Der Mensch beschreibt die Welt mit Worten. Um Weltbeschreibungen zu verstehen, muss die Bedeutung der Worte gewusst werden. Manche sind aber nicht allseits bekannt. Cis? Queer? Hier ein Überblick der wichtigsten Ausdrücke, in einem sicherlich unvollständigen Glossar.
Unsere Kultur ist geprägt von einer Sicht, nach der der Mensch einzig als Mann und Frau geschaffen wurde. Alles, was nicht dieser Sichtweise entspricht, wurde lange durch Tabuisierung, Pathologisierung und auch Verfolgung unsichtbar gemacht. In der deutschen Sprache gibt es kaum Begriffe für Menschen mit sexueller und geschlechtlicher Identität, die nicht gesellschaftlichen Normvorstellungen entsprechen.
Im Kaiserreich und in der Weimarer Republik verwendeten die Sexualaufklärer Karl Heinrich Ulrichs und später Magnus Hirschfeld Begriffe wie „Urning“, „Urninde“ oder „das dritte Geschlecht“, um schwule Männer und lesbische Frauen zu benennen. Die Bezeichnung „Homosexualität“ stammt aus dem angelsächsischen Raum und fand Eingang in viele Sprachen. Mit ihm sind aber immer noch nicht Bisexuelle, Transgender oder intersexuelle und asexuelle Menschen berücksichtigt. Für die Gesamtheit dieser diversen Gruppe hat sich deshalb im deutschsprachigen Raum die Bezeichnung „LSTQIA+“ eingebürgert. Es handelt sich dabei um ein Akronym, ein Wort, das aus den Anfangsbuchstaben der darin enthaltenen Bestandteile zusammengesetzt ist: Lesbisch, Bisexuell, Schwul, Transsexuell, Queer, Intersexuell, Asexuell. Mit dem Zeichen + wird angezeigt, dass es noch viele weitere Ausrichtungen gibt.
Aromantisch: Aromantische Menschen verspüren keine romantische Anziehung gegenüber anderen und haben kein Bedürfniss nach amouröser Annäherung an andere Individuen.
Asexuell: Asexuell zu sein, bedeutet, kein Interesse an sexueller Interaktion zu haben. BIPOC oder BIPoC: Abkürzung für „Black, Indigenous and People of Color“. Der Begriff ist eineSammelbezeichnung von Menschen, die aufgrund von Hautfarbe, Herkunft oder familiären Wurzeln Diskriminierungserfahrung haben.
Bisexuell: Als bisexuell bezeichnet man die sexuelle und/oder emotionale Orientierung hin zu mehr als einem Geschlecht. Der amerikanische Sexualforscher Alfred Kinsey fand heraus, dass sich die meisten Menschen zu einem gewissen Grad zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlen.
Cis(gender): Ein Begriff für Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen zur Geburt von der Gesellschaft zugewiesen wurde (vom lateinischen „cis“, „diesseits“, und dem englischen „gender“, „soziales Geschlecht“).
Diversität ist ein Wort für Vielfalt und wird in der Biologie und Soziologie verwendet. In Letzterer sind die Kriterien ethnische Herkunft, Alter, sexuelle oder Geschlechtsidentität, Religion bzw. Weltanschauung usw. enthalten.
Gender: Im Deutschen fehlen die Begriffe, um zwischen sozialen und biologischen Aspekten der Geschlechtlichkeit zu unterscheiden. Der englische Begriff „Gender“ wurde 1955 zuerst von John Money, einem neuseeländischen klinischen Psychologen und Sexualwissenschaftler, benutzt, der feststellte, dass es eine Differenz zwischen Geschlecht, „Sex“, als biologische Charakteristik und Gender als soziales Konstrukt gibt.
Genderfluid: Genderfluide Personen oder auch nichtbinäre Menschen sind bezüglich ihrer Geschlechtsidentität nicht festgelegt. Sie können über keine feste oder mehrere unterschiedliche Geschlechtsidentitäten gleichzeitig verfügen. Mit biologischem Geschlecht oder Geschlechtsmerkmalen hat die Nichtbinarität einer Person nichts zu tun.
