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Leben

Zum zweiten Mal fand am Samstag, den 14. Januar 2023, in Berlin-Mitte eine Gehmeditation zwischen den Botschaften der Ukraine und Russlands statt. Organisiert werden die kleinen Demos von den örtlichen Thich Nhat Hanh-Sanghen. Die U\W-Reporterin Anne Albrecht war für uns vor Ort.

Mitte Januar in Berlin. Ein grauer Samstagmorgen. Ich freue mich, dass der Regen aufgehört hat und ich mit dem Fahrrad fahren kann. Die Backsteinkirche in Kreuzberg strahlt im Licht der Goldenen Stunde. Es sind noch wenig Menschen auf den Straßen. Ich bin auf dem Weg zum Treffpunkt einer Demo: „There is no way to peace – peace is the way“, „Es gibt keinen Weg zum Frieden – Frieden ist der Weg“.

Die Demo findet wegen des Ukraine-Krieges schon das zweite Mal statt. Sie ist von Buddhist*innen der Thich Nhat Hanh-Sanghen in Berlin organisiert. Thich Nhat Hanh, der kürzlich verstorbene buddhistische Mönch und Friedensaktivist. Ich bin sehr früh vor Ort. Eine kleine Grünanlage in Sichtweite der ukrainischen Botschaft. Freundliche Gesichter begrüßen mich. Es gibt vorbereitete Schilder mit einer Kalligrafie von Thich Nhat Hanh: „Peace in myself – peace in the world“, „Frieden in mir selbst – Frieden in der Welt“, ist auf ihnen zu lesen.

Die Gruppe hat viele dieser Schilder vorbereitet. Es sind genug, dass sich fast jeder der ca. 70 Teilnehmenden eines umhängen kann. Das ergibt ein schönes Bild der Zusammengehörigkeit. Etwas verspätet beginnt die Demo bei trübem Himmel. Wir versammeln uns in einem großen Kreis. Die Route, die wir gehen wollen, wird erläutert: ukrainische Botschaft, ein Hotel in der Albrechtstraße, wo Martin Luther King in den 60er Jahren einmal zu Gast war, Russische Botschaft und zurück zur ukrainischen Botschaft. Die Route soll in langsamer Gehmeditation absolviert werden. Wie Gehmeditation funktioniert, wird für die Anfänger*innen kurz erklärt. Ein Aspekt ist es, beim Gehen dem Atem nachzuspüren.

Frieden

Dann setzt sich die Gruppe in Bewegung. Schweigend. Die Polizei hat routiniert die Straßen abgesperrt. Autofahrer*innen nehmen es gelassen. Leute auf dem Bürgersteig sind neugierig und bekommen von den Teilnehmenden Handzettel mit Erläuterungen zur Demo. Erster Stopp nach 200 m vor der ukrainischen Botschaft. Eine Klangschale erklingt. Ein Gedicht wird verlesen. Wieder die Klangschale. Ruhigen Schrittes geht es weiter. Nur ein paar Hundert Meter. Schweigeminute zu Ehren Martin Luther Kings.

Inzwischen haben die Wolken die Sonne freigegeben. Sie zeigt uns den Weg zur russischen Botschaft. Wir laufen über die Friedrichstraße und Unter den Linden. Weiter schweigend. Meditativ. Ich spüre trotz Traurigkeit, wenn ich an die Folgen des Krieges für die Menschen denke, eine innere Ruhe. Passant*innen fragen mich nach der Bedeutung des Schriftzuges auf den Schildern. Ah, Thich Nhat Hanh! Jemand scheint den Namen zu kennen.

In den Bäumen vor der russischen Botschaft hängen ein paar ukrainische Flaggen. Wieder Stopp. Klangschale. Gedicht. Klangschale. Schweigen. Die Gruppe begibt sich auf den Rückweg zum Ausgangspunkt. An der ukrainischen Botschaft findet die kleine Demo ihren Abschluss. Es soll im Abstand von 3 Monaten weitere Friedensdemos dieser Art geben.

Zum Aufwärmen gehen viele noch in ein nahegelegenes Cafe. Ich stelle fest, dass ich mit Leuten aus der Theravada-Tradition, aus dem Zen, Christentum, Einsichtsdialog und Extinction Rebellion zusammensitze. Wir denken an gemeinsame Freunde, die zur gleichen Zeit in Lützerath gegen den Braunkohleabbau demonstrieren und sprechen über Gemeinschaft. Das hier fühlt sich wie Sangha, buddhistische Gemeinschaft, an.

Wer sich anschließen möchte, erhält Infos von der Organisatorin Bettina Romhardt.

Anne Albrecht ist Softwaretesterin, seit 2003 beschäftigt sie sich mit dem Buddhismus. Sie war 13 Jahre in einer Theravadasangha bis sie sich dem Zen zuwandte.


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Anne Albrecht

Anne Albrecht ist Softwaretesterin, seit 2003 beschäftigt sie sich mit dem Buddhismus. Sie war 13 Jahre in einer Theravadasangha bis sie sich dem Zen zuwandte.
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