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Buch

Beide Bücher werden im Doppelpack verkauft. „Der Guru trinkt Schnaps“ gibt es beim Kauf von „Leben ist Sterben“ gratis dazu. Der Verlag macht damit Werbung für Dzongsar Jamyang Khyentse, der als Reinkarnation eines 1959 verstorbenen tibetischen Lamas gilt. In seinen Büchern beschreibt er das Guru-Prinzip im Vajrayana, dem Tibetischen Buddhismus.

UW113 REZ BUCHXL Dzongsar UW113 REZ BUCHXL Guru     Dzongsar Jamyang KhyentseEs besteht in absoluter Hingabe und Gehorsam, die er als Praxis bezeichnet. „Tatsächlich ist sie die höchste aller Techniken“, meint Dzongsar.

2018 hält Khyentse in der buddhistischen Gemeinschaft Rigpa einen Vortrag über „Vajrayana-Buddhismus in der modernen Welt“. Sogyal Rinpoche, dem Gründer der Gruppe, waren von Schülerinnen und Schülern sexuelle Übergriffe und massive körperliche Gewalt vorgeworfen worden. Sogyal ist danach zurückgetreten und 2019 an einer Krebserkrankung gestorben. Nach Khyentse liege ein Missbrauch von Sogyal gar nicht vor, es handle sich lediglich um Missverständnisse. Er selbst würde Schülerinnen und Schüler sexuell, körperlich oder emotional missbrauchen, wäre er ein Mahasiddha, ein tantrischer Lehrer. Wenn das seinen Schülerinnen und Schülern auf dem Weg zum Erwachen helfe, wäre dies ein Gebot des Mitgefühls. Mahasiddhas verhielten sich aus Mitgefühl so – Verrückte aus Verrücktheit. Er sei jedoch kein Mahasiddha. Er übersieht, dass Sogyal und andere sogenannte tantrische Lehrer derzeit ihren Schülerinnen nicht beim Erwachen helfen, sondern sie traumatisieren.

„Es gibt wohl kaum ein spirituelles System, das besser in die heutige Zeit passt“, schreibt er und nennt es Buddhismus. Tatsächlich beschreibt er religiöse Vorstellungen im Vajrayana, also dem Tibetischen Buddhismus. Bardos, Zustände nach dem Tod, erklärt er so, als ob es diese sicher gäbe. Karma ist für ihn eine im Außen existierende Kraft: „Wenn man gutes Karma hat und eine neue Haushalthilfe sucht, findet man immer eine freundliche und ehrliche.“ Damit degradiert er Buddhismus zu einer Art Kindergarten-Esoterik.

Tibetischer Buddhismus hat wertvolle Methoden hervorgebracht und ist durch sein geheimnisvoll-mystisches Erscheinungsbild beeindruckend. Er könnte auch im Westen hilfreich sein, aber er gehört, wie jede Religion, kritisch hinterfragt und zeitgemäß interpretiert. Solange Skandale nicht aufgearbeitet werden, sich der Tibetische Buddhismus nicht einer Reinigung von innen heraus unterzieht, kann er kaum als das am besten geeignete spirituelle System bezeichnet werden.

Wer sich in das mystisch-religiöse Denk- und Praxisgebäude dieser Ausprägung des Buddhismus begeben möchte, wird in den beiden Büchern eine ergiebige Quelle finden.
Aufgeklärten, selbstbewussten und intelligenten Menschen, die Buddhismus jenseits von Esoterik suchen, können sie nicht empfohlen werden.

Rezensiert von Peter Riedl

 

Dzongsar Jamyang Khyentse
Leben ist Sterben – Wie wir uns auf das Sterben, den Tod und darüber hinaus vorbereiten können
Manjughosha Edition 2019
240 Seiten
Print: 19,90 €

&
Dzongsar Jamyang Khyentse
Der Guru trinkt Schnaps
Manjughosha Edition 2018
332 Seiten
Print: 22,90 €

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