eh schon vier Tage nach hinten schiebst, sind vier Wochen doch auch kein Problem.“ Ich wurde leicht ausfallend. Später besann ich mich und bot ihm vom Flughafen in Doha aus die Friedenspfeife an. Wir wohnen in derselben Stadt – da läuft man sich leicht über den Weg und möchte ja nicht dauernd die Straßenseite wechseln. Die nächsten beiden öffentlichen Treffen verliefen harmonisch und wir verabredeten uns auf einen Kaffee bei mir zuhause. Nach drei Stunden Wartezeit ohne Update, Vertröstung oder Entschuldigung verabredete ich mich mit einer Freundin und frönte dem Kirschbier. Diesem Mann bin ich dankbar dafür, dass er mich gelehrt hat, Männern ohne Manieren jede weitere Chance zu entziehen. Das erste Mal – ja, er war ein Wiederholungstäter – habe ich noch sämtliche Augen zugedrückt. Das passiert mir nicht mehr. Dabei brauche ich niemanden, der mir in den Mantel hilft, meine Hand küsst oder mir an der Türe den Vortritt lässt. Doch ich neige sehr dazu, in Zukunft mehr nach dem Motto „Ein Mann, ein Wort“ zu agieren. „Ein Mann, kein Wort“ führt zur Eliminierung in meinem Leben.
Was mich zu Nummer zwei bringt. In meinem Blog habe ich mich ja schon einmal zum Thema „Ghosting“ ausgelassen, und auch am Ende des Jahres bleibe ich bei meiner Meinung, dass es ein absolutes Unding ist. Nummer Zwei ghostet seit mittlerweile fast 30 Jahren! Wie diese modernen Pop-Up-Shops tauchte er immer wieder in meinem Leben auf, stülpte es auf den Kopf und war dann unerreichbar, wenn es in irgendeiner Form ernst wurde. Wenn die Gefühle zu groß, die Distanz zwischen uns zu gering oder die Möglichkeiten eines Treffens zu konkret wurden. In äußerster Bedrängnis musste dann sogar die gute alte Männergrippe herhalten – als stünden dahinter inzwischen Myriaden von wissenschaftlicher Studien, die deren Existenz belegen würden. Denn nur dann könnten sie als glaubhafte Begründung dienen. Irgendwann platzte mir der Kragen, der inzwischen schon die Dicke eines Minerva-Gipses hatte. Seitdem ist Ruhe in Ghost Town, auch weil ich Adam Lambert berücksichtigt habe: „All my machines had been disconnected.“ Dankbar bin ich diesem Mann, weil er mich zu meinem Selbstwert zurück geführt hat. Dass er mir durch sein Verhalten klar gemacht hat, dass ich emotionale Stabilität auch im Außen brauche, so groß meine Liebe im Innen auch sein mag. Yo-Yo konnte ich noch nie.
Nummer Drei war mein ästhetisches Highlight. Ein wirklich schöner Mann, freundlich, zuvorkommend, erfolgreich. Anders als mein übliches Beuteschema, aber...WOW! Und abgesehen von der Tatsache, dass er mein berufliches Know-how für einen Apfel und ein Ei anzapfen wollte, wahlweise meine Lösungskompetenz leicht bis mittelschwer überdehnt hat, kann ich von wenig Ärger mit ihm berichten. Außer dass er vielleicht ein wenig schwer von Begriff war, doch das nehme ich gerne auf meine Kappe. Denke ja manchmal um so viele Ecken, dass ich ich mich selbst verirre. Das mit dem Ghosting beherrscht er auch ganz gut, wobei er viel unterwegs ist und zu außergewöhnlichen Zeiten arbeitet – da fällt mir Großzügigkeit leicht. Auch er poppt von Zeit zu Zeit in meinem Leben auf, stellt mich mal seinem Hund, mal seiner Mutter vor und verschwindet dann wieder. Lädt mich zu Veranstaltungen ein, an denen er teilnimmt, sagt mir aber prophylaktisch, dass er keine Zeit hat. Klare Verhältnisse. Der Sinn erschließt sich mir jetzt nicht unbedingt, aber in Jahren wie diesen freue ich mich ja schon über eindeutige Ansagen. Ihm danke ich für die Erkenntnis, dass es zwar ungemein schmeichelhaft ist, einen bekannten und gut aussehenden Mann an der Seite zu haben, dass das allerdings nur bedingt ausreicht. Kürzlich meinte er, ich wäre ihm „zu wenig Tussi“, aber eine schöne Frau. Flattering! Wir sind jetzt Freunde.
Nummer Vier hat mir verboten, über ihn zu schreiben. Als könnte mich das abhalten, davon zu erzählen, dass er mich mit sexuellen Angeboten verfolgt. Nein, er ist kein Stalker, sondern einfach jugendlich leichtsinnig. Sämtliche Warnungen inklusive Alterskeule können ihn nicht davon abbringen, mich als erotische Heilsbringerin zu sehen. Und auch hier fühle ich mich natürlich sehr geschmeichelt, was mir von einem anderen Mann seines Alters als durchaus gerechtfertigt bestätigt wurde. Diese Geschichte ist endenwollend. Denn bei allem Spaß an so einer Episode stelle ich doch fest, dass ich ausreichend davon in meinem Leben habe. Und auch wenn ich das das ganze Jahr über gespürt habe trotz temporären Tränen und lustvollem Leiden, so bin ich ihm doch sehr dankbar, dass diese Tatsache jetzt auch in meinem Kopf angekommen ist. Manche würden sagen, dass man nie genug Spaß haben kann oder wie dieser Mann zu sagen pflegt: „Live is short, honey. We will have a lot of fun!“. Ich allerdings brauche immer wieder Zeit, diesen Spaß sacken zu lassen, mich auch in ruhigen Zeiten daran zu freuen und nicht ständig aufzustocken. Und ich weiß jetzt durch die Begegnung mit ihm, dass ich mich von der Liebe finden lassen möchte. Ich weiß, sie sucht schon nach mir. Danke, Nummer Vier!