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Buch

Hermann Hesses umfangreiche Korrespondenz lag bisher nur in Teilpublikationen vor. Nun ist der erste Band einer auf zehn Bände angelegten und als Ergänzung zu den ‚Sämtlichen Werken’ konzipierten Briefausgabe erschienen.

»Ich gehorche nicht und werde nicht gehorchen!«

Einer der einflussreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts, der sich unter anderem intensiv mit dem Buddhismus auseinandergesetzt hat, wird so für die Nachwelt noch besser zugänglich. Der Zitat-Titel Ich gehorche nicht und werde nicht gehorchen!, entnommen aus einem Schreiben Hesses vom 11.9.1892 an die Eltern, drückt eines der wichtigsten Leitmotive innerhalb Hesses literarischem Schaffen aus: die Verteidigung und Stärkung des unter dem gesellschaftlichen Anpassungsdruck leidenden Individuums. Kein Wunder somit, wenn Hesses Schriften weltweit besonders eifrig von Heranwachsenden und Sinnsuchern rezipiert werden.

Im von Herausgeber Volker Michels verfassten Vorwort erfahren wir bereits von Hesses rabiaten Briefen an dessen Vater aus der Nervenheilanstalt Stetten im Remstal, welche zu den herausragendsten Momenten innerhalb dieser Ausgabe zählen: „In der Briefliteratur des 20. Jahrhunderts gibt es neben Franz Kafkas «Brief an den Vater» nichts Vergleichbares an Verzweiflung, Freiheitsdrang und (bei Hesse mit Schiller-Zitaten unterfütterter) Überzeugungskraft.“

Doch geht es nicht nur um die Krise eines hochsensiblen Jugendlichen, sondern auch um die Etablierung eines begabten jungen Mannes als Dichter und die mit einer literarischen Existenz in der Regel verbundenen Nöte: „Es kommt nun darauf an, ob mein Roman Erfolg hat oder nicht. Hat er Erfolg, so kann ich Mitte oder Ende 1904 heiraten, andernfalls bleibt es beim alten Sumpf. Quod Deus bene vertat.“ (lat. Gott möge es zum Guten wenden.)

Im letzten hier enthaltenen Brief vom 26.12.1904 zieht Hesse dann noch kurz Resümee, wenn er schreibt: „Mir ist ja seither allerlei passiert, ich bin verheiratet usw., und leider ist mit dem früheren Geldmangel auch ein großer Teil meiner schönen Freiheit verschwunden. Die übertriebenen Erfolge des Peter [Camenzind] haben mich – vom Geld natürlich abgesehen – nicht eben gefreut, ich werde ja förmlich Mode, und das wollte ich nie.“ Wie Hesse sein weiteres Schicksal persönlich erlebt und reflektiert hat, werden wir im zweiten Brief-Band erfahren. Man darf gespannt sein...

Briefe
Suhrkamp 2012
661 Seiten
 
Rezensent: Christian Rieder
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