Ayya Khema zählt zu den Pionieren der buddhistischen Erkenntnis im Westen. Sie inspiriert noch heute weltweit Menschen auf ihrem spirituellen Weg. Ihr Lebensthema: keine Angst vor Vergänglichkeit und Loslassen. Am 25. August hätte sie ihren 100. Geburtstag gefeiert.
Ayya Khema ist als jüdisches Kind nur knapp dem Holocaust entkommen. Zuerst in den USA, dann in Asien. Mit ihrem Mann reiste sie in die hintersten Winkel der Welt, als es noch keine Rucksacktouristen gab. Amazonas, Pakistan, Neuseeland. Überall wusste sie sich durchzuschlagen. In Australien baute sie eine Biofarm auf. Dort begegnete ihr der Mönch Phra Khantipalo. Sie begann Meditation zu lehren und ihre Erkenntnis zu teilen. Es entstand der Wunsch bei Ilse Ledermann, so hieß sie damals noch, die Lehre Buddhas zu vertiefen. Nachdem sie sich mit ihrem Mann auseinandergelebt hatte, entschied sie sich, mit 55 Jahren Nonne zu werden.
In ihrer Biografie „Ich schenke euch mein Leben“ schreibt sie darüber, dass sie auf ihren Reisen vieles ausprobiert und verstanden hätte, „dass die Welt einen nicht beglücken kann“. Auf ihren Touren sei ihr klar geworden, dass Ruhe und Frieden „nichts mit den schönsten Plätzen der Erde oder den interessantesten Erlebnissen zu tun haben. Sie sind nur im eigenen Herzen zu finden“. In Deutschland ist Ayya Khema in den 1990er-Jahren einem größeren Publikum bekannt geworden. Als buddhistische Nonne, die in einfachen Worten die komplexen Inhalte der Lehrreden des Buddha vermitteln konnte. Eine Gabe, die sie zu nutzen wusste, ohne abzuheben. Sie war zu Gast in Talkshows. Zeitungen berichteten über ihr Leben. In den Jahren in Deutschland schrieb sie mehr als 20 Bücher. Dabei war Ayya Khema eher durch einen Zufall wieder nach Deutschland gekommen. Auf Sri Lanka tobte der Bürgerkrieg. Und so nahm sie die Einladung von Anhängern an, auch in Deutschland zu lehren. Überall, wo Ayya Khema war, hinterließ sie Spuren. Sie unterrichtete, baute Retreat-Zentren auf, sogar ein Nonnenkloster in Sri Lanka. Sie war ein Organisationstalent.
Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung № 125: „Geist & Gehirn"
Der von Ayya autorisierte Dharma-Lehrer, Roland Nyanabodhi, schätzte ihre „authentische Art“. Dass sie „klar und deutlich den Weg nach innen“ beschreiben konnte. Das hätte auch der singhalesische Lehrer Nyanarama erkannt und sie aufgefordert, die „verlorene Kunst der Meditation“ zu lehren. In Deutschland hat Ayya das Buddha-Haus im Allgäu aufgebaut. Nach nur acht Jahren intensiver Lehrtätigkeit in Deutschland starb sie am 2. November 1997 im Alter von 74 Jahren. Ihre Asche ist im Stupa im Garten des Buddha-Hauses eingelassen. Roland Nyanabodhi erinnert an ihre Offenheit für Mystiker anderer Religionen. Sie verstand alle Meditierenden als Übende im Raum der Erkenntnis. Für sie war es belanglos, ob jemand Katholik war oder Atheist. Sie wollte allen helfen, reines Glück und Frieden durch die Meditation zu finden.
Das Erkennen und Loslassen unheilsamer Anhaftungen übte sie in ihren Kursen. Sie hatte erfahren, dass Akzeptanz der Vergänglichkeit eine Befreiung ist.
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