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Leben

Ein Sommertag in den 1980er-Jahren in Saanen im Berner Oberland. Es war heiß, das Zelt voller Menschen. Auf der Bühne saß auf einem schlichten Küchenstuhl ein weißhaariger Inder in einem weißen Hemd. Die Stille, die von diesem Mann ausging, verbreitete sich in konzentrischen Ringen in dem riesigen Zelt.

In diese Stille hinein sagte der indische Philosoph Jiddu Krishnamurti: „Menschen, die die Flamme der Unzufriedenheit in sich haben, sind selten. Die meisten von uns vernichten die Unzufriedenheit, statt sie zu einer verzehrenden Flamme werden zu lassen.“

Manchmal ist man im richtigen Augenblick am richtigen Ort, und ein Mensch sagt den einen Satz, den man braucht, um aufzuwachen aus einem langen Schlaf. Bei mir war dieser Mensch Jiddu Krishnamurti. Seit meiner Kindheit hatte mich ein Gefühl des tiefen Ungenügens begleitet. Ich bin in der Nachkriegszeit aufgewachsen, in einer Zeit der falschen Fröhlichkeit, in der die Menschen Vergnügungen nachholen wollten, die sie im Krieg entbehren mussten. Wenn die Frauen sich auf dem Weg zum Bäcker oder Metzger trafen, sprachen sie darüber, dass man „froh und zufrieden“ sein müsse, noch am Leben zu sein und ein Dach über dem Kopf zu haben. Und ich, das Kind, sah, dass in den harten und angespannten Gesichtern nichts Frohes war, sondern eine tiefe Bitterkeit. In der Pubertät wurde dann meine „ständige Unzufriedenheit“ das beherrschende Thema. Ich konnte mir mühelos ein anderes Leben vorstellen, in dem Begeisterung, Neugier und vielleicht sogar Übermut sein durften. Ein Leben, in dem ich mich ausprobieren und herausfinden konnte, was mir möglich war und mich glücklich machen würde. Als dann irgendwann Konstantin Wecker sang „Genug ist nicht genug“, war das für viele Jahre mein Lied.

Unzufriedenheit

 

Zufriedenheit war für mich ein sensibles Thema. Ich wollte das Recht auf Unzufriedenheit und Empörung haben; ich wollte nicht einverstanden sein müssen mit persönlichen, politischen und sozialen Verhältnissen, die ich für verbesserungsbedürftig hielt. Deshalb brauchte ich lange, um zu erkennen, dass diese von meiner Elterngeneration so plakativ behauptete und als ein Muss vorgetragene Zufriedenheit vielmehr Resignation war. Ich folgte meiner Unzufriedenheit und engagierte mich bei AIDA, der von Ariane Mnouchkine gegründeten Nothilfeorganisation für verfolgte Künstler. Zog in eine andere Stadt, und dann in eine weitere. Ging monatelang mit dem Rucksack auf Reisen und landete schließlich im indischen Pondicherry im Ashram von Sri Aurobindo, dieser Insel der Schönheit und Stille. Dort fiel meine Unruhe von mir ab. Ich hatte das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein, und begriff, dass ich all die Jahre an falschen Orten und auf falsche Weise gesucht hatte. Ich wusste aber auch, dass dies nur eine Station auf meinem Weg war.

Es sind nicht die äußeren Umstände, die unseren inneren Frieden stören; es ist unser Geisteszustand, der Frieden und Unfrieden erschafft.

Die Vorträge von Krishnamurti machten mir klar, dass äußere Veränderungen, auch wenn sie sinnvoll und kurzfristig beglückend waren, meine innere Unruhe nicht stillen konnten. Meine Unzufriedenheit war ein Ruf aus einer anderen Dimension, dem ich folgen musste. Zwei Jahre später führte mich mein Weg in das Zen, und als mein Zen-Meister mich im Dokusan fragte, warum ich Zen üben wollte, sagte ich zu meiner eigenen Überraschung: „Ich möchte im inneren Frieden leben.“ Ich wollte im Frieden sein. Es begann die oft mühsame und frustrierende, aber wertvolle Arbeit des Sitzens auf dem Kissen, bei dem ich meinen Geist mit all seinen Tricks gründlich kennenlernte. Denn es sind nicht die äußeren Umstände, die unseren inneren Frieden stören; es ist unser Geisteszustand, der Frieden und Unfrieden erschafft.

Der Ruf tritt in unser Leben als ein diffuses Unbehagen, für das sich keine gesundheitlichen oder gravierenden äußeren Gründe finden lassen. Etwas stimmt nicht, etwas scheint zu fehlen. Leider haben wir von Kindheit an gelernt, dieses Gefühl im Keim zu ersticken. Neulich im Supermarkt begann ein Kind in seinem Buggy zu weinen. Die Mutter griff ins Regal, holte ein Quetschie heraus und schob dem Kind die Saugöffnung in den Mund. Die Stillung des Unbehagens durch Essen und Trinken funktioniert in späteren Jahren dann zuverlässig. Wir brauchen unbedingt unser Feierabendbier oder die Lieblingsschokolade und zum Einschlafen ein Glas Rotwein. Auch das Shoppen oder das Konsumieren von Netflix-Serien kann das Unbehagen für kurze Zeit in Schach halten. Krishnamurti schreibt: „Die meisten von uns finden sehr leicht Befriedigung: in der Küche, in einem religiösen Kreis oder in der Politik. Auf diese Weise wird der Geist allmählich und unausweichlich immer enger und kleiner, während er doch eine riesengroße Kapazität hat.“

