Die Dinge sehen, wie sie wirklich sind: Nach dem internationalen Erfolg des Buchs „Der ermächtigte Meister: Eine systemische Rekonstruktion am Beispiel des Skandals um Sogyal Rinpoche“ widmet sich der Soziologe Werner Vogd nun einem völlig anderen Thema. Er ist dem Phänomen Vipassana in einem mehrjährigen Forschungsprojekt nachgegangen.
Werner Vogd blickt selbst auf mehr als dreißig Jahre Meditationserfahrung zurück. Zusammen mit der freien Journalistin und Autorin Dunja Batarilo legt er ein fast 200 Seiten starkes Werk über Vipassana-Meditation vor. Vipassana gilt als älteste buddhistische Meditationsform, die direkt auf den Religionsstifter Siddhartha Gautama zurückgehen soll.
Nach einer historischen Einführung in das Thema widmen sich die Autoren dem populären 10-Tage-Vipassana-Kurs des S. N. Goenka. Der indische Meditationslehrer hatte diesen in den 1960er-Jahren entwickelt. Sein erster Vipassana-Kurs im deutschsprachigen Europa fand 1983 statt. Das Buch skizziert die verschiedenen Phasen dieses Kurses, erläutert die Inhalte und zeigt, welchen Sinn die einzelnen Übungen haben. In die Beschreibungen sind immer wieder Zitate von Meditierenden eingestreut, die berichten, was die Lehreinheiten bei ihnen persönlich bewirkten.
Vogt und Batarilo schreiben: „Vipassana-Meditation wirkt auf einer tiefen Ebene befreiend und dadurch heilsam (...). Die heilsame Kraft liegt, stark vereinfacht ausgedrückt, im freundlichen Beobachten, im Zulassen, im ‚An-Erkennen‘“, und weiter: „Es gibt keine Realität, die gleich bleibt, die wir festhalten könnten. Nichts ist stabil, alles ist in Bewegung, alles ist vergänglich – auch wir selbst. Durch Vipassana wird diese Wahrheit auf einer tiefen Ebene erfahren.“
Das Buch berührt. Es weckt Sehnsucht, die eigene Meditationserfahrung zu vertiefen, jenseits eines oberflächlichen Achtsamkeits-Lifestyles. Es gibt nichts zu erreichen. Es gibt keinen Himmel, keine höhere Transzendenz. Erlösung liegt ausschließlich in einer gelungenen Beziehung zu sich selbst, in der Wahrnehmung des eigenen Körpers und Geists.
Als ursprüngliche Methode des buddhistischen Wegs stellt Vipassana ein vollständiges spirituelles System dar, das jedoch Theorien und Konzepte hinter sich lässt. Es geht um die Kunst des Lebens und die Rückkehr zu einer realen, unmittelbaren Präsenz. Vipassana lehrt, die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind. Mehr kann man nicht erwarten.
Werner Vogd, Dunja Batarilo
Mitten im Leben – Frieden finden mit Vipassana-Meditation
Buch: Carl-Auer Verlag 2022
197 Seiten
Print: 19,95 €; E-Book: 18,99 €
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