Ein Mann, nennen wir ihn Dominik, litt an Migräne. Der plötzliche Kopfschmerz trat mehrmals im Monat auf. In dieser Zeit zog sich Dominik ins Schlafzimmer zurück. Dort musste es ruhig und dunkel sein.
Dominik lag nur im Bett. Ein kühles und feuchtes Tuch, das er sich auf die Stirn legte, linderte den pochenden Schmerz. Dominik war ganz allein und litt in der Stille.
Seine Frau und die Kinder wussten, dass sie ihn nicht ansprechen sollen. Denn Dominik reagierte in dieser Zeit überempfindlich auf Reize. Seine Hausärztin verschrieb ihm Medikamente. Sie riet ihm, es mit einer Psychotherapie zu versuchen. Dominik wehrte sich da gegen.
Doch die Hausärztin blieb hartnäckig, weil bei Dominik die Migräneattacken häufiger wurden und er nach stärkeren Medikamenten fragte.
Die ersten Einheiten in der Psychotherapie waren für ihn schwierig. Denn Dominik war allen Menschen gegenüber verschlossen. Er tat sich schwer, über seine Gefühle zu sprechen. Daher begann der Therapeut mit Entspannungstechniken. Mit der Zeit vertraute Dominik dem Therapeuten.
Er ließ sich darauf ein, ein Schmerztagebuch zu führen. Dabei stellte sich heraus, dass die Migräneattacken zunahmen, wenn Dominik viel Stress hatte.
Für Dominik war das ein Aha-Moment.
Denn er hatte nicht an einen Zusammenhang zwischen den Schmerzen und der Psyche geglaubt.
Dominik war oft angespannt. Er musste einen Kredit für die Eigentumswohnung abzahlen. Doch seine Firma hatte wirtschaftliche Probleme. Dominik hatte Angst vor der Kündigung. Er erzählte seiner Frau nichts davon.
Seine Frau machte ihm wiederum Vorwürfe, dass er zu wenig Zeit für die Kinder habe. Auch die Schwiegereltern machten Druck.
Statt Nein zu sagen, reagierte der Körper mit Migräneattacken auf den Stress.
Die Migräne zwang Dominik zum Rückzug.
Schon in der Kindheit hatte Dominik gelernt, nicht auf seine Gefühle zu achten.
Wenn er Angst hatte oder sich unwohl fühlte, hörte er von seinen Eltern Phrasen wie „Reiß dich zusammen“ oder „Stell dich nicht so an“.
Dominik lernte in der Therapie Methoden zur Stressbewältigung.
Noch viel hilfreicher war es, dass er in dem Therapeuten zum ersten Mal einen Menschen fand, dem er sich emotional öffnen konnte und der ihn mit seinen Gefühlen und Ängsten ernst nahm.
Mit der Zeit lernte Dominik, mehr auf sein inneres Wohlbefinden zu achten. Dazu passt folgender Satz, der Buddha zugeschrieben wird: „Achte auf die Melodie des Lebens, die in dir schwingt.“
Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 130: „Stille“
Bild Teaser & Header © Unsplash




