„Sei dir selbst ein Licht“ soll der sterbende Buddha seinem treuen Begleiter Ananda geraten haben. Welch ein wunderbares Vermächtnis, gültig über alle Jahrtausende hinweg. Sich selbst zum Leuchten bringen und dadurch auch für andere ein Licht sein, ein Wegweiser, eine Quelle von Herzenswärme und Mitgefühl.
Werden wir nicht von Natur aus zum Licht hin gezogen? Wie kann ich mir selbst ein Licht sein?
Ich spüre mein Leuchten, wenn ich im Einklang mit mir bin, wenn ich Freude ausstrahle, wenn ich mich selbst zwitschern höre. Ich leuchte, wenn ich mit spielerischer Leichtigkeit, mit Humor und Flexibilität Verbindung herstellen kann und ein Aufblitzen in den Augen meines Gegenübers sehe. Stilles Vergnügen facht mein Feuer an, auch eine gute Mahlzeit, eine geliebte Stimme, Musik. Schönheit hat Leuchtkraft, ebenso wie Ruhe und Klarheit.
Und wie tief werde ich in diesen Corona-Krisentagen angerührt von menschlicher Großzügigkeit und Kreativität. Da beschließt ein Arbeitsteam, dass jeder zum nächsten Zoom-Meeting einen Hut aufsetzen soll. So haben sie sich vorher noch nie gesehen, ihnen geht ein Licht auf. Da stellt sich jemand mit seinem Ghettoblaster im Hinterhof auf das Garagendach und leitet alle Nachbarn auf den Balkonen zum Fitnesstraining an. Da erlässt eine Vermieterin dem durch das Shutdown verwaiste Yoga-Studio die Miete für mehrere Monate. Mir geht das Herz auf, wenn ich die #quarantinestories von Brandon Stanton auf seiner Instagram-Seite „humansofny“ lese. Brandon hat die Fähigkeit, völlig Unbekannten Geschichten zu entlocken. Er schreibt sie auf, pointiert, unsentimental. Dann fügt er noch ein Porträtfoto hinzu und erfreut damit inzwischen mehr als zehn Millionen Abonnenten.
Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 112: „Für eine bessere Welt"
Was nährt die besten Kräfte in dir, was bringt dich zum Leuchten? Beschäftige dich mit dir selbst (meditiere!), damit du weißt, was du Tag für Tag brauchst, um deine Mitte nicht zu verlieren, wenn der Erregungslevel steigt. Wie reagierst du auf Stress? Welche Gedanken tun dir gar nicht gut? Was hilft dir, Schweres zu ertragen? Eintauchen in die Schönheit der Natur, ein sauberes, ansprechendes Umfeld, Herzenskontakt über alle Distanzen hinweg, respektvoller Umgang mit körperlichen Bedürfnissen, ein gutes Buch, Stille? Finde den Witz in deinem Alltag und bring dich selbst zum Lachen. In diesen herausfordernden Zeiten können wir nur mit größtmöglicher Wachheit anwesend sein, immer wieder innehalten und uns auf unser mitfühlendes Herz besinnen. Was auch gerade geschieht: Wir öffnen uns für die gegenwärtige Erfahrung, achtsam forschend, was jetzt verstanden werden möchte und wie wir vom Herzen her antworten können. Wer erlebt all dies Werden und Vergehen? Wer ist dieses leuchtende Ich, durchdrungen von Bewusstsein, Wahrnehmung, Gefühl? Was möchten wir sein, in der Zeit, die uns geschenkt wird, zwischen Geburt und Tod? Treffen wir eine Wahl, Tag für Tag, und bringen wir uns selbst zum Leuchten.
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