Da hilft nur eins: Wir müssen uns still in den Sessel oder auf ein Meditationskissen setzen und das Unbehagen einladen, sich zu zeigen. Es hat vor der verschlossenen Tür unseres Geistes gestanden und unablässig angeklopft; jetzt stürmt es herein wie alle Gäste, die man zu lange hat warten lassen. Das müssen wir aushalten, das haben wir uns schließlich selbst eingebrockt. Wir hoffen auf ein nettes kleines Unbehagen, mit dem wir auf zivilisierte Weise verhandeln können. Aber nichts zu machen. Das einmal entfesselte Unbehagen ist erschreckend riesig, es lässt sich mit keiner Süßigkeit, keinem Vorschlag für eine hübsche Unternehmung bestechen. Es ist, wir erkennen es mit Entsetzen, eine bodenlos tiefe, uns ganz und gar ausfüllende Unzufriedenheit mit allem, was ist.

Wir müssen uns still in den Sessel oder auf ein Meditationskissen setzen und das Unbehagen einladen, sich zu zeigen.

Das ist der entscheidende Moment. Wenn wir jetzt nicht aufspringen, zum Telefon oder zum Weinglas greifen, können wir etwas Erstaunliches entdecken: Diese bedrohliche Energie, vor der wir immer davongelaufen sind, beruhigt sich nach dem ersten heftigen Aufflammen allmählich von selbst. Wir brauchen sie nicht zu leugnen, wir können sie nicht zudecken und schon gar nicht in etwas Angenehmes verwandeln. Ein Leben lang haben wir uns unbewusst mit diesem Unbehagen identifiziert. Jetzt erkennen wir, dass es nur ein vorübergehendes Phänomen in unserem Geist ist.

Was bleibt, wenn wir der Flamme der Unzufriedenheit erlaubt haben, all unsere Überzeugungen, Urteile und Vermeidungsstrategien zu vernichten? Es entsteht eine nie gekannte Weite im Geist, ein Gefühl der Freiheit und Leichtigkeit. Wir suchen keine Befriedigungen im Äußeren mehr, wir sind im Frieden. Wir werden uns hüten, dieses beglückende Gefühl aufs Spiel zu setzen; nicht wir ändern unser Leben, es gestaltet sich von selbst um. Wahrscheinlich müssen wir uns von vielem trennen – Lebensplänen, Verpflichtungen, Dingen, vielleicht sogar von Menschen. Wir vergleichen uns nicht mehr mit anderen; hadern nicht mit Umständen, die wir nicht ändern können; beklagen uns nicht über Vergangenes und träumen uns nicht in eine glanzvolle Zukunft hinein, weil wir erkannt haben, dass die Gegenwart die einzige Zeit ist, die existiert.


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 118: „Zufriedenheit"

cover 118


Im Mahayana-Buddhismus wird davon gesprochen, dass es 84.000 Tore zum Dharma, zum Erwachen, gibt, und die brennende Unzufriedenheit ist eines dieser Tore. Wir können sie wie einen düsteren Durchgang betrachten, an dessen Ende uns das Licht der Freiheit und Weite erwartet. Hinter diesem symbolischen Tor ist die Landschaft unseres Geistes eine völlig andere. Vorher haben wir uns abgetrennt vom Ganzen gefühlt, jetzt erkennen wir unsere Verbundenheit mit allem, was ist. Bei den Lehrern und Lehrerinnen, denen ich begegnen durfte, habe ich gesehen, welch tiefe Wirkung ein Mensch hat, der durch eines dieser Tore gegangen ist. Es ist eine besondere Erfahrung, in den Kreis eines Menschen einzutreten, der nicht mehr von seinem Ego beherrscht wird. Er ist im Frieden und strahlt bedingungsloses Mitgefühl aus. Für diese Menschen ist es selbstverständlich, sich gegen Hass, Diskriminierung und Gewalt zu engagieren. Denn Zufriedenheit im spirituellen Sinn richtet sich nicht in einer bequemen privaten Nische ein. Sie führt zu klarer Wahrnehmung, und wer die Dinge in ihrer Tiefe sieht, muss einfach handeln: kraftvoll und zum Wohl des Ganzen.

Margrit Irgang, Schriftstellerin und Meditationslehrerin, praktiziert Zen seit 1984, seit 1992 bei Thich Nhat Hanh. Sie leitet Retreats, schreibt Bücher und Rundfunksendungen zu den Themen Spiritualität und Achtsamkeit und bloggt auf: www.margrit-irgang.blogspot.de.

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Margrit Irgang

Margrit Irgang

Margrit Irgang, Schriftstellerin und Meditationslehrerin, praktiziert Zen seit 1984, seit 1992 bei Thich Nhat Hanh.Sie leitet Retreats, schreibt Bücher und für Rundfunksendungen zu den Themen Spiritualität und Achtsamkeit und bloggt auf:www.margrit-irgang.blogspot.de.
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