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Leben

Eine satirische Reise in die Vergangenheit, die zeigt, dass Buddha nur aufgrund eines Fenchel-Chutneys überlebte.

Es muss 500 oder 600 Jahre vor der aktuellen Zeitrechnung gewesen sein, so genau weiß ich das nicht mehr. Aber was sind schon hundert Jahre mehr oder weniger? Ich war gerade in der Gangestiefebene, dem heutigen Grenzgebiet zwischen Nepal und Indien, unterwegs. Ich liebe diese Region. Das feuchtwarme Klima, den Blick nach Norden auf den Himalaja gerichtet, im Süden die liebenswerten, aber etwas verrückten Inder mit ihrer noch verrückteren Küche. Ich hatte soeben die Niederschrift der Upanishaden beendet. Meine satirische Fassung indischer philosophischer Ideen.

Erschöpft von der monatelang dauernden Schreibarbeit, genoss ich die fette, fast dämpfige Luft, die durch die Nähe des Hochgebirges dennoch etwas leicht Erfrischendes hatte. Da erblickte ich am Wegesrand eine bedauernswerte Kreatur. Ein Asket, abgemagert bis auf die Knochen, ohnmächtig im Straßengraben, dem Tode nahe. Ich erkannte blitzschnell, dass ihn nur eines vor dem endgültigen Ende retten konnte: mein Fenchel-Chutney. Umgehend erstand ich bei einem vorbeiziehenden Händler einige Fenchelknollen, dazu Tomaten und Ingwer. Am Wegesrand schnitt ich Pilze. Andere Zutaten für den heilsamen Sud, den ich gedachte, zuzubereiten und dem Sterbenden einzuflößen, um das Schlimmste zu verhindern, hatte ich ohnehin immer bei mir. Sojasoße. Ich meine, welchen Sinn hat das Dasein ohne Sojasoße?

Fenchel

Nach kürzester Zeit ging es dem Asketen erwartungsgemäß besser, und er fand seine Sprache wieder. Sein Name sei Siddhartha Gautama, von Adel, ein „Hausloser“, wie sich die umherziehenden Asketen dieser Zeit selbst nannten. Auf der Suche nach Erleuchtung. Klar, wer sollte sich sonst freiwillig zu Tode hungern, außer einem religiösen Eiferer. Im weiteren Gespräch stellte sich aber heraus, dass er ein kluger Kopf war und gar nicht so fanatisch, wie es zunächst den Anschein hatte. Eher zerrissen und verzweifelt. Ein ehrlich Suchender. Die nächsten drei Tage pflegte ich ihn, und wir kamen ins Gespräch. Ich klärte ihn mehr oder weniger ausführlich darüber auf, was es mit Brahma, so nannten sie ihren Gott, auf sich hatte, mit der Ewigkeit, dem Universum, der Erleuchtung. Wir sprachen über „Anicca“, „Dukkha“ und „Anatta“, dem bedingten Entstehen, Leersein und dem ganzen Kram, und was das alles mit Sojasoße zu tun hat. Er machte große Augen. Dann verordnete ich ihm noch einige Tage den Fenchel. Nachdem er soweit körperlich wie philosophisch gestärkt war, humpelte er davon. Ich hörte bald, dass er „Shakyamuni“, „Tathagata“ oder auch „Buddha“ genannt wurde, was alles etwa das Gleiche bedeutet: „der Weise“, „der Vollendete“, „der Erwachte“. Ich musste zugeben, trotz einiger kleinerer Missverständnisse war das meiste, das er nunmehr lehrte, vollkommen richtig. Er hatte mir also tatsächlich zugehört. Ich versuchte diese ganze Aufklärungssache einige Jahrhunderte später dann noch einmal bei einem gewissen Yeshua aus Galiläa. Das hat nicht so gut funktioniert – aber dies ist eine andere Geschichte und wird vielleicht ein anderes Mal erzählt werden.


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 117: „Meditation"

UW117 Cover


Fenchel-Chutney

Für 4 Personen:

2 Fenchelknollen
2 Zwiebeln
1 Chilischote
1 Stück Ingwer, daumengroß
10 Champignons
2 Tomaten
400 g passierte Tomaten, stückig
2 TL brauner Zucker
1 EL Sojasoße
4 EL Sesamöl
Salz

Zubereitung:

Ingwer und Chili in kleine Stücke schneiden.
Den Fenchel waschen, die „Finger“ und das untere Ende abtrennen, halbieren und dann in dünne Streifen schneiden.
Zwiebeln schälen, halbieren und in dünne Ringe schneiden.
Die Pilze säubern und in Scheiben schneiden. Die Tomaten waschen und in Stücke schneiden.
In einem Wok Öl erhitzen, Chili und Ingwer anbraten, den Fenchel hinzugeben und ca. 5 Minuten mit braten. Die Zwiebeln hinzufügen und weiter braten, bis diese goldgelb werden. Champignons und Tomaten hinzugeben. Zucker hinzugeben, salzen und köcheln lassen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist – als Chutney oder bissfest. Mit Sojasoße abschmecken.
Mit Reis, Kartoffeln oder Naan servieren.

 
Gustav Toomer ist Reisender. Seine eigentliche Profession liegt aber genauso im Dunklen, wie der Ort, an dem er lebt, wenn er gerade nicht unterwegs ist. Im Grunde genommen weiß niemand wirklich, wer er ist.

Bild Teaser & Header © Pixabay

Gustav Toomer

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Gustav Toomer ist Reisender. Seine eigentliche Profession liegt aber genauso im Dunklen, wie der Ort, an dem er lebt, wenn er gerade nicht unterwegs ist. Im Grunde genommen weiß niemand wirklich, wer er ist.
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