Viele Bilder zeigen den Buddha korpulent und lachend. Der Körperkult hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. Heute wird Dicksein diskriminiert und verachtet. Schon kleinen Kindern wird vermittelt, dass nur ein schlanker und fitter Körper erstrebenswert ist.
Die Auswirkungen dieses Schlankheitskults, der sich gegen das Dicksein stellt, sind katastrophal, wie folgende Geschichte zeigt: Eine Person ging in Psychotherapie, weil sie an einer Depression erkrankte. Im Zuge der Therapie stellte sich heraus, dass sie auch eine Essstörung hatte. Doch das wollte sie lange Zeit nicht sagen. Denn die Essstörung war mit Scham verbunden.
Die Betroffene war in der Schule als „Dickerchen“ gemobbt worden. Sie fühlte sich isoliert und ausgegrenzt. Sie versuchte alles Mögliche, damit ihr Körper normschlank wurde. Sie nahm Nahrungsergänzungsmittel, Fettblocker und ging ins Fitnessstudio. Sie praktizierte Yoga, las Selbstoptimierungsbücher und meditierte, um mehr Willenskraft und Disziplin aufzubauen. Doch all das half wenig.
Die Person ging irgendwann nicht mehr ins Meditationszentrum, weil sie sich als Versagerin fühlte. Auch von Familientreffen hielt sie sich fern, weil die Eltern immer wieder vorwurfsvoll meinten, dass sie schon wieder zugenommen hätte. Sie begann, sich und ihren Körper zu hassen. Sie fühlte sich durch den Kampf, eine andere sein zu wollen, ausgebrannt und hatte keine Energie mehr. Darunter litten die Leistungen bei der Arbeit. Schlafstörungen, ein mangelndes Selbstwertgefühl, unangemessene Schuldgefühle und sogar Suizidgedanken waren weitere Folgen.
In der Therapie lernte die Betroffene, sich von negativen Glaubenssätzen wie „ich muss schlank sein, um glücklich zu werden“ zu lösen. Sie hörte auf, Forderungen an ihren Körper zu stellen. Kamen böse Gedanken über ihr Aussehen hoch, sagte sie innerlich „Stopp“. Sie beschäftigte sich weniger mit dem Essen, sondern mit Dingen, die ihr guttaten. Sie entwickelte langsam Mitgefühl mit sich selbst.
Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung № 123: „Buddha heute"
Gleichzeitig begann die Person, ihren Freundeskreis und das Verhalten in sozialen Medien zu verändern. Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn in unserer Gesellschaft sind der Schlankheitswahn und ein Fitnesskult weitverbreitet. In der Werbung, in Spielfilmen, im Fernsehen, in Zeitschriften und in sozialen Medien sind meist normschlanke Menschen zu sehen. Wer dick ist, dem wird oft unterstellt, dass er faul, ungepflegt und unmotiviert sei. Natürlich sind solche Vorurteile falsch.
Hier kann es helfen, dass wir uns nicht mehr mit anderen Personen vergleichen. Statt für das perfekte Aussehen zu kämpfen, ist es sinnvoller, sich für Akzeptanz und Vielfalt einzusetzen. Die Gesellschaft der Zukunft kann nur als eine vielfältige bestehen. Dies gilt auch für den Buddhismus. Wer Vielfalt bei sich selbst und bei anderen zulässt, kann Leiden verringern.
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