Was Psychotherapie und Buddhismus verbindet – eine Geschichte über soziale Phobie.
Angsterkrankungen gehören neben Depressionen zu den häufigsten Gründen, warum Menschen eine Psychotherapie in Anspruch nehmen. Doch nicht jede Angst ist krankhaft. Ängste sind eine natürliche und sinnvolle Reaktion auf Gefahren und Bedrohungen, allerdings können sie auch zu stark ausgeprägt sein und außer Kontrolle geraten. In solchen Fällen kann es vorkommen, dass sich Menschen abgrenzen.
Dieses Phänomen ist auch gesellschaftlich zu beobachten, wenn sich Gruppen und Länder aus Angst abschotten. Bei Menschen können verschiedene Arten von Angsterkrankungen auftreten, teilweise mit Panikattacken einhergehen. Eine Psychotherapie kann helfen, die inneren Angstgrenzen zu überwinden – wie folgende Geschichte zeigt. Frau B. litt an einer sozialen Phobie. Für sie war es unerträglich, wenn sie sich mit mehreren Menschen treffen sollte.
Sie hielt es nicht aus, in einer Gruppe im Mittelpunkt zu stehen. Sie hatte Angst, sich unangemessen zu verhalten, kritisiert oder zum Gespött zu werden. Sie glaubte, die anderen würden hinter ihrem Rücken über sie tuscheln. Die Angst machte sich auch körperlich bemerkbar. Bei Familienfeiern bekam sie Herzklopfen und Schweißausbrüche. Mit der Zeit zog sie sich zurück. Vor Teamsitzungen in der Arbeit meldete sie sich krank. Damit riskierte sie, ihren Job zu verlieren. Dies war der Zeitpunkt, als sie in die Psychotherapie kam.
Der Buddhismus und die Psychotherapie haben einige Gemeinsamkeiten, wenn es darum geht, innere Angstgrenzen zu überwinden. Im Buddhismus wird davon ausgegangen, dass bei übertriebenen Ängsten die Wahrnehmung im Hier und Jetzt getrübt sein kann. So können unkontrollierte Ängste mit früheren Lebenssituationen zu tun haben. Daher wird in Achtsamkeitsübungen der Fokus auf das Hier und Jetzt und das Loslassen von Vergangenem gelegt.
Diese Zugangsweise passt zu manchen psychotherapeutischen Verfahren. Auch bei Frau B stellte sich heraus, dass ihre Ängste weniger mit der gegenwärtigen Situation, sondern mit Erlebnissen aus der Vergangenheit zu tun hatten. Frau B. erzählte in der Therapie, dass sie in der Kindheit oft an einen anderen Ort übersiedeln musste. Dies hing mit dem Beruf ihrer Eltern zusammen. Frau B. wechselte häufig die Schule, sie wurde von den Mitschülern gemobbt. Jeder Umzug war mit neuen Ängsten verbunden. Von den Eltern erhielt sie wenig Sicherheit. Denn diese waren in erster Linie mit ihren Berufen beschäftigt.
Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 113: „Grenzen überschreiten"
Frau B. hatte die Ängste aus der Vergangenheit verinnerlicht, was ihr aber zunächst nicht bewusst war. In der Psychotherapie gelang es ihr, die Ängste langsam zu überwinden. Achtsamkeitsübungen halfen ihr, mit der inneren Unruhe besser umzugehen. Gleichzeitig wurde in der Therapie an der Stärkung ihres Selbstvertrauens gearbeitet. So lud sie zunächst einige gute Freundinnen zu sich ein. Im Laufe der Zeit gewann sie so viel innere Sicherheit, dass sie an Gruppentreffen mit fremden Personen teilnehmen konnte.
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