Klimaschtutz, Frieden stifren, Kranke und Alte betreuen - Wir stellen Ihnen acht Projekte für eine bessere Welt vor.
Frieden stiften: Zen Peacemaker
Kathleen Hoêtsu Battke, 62 Jahre, Sprachwissenschaftlerin, Autorin, Biografin, Vorsitzende der Peacemaker-Gemeinschaft Deutschland e. V.
Die Peacemaker-Gemeinschaft bilden Menschen, die sich aus ihrer spirituellen Praxis heraus gesellschaftlich engagieren. Basis sind drei Grundsätze: Nichtwissen, Zeugnisablegen sowie aus beidem heraus Aktivwerden. Meditation, Kreisgespräch und soziales Engagement bilden den Kern der Praxis. Felder unseres praktischen Engagements sind Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit, Angebote für Menschen mit Fluchterfahrung, Klima- und Artenschutz.
Ich schule meinen Geist im Nichtwissen, mein Herz im Zeugnisablegen, um immer Mitmensch zu sein. Wenn ich überhaupt etwas anstrebe, dann, so zu leben, dass ich weniger Leiden verursache, dass ich den Weg des Erwachens mehr und mehr verkörpere und wenigstens einem Menschen ein Beispiel sein kann für erfülltes Dasein.
Mein Traum ist, dass wir Menschen unser Verwobensein mit dem großen Organismus des Lebendigen begreifen. Ich will dazu beitragen, im deutschsprachigen Raum einen Lern- und Praxisort für Ökosattvas zu schaffen – damit wir so respektvoll über die Erde gehen, als liefen wir über das Gesicht unserer Eltern oder Kinder.
www.zen-peacemakergemeinschaft.de
Foto © Terese Clark
Klimaschutz: Hearts in the Ice
Sunnvia Sorby, Expeditionistin und Historikerin, und Hilde Falun Strøm, Polarforscherin
Im Jahr 2019 haben wir, Hilde Fålun Strøm und ich, unsere Vollzeitjobs gekündigt und das Projekt „Hearts in the Ice“ ins Leben gerufen. Wir wollten mehr über den Klimawandel erfahren, indem wir neunzehn Monate lang Daten aus der Arktis sammelten. In Spitzbergen standen wir vor großen Herausforderungen. Wir überwinterten dort allein in einer einfachen Blockhütte.
Die Arktis und die Antarktis sind zwei der größten Schätze unserer Erde. Wir wollen herausfinden, was wir tun können, um das Desaster des stattfindenden Klimawandels noch abzuwenden. Wir wollen Daten liefern und mehr über den Zustand unseres Planeten erfahren. Es ist uns wichtig, Menschen zu informieren. Dabei wollen wir sie inspirieren, aktiv etwas zu ändern, statt mit düsteren Prognosen zu deprimieren. Unsere Daten, die wir sammeln, und unsere Bilder sollen dazu beitragen, dass Menschen in der ganzen Welt sich in diese wilde, wunderbare Natur verlieben. Denn jeder schützt, was er liebt.
Foto © Hearts of Ice
Pflege und Betreuung: Zeitpolster
Gernot Jochum-Müller, Gründer von Zeitpolster
„Zeitpolster“ ist ein neues Betreuungs- und Vorsorgemodell. Wer heute anderen hilft, erhält Zeitgutschriften, die im Alter wieder gegen Betreuung eingelöst werden können. Dazu entwickeln und unterstützen wir Freiwilligenteams, die vor Ort aktiv sind und die die Betreuungsleistungen koordinieren.
Ich bin der Gründer von „Zeitpolster“ und freue mich über die Ausbreitung von „Zeitpolster“. Wir schaffen die Möglichkeit, auch im Alter noch selbst aktiv an der eigenen Vorsorge zu arbeiten, und vernetzen Menschen und Einrichtungen, um gemeinsam dem Notstand im Bereich Betreuung und Pflege zu begegnen. Mein Wunsch ist, dass jede Person einfach um Unterstützung fragen kann und diese auch erhält. So hat jeder Mensch im hohen Alter andere Menschen, die sich kümmern und sie unterstützen. Unser neuer Generationenvertrag auf Basis der Zeitgutschriften steht allen Menschen offen. Niemand muss allein sein.
Foto © Zeitpolster
Achtsamkeit für Kinder: The Toolbox Is You
Maria Kluge, MBSR-Lehrerin, Körpertherapeutin
Das Buch „The Toolbox Is You“ soll Menschen ermutigen, ihre angeborene Freundlichkeit zu erweitern. Die Forschung zeigt, dass wir nur durch das Selbsterkunden lernen. Es gilt, Dinge zu entdecken und voll darin einzutauchen. Die Neugierde erlaubt, zu erforschen und im Austausch in Beziehung zu sich und den Mitlesenden zu gehen. Das sich Vertiefen in den sieben Kapiteln, die uns durch das Buch tragen, unterstützt uns in unserer Konzentration, Intuition, Energie, Kreativität, Selbstwert, Mut, Vertrauen und unserem offenen Denken.
Meine Beteiligung ist liebevoll und schubsend beim Erforschen der Tiefe, damit eigene Ideen und Meinungen an die Oberfläche gelangen. Ich lade Leute ein, sich auf den Weg zu machen das eigene Potenzial zu spüren, sich zu beteiligen und nachzufragen, was gemeint ist. Ich meinerseits möchte mich überraschen lassen, was dabei herauskommt – ohne Bewertung und Festhalten. Mein Wunsch ist, dass Menschen mit ihren Initiativen Löcher in die Mauern bringen, die uns trennen, damit sie einstürzen und die Menschen wieder zu sich und zueinander finden.