Geschlechtsidentität: Aspekte des Erlebens von Zugehörigkeit zu einem Geschlecht.
Homosexuell: Bezeichnung für die emotionale und sexuelle Neigung zu Menschen des eigenen Geschlechts. Gleichgeschlechtliche Liebe und Lust sind in allen Gesellschaften und historischen Epochen durch entsprechende Quellen nachweisbar. Das Konzept einer heterosexuellen/homosexuellen Identität, also einer bewussten Festlegung des Individuums aufgrund einer eindeutigen Orientierung, ist ein Konzept, das erst in der Moderne entstand.
Intersexuell: Intersexualität verweist auf Menschen, die nicht in ein binäres Raster passen. Sie besitzen Unterschiede in der Anatomie, Hormonen und/oder Chromosomen. Bei der Geburt wurden und wird diesen Menschen oft ein Geschlecht zugewiesen, manchmal sogar durch chirurgische Maßnahmen. Untersuchungen zeigen auch, dass intersexuelle Neugeborene überdurchschnittlich oft verstarben: eine düstere Geschichte der Medizin, die derzeit erforscht wird.
Klassismus: bezeichnet Vorurteile oder Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder der sozialen Position und ist in der Regel gegen „niedere Menschen“ gerichtet.
Lesbisch/Schwul: Selbstbezeichnung homosexueller Menschen, egal, welche Geschlechtsidentität sie besitzen.
MSM: Abkürzung für Männer, die mit Männern Sex haben. Im Rahmen der AIDS-Prävention wurde festgestellt, dass manche Männer Sexualkontakte mit anderen Männern haben, ohne sich selbst als homosexuell zu bezeichnen. Die Bezeichnung wurde gewählt, um ungeachtet von der Eigendefinition eine Zielgruppe im Rahmen von Präventionsarbeit anzusprechen, ohne Selbst- und Fremddefinitionen vorzunehmen.
Pansexualität: Für pansexuelle Menschen spielen Geschlecht und Geschlechtsidentität bei sexueller und emotionaler Anziehung keine Rolle.
People (Person) of Color: politische Selbstbezeichnung von Menschen, die vielfältigen Formen von Rassismus ausgesetzt sind und aufgrund körperlicher und kultureller Fremdzuschreibungen der weißen Mehrheitsgesellschaft als anders und nichtzugehörig definiert werden.
Queer: Es gibt keine eindeutige Definition dieses Begriffs. Im weitesten Sinn bezieht er sich auf Menschen, deren sexuelle und geschlechtliche Identität nicht in die akzeptierten sozialen Modelle ihrer Zeit und Kultur passen.
Transgender: Der Begriff Trans(gender) ist ein Überbegriff für Menschen, deren Geschlechtsidentität sich von dem Geschlecht unterscheidet, das ihnen zur Geburt zugewiesen wurde (von lateinisch „trans“, „jenseits von“, „darüber hinaus“, und dem englischen „gender“, „soziales Geschlecht“). Ein Transmann besitzt eine männliche Geschlechtsidentität, eine Transfrau eine weibliche.
Transvestit*in: Bezeichnung für einen Menschen, der aus verschiedenen Beweggründen die Kleidung und Accessoires des anderen Geschlechts innerhalb eines binären Geschlechterverständnisses Mann/Frau trägt. Transvestitismus ist unabhängig von der sexuellen Orientierung und bedeutet nicht zwangsläufig, dass dieser Mensch sich wünscht, dauerhaft als das andere Geschlecht zu leben (von lateinisch „trans“, „jenseits von“, „darüber hinaus“, und „vestire“, „kleiden“).
„White Gaze“ („weißer Blick“) ist ein Phänomen, das zuerst in der amerikanischen Kunst und Kultur analysiert wurde. Bücher werden in der Regel für und aus dem Blickwinkel eines weißen Publikums geschrieben und geben dessen Erfahrungswelt wieder. Weiße Hautfarbe ist ein Standard, der gar keine Erwähnung findet. Hautfarbe wird nur genannt, wenn sie nicht weiß ist. Menschen nichtweißer Hautfarbe haben meist Nebenrollen
Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung Special №. 1: „Buddhismus unter dem Regenbogen"
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