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Leben

Der deutsche Filmemacher Jesco Puluj zeigt in seinem Erstlingswerk „Weltreise mit Buddha“ die verschiedenen Facetten des Buddhismus auf drei Kontinenten – von Thailand bis Botswana.

Wie sind Sie dazu gekommen, mit Buddha auf Reisen zu gehen?

Eigentlich wollte ich mich mit der historischen Figur des Buddha auseinandersetzen und der Frage nachgehen, wie er sich fühlen würde, wenn er in der heutigen Welt lebte. Zur Recherche bin ich nach Thailand gereist. Dort habe ich Phra Julien, einen Mönch, der ursprünglich aus Kanada stammt, porträtiert. Er lebt vollkommen zurückgezogen. Sein Porträt wurde ein zehnminütiger Kurzfilm. Das Feedback war so gut, dass ich beschloss, in diese Richtung weiterzuarbeiten. Ich wollte, dass sich solche inspirierenden Begegnungen wiederholen. Also begab ich mich auf die Suche nach Mönchen und Nonnen in verschiedenen Ländern, und so nahm die Weltreise mit Buddha ihren Lauf.

Hatten Sie schon vorher einen Bezug zum Buddhismus?

Ja, ich hatte Meditationserfahrung. In Deutschland besuchte ich öfters ein Vipassana-Zentrum. Ich sah mich aber nicht als Buddhist. Die Lehre und wofür Buddha steht, empfand ich als sehr spannend, deshalb wollte ich mich als Filmemacher genauer damit auseinandersetzen und herausfinden, wie Buddhismus heute praktiziert wird. Der Plan war, mir anzuschauen, wie Nonnen und Mönche leben und was Buddhismus für sie bedeutet. Eine Frage war auch, was ich persönlich für mich aus dem Buddhismus und den Erkenntnissen vom Ordensleben ziehen kann.

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Wie lange hat Ihre Reise gedauert?

Ich war ein Jahr unterwegs von Thailand nach Nepal, über die Mongolei bis nach Südafrika, um nur einige Länder zu nennen. Nach dem Besuch des ehemaligen buddhistischen Mönchs Victor, der einen buddhistischen Skulpturenpark in Irland erschaffen hat, machte ich eine kurze Pause zu Hause.

Wie haben Sie die Ziele und Tempel ausgewählt?

Nach Interesse und Faszination. Ich habe versucht, ein besonders vielfältiges Bild des Buddhismus zu zeigen. Kontraste waren mir dabei wichtig. Da gibt es den kanadischen Mönch Julien in Thailand, der sehr abgeschieden lebt und eine unheimliche Entspanntheit und Glückseligkeit ausstrahlt. Im Gegensatz dazu besuchte ich auch Mönche in Tokio. Die Mönche betreiben dort eine buddhistische Bar und leben nach weniger strengen Regeln. Sie schenken sogar Alkohol aus und spielen in einer Musikband.

Sie verbrachten für den Film einige Zeit in einem Kloster in China. Wie ist es Ihnen dort ergangen?

Es war sehr speziell dort. Anfangs hatte ich gar nicht vor, am Klosterleben aktiv teilzunehmen. Eigentlich wollte ich, wie schon in den anderen Klöstern auch, mehr eine beobachtende Rolle einnehmen. Das Kloster ist bekannt für seine Wunderheilungen. Als ich dort ankam, war davon aber keine Spur. Wie es der Zufall so wollte, gab es vor Ort einen Kameramann, der bereit war, mich zu filmen. So ergriff ich die Gelegenheit und nahm am Klosterprogramm teil. Es war ein Selbstversuch für den Film, der zusätzliche Einblicke zu den Porträts bieten soll.

Wie lange waren Sie dort?

Etwa zwei Wochen. Es war, wie gesagt, alles ziemlich spontan. Mich ganz zurückziehen und die Zeit wirklich zur Einkehr nutzen konnte ich nicht, denn ich habe gleichzeitig auch den Kameramann anleiten müssen. In diesem Sinne war es schon schwierig, mich ernsthaft mit dem Buddhismus zu beschäftigen. Es gab auch eine große sprachliche Barriere, ich habe fast nichts verstanden. Kaum einer dort konnte Englisch.