Foto © Privat
Glück bringen: Action for Happiness
Antje Zingelmann, Hauswirtschaftliche Betriebsleiterin und Heilpraktikerin
„Action for Happiness“ ist eine internationale säkulare Bewegung, die durch die Stärkung von Wohlbefinden und Mitgefühl zu einer glücklicheren und zukunftsfähigeren Welt beitragen will. Die positive Psychologie bildet den wissenschaftlichen Hintergrund. Wir wollen eine neue Lebensweise kreieren, in der wir nicht nur auf unser eigenes Glück und Wohlbefinden achten, sondern genauso auf das unserer Mitmenschen. Dies tun wir, indem wir kostenlose Werkzeuge, wie Kurse, Webinare oder ein Happy-Café-Konzept zur Verfügung stellen.
Ich selbst habe bisher drei Kurse geleitet, schreibe jeden Monat Newsletter-Artikel, bearbeite unser E-Mail-Postfach, leite alle vierzehn Tage ein Online-Happy-Café, organisiere das Glückswochenende im kommenden Jahr mit und bin im Herzteam von „Action for Happiness“ im deutschsprachigen Raum aktiv. Denn wenn ich etwas Gutes für andere tue, dann steigere ich auch mein eigenes Glück.
Foto © Privat
Buddhistischer Lebenshof: Kibo Zen
Dr. Peter Klausmann, selbstständiger Unternehmer und Businesstrainer
Bei unserem Kibo-Projekt möchten wir auf Basis zen-buddhistischer Werte in Form eines Lehrbauernhofs als deutsch-französisches Gemeinschaftsprojekt Menschen zu einem Leben in Harmonie inspirieren. Das Projekt wird durch unseren deutschen Förderverein in enger Zusammenarbeit mit dem nahe gelegenen Soto-Zen-Kloster Ryumonji unterstützt. Ich selbst praktiziere Zen-Buddhismus seit mehr als zwanzig Jahren.
Wir bieten notleidenden Tieren ein neues Zuhause an, fördern Permakultur, kultivieren Gemüse, pflanzen Bäume und entwickeln dadurch einen Ort, an dem sich Zen-Buddhismus und Natur vermischen. Wir erschaffen ein neues Modell des Gemeinschaftslebens, das in der uralten Spiritualität des Zen-Buddhismus verwurzelt ist. Es geht darum, im Herzen der Natur zu leben, Tiere zu respektieren und durch Einfachheit dem Klimawandel zu begegnen.
Foto © Privat
Film: The Story of a New World
Johanna Jaurich, Regisseurin und Producerin
Ich arbeite derzeit als Co-Regisseurin an unserem weltweiten Impact-Filmprojekt mit dem Titel „The Story Of A New World“. Gemeinsam mit dem renommierten Green-Shooting-Produzenten Carl-A. Fechner versuchen wir, durch die Verbindung von konstruktivem Journalismus, einer Spielfilm-Rahmenhandlung und realen Lösungen für die Klimakrise zu einer Vision für eine nachhaltige Welt zu gelangen. Momentan befinden wir uns in der Pre-Produktionsphase. Mittels Crowdfunding und Impact-Investment finanzieren wir den Film und seine Impact-Kampagne unabhängig. Oscar-Preisträgerin Juliette Binoche hat für eine der Hauptrollen zugesagt.
Nach unzähligen Gesprächen, Tiefeninterviews mit Wissenschaftler*innen und jahrelangem Einsatz für nachhaltige Themen bin ich davon überzeugt, dass wir zwar ein großes Problemwissen zur Klimakrise haben, aber wenige Visionen, wie eine nachhaltige Welt aussehen kann. Ich betrachte meinen Beruf als Regisseurin als großes Geschenk, ich kann solche Visionen abbilden und zur sozialökologischen Transformation beitragen. Ich möchte Menschen dazu inspirieren, wieder mehr an ihre eigene und kollektive Gestaltungskraft zu glauben.
Foto © Nadine Wegfahrtt, fechnerMEDIA GmbH
Schwimmendes Land: Open Island
Joy Lohmann, Designer, Visual Storyteller und Aktivist
Die Nachfrage nach Schwimminseln steigt proportional zu den Meeresspiegeln. Es ist absehbar, dass in Zukunft mehr und mehr Menschen, gerade an den Küsten und Binnengewässern, existenziell von Überschwemmungen bedroht werden. Wir haben daher ein Selbstbausystem für schwimmende Plattformen aus Industrieabfall entwickelt. Die Vision entstand 2009, als sich mein Kunstwerk „future-islands“, eine schwimmende Garteninstallation, von alleine in ein komplett autarkes Biotop über und unter Wasser verwandelte. Dieser schöpferische Prozess der Natur selbst zeigte sehr deutlich und wunderschön ein riesiges Potenzial künstlicher Schwimminseln auf.
Die modularen „Open-Islands“ können Garten oder Unterkunft, Energie-Insel, Aquakultur oder Bühne sein für resiliente und nachhaltige Gemeinschaften. Da die Inseln sehr einfach aus Recyclingmaterial herzustellen sind, kommen sie direkt den Armen und den Betroffenen zugute. Das ist mein Traum für die Zukunft.
Foto © Privat
Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 119: „Zukunft gestalten"'
Hier finden Sie Beiträge, die das Ergebniss einer gemeinsamen Arbeit sind. Die Redaktion von Ursache\Wirkung hat hier zusammengearbeitet und diese Texte gemeinsam realisiert.
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