Ein weiteres Ziel Ihrer Reise war Botswana. Sehr ungewöhnlich.

Mein Ziel war es, die Vielfalt des Buddhismus zu zeigen. In einem der Klöster, die ich in China besuchte, erzählte man mir von einem buddhistischen Tempel in Botswana, einige Mönche aus dem Kloster lebten dort. Das wollte ich mir anschauen. Ich fand es sehr passend, zu zeigen, dass sich auch in Afrika, vor allem in Südafrika, ziemlich viel in Bezug auf den Buddhismus tut. Das überraschte mich anfangs.

Wie kann man sich den Tempel in Botswana vorstellen?

Dort leben fünf Mönche und führen ihre täglichen Rituale genauso weiter, als wären sie in China. Es war dort allerdings sehr wenig los. Die meiste Zeit waren sie für sich alleine, sonst war niemand da. Sie hatten das Gebäude in der Hoffnung gebaut, dass andere Menschen dorthin kommen würden. Persönlich fragte ich mich auch, wer da kommen soll, außer jene Chinesen, die in der Umgebung wohnen.

Hatten die Mönche ein missionarisches Ziel?

Die Chinesen wollen ihre Kultur dort stärken. Sie wollen zur religiösen Vielfalt beitragen. Ich empfand es als harmlos. Mein Ziel war es, zu zeigen, was dort ist. Der Zuschauer soll sich ein Bild davon machen können. Hätte ich etwas gesehen, was komisch wäre, hätte ich es dokumentiert.

Der Film zeigt unterschiedliche Ausprägungen des Buddhismus. Empfanden Sie Dinge als kritisch?

Es wird viel Geld in den Bau und Erhalt von tollen Gebäuden gesteckt, auch wenn die Bevölkerung rundherum sehr arm ist. Damit ist der Buddhismus aber nicht alleine, das findet in allen Religionen statt. Vor allem in Thailand gehört es dazu, dass jeder ab und zu etwas an buddhistische Einrichtungen spendet. Da gibt es natürlich auch Veruntreuungen von Geldern.

Was hat Sie am meisten beeindruckt?

 Immer wieder zu sehen, wie sehr die Nonnen und Mönche durch den Buddhismus Halt und Sinn im Leben gefunden haben. Sie waren nicht mehr auf der Suche. Sie ruhen im Buddhismus, haben im Kloster und in ihrer Lebensweise ihr Ziel gefunden. Das fand ich sehr eindrücklich.


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 114: „Balance finden"

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Am Anfang vom Film sagen Sie: „Vielleicht werde ich selber Buddhist.“ Sind Sie einer geworden?

Die buddhistischen Rituale gefallen mir, aber als Buddhist würde ich mich nach wie vor nicht bezeichnen.

Hat sich trotzdem durch den Film bei Ihnen etwas verändert?

Die buddhistischen Werte sind stärker in mein Bewusstsein gerückt. Viel häufiger erinnere ich mich auch im Alltag an die Bescheidenheit mancher Nonnen und Mönche.

Tipp zur Vertiefung: Jesco Puluj, Weltreise mit Buddha, Happy Entertainment 2020. Den Trailer finden Sie hier.


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Teaser / Beitragsbild © Jesco Puluj

Ester Platzer

Ester Platzer

Ester Platzer, 1979, lebt in Wien und ist Mitglied der Chefredaktion bei Ursache\Wirkung. Davor lebte und arbeitete sie viele Jahre in Ostafrika. Ester absolvierte ihr Magisterstudium in internationaler Entwicklung an der Universität Wien.
Kommentare  
# Björn Bock 2021-12-28 11:20
Ein schönes Interview über einen bestimmt sehr interessanten Film! Leider habe ich ihn damals verpasst, als er in ausgewählten Kinos lief, das werde ich jetzt wohl nachholen.
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