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Leben

Der Experte für Traumaintervention und Konfliktlösung David Berceli ist Begründer der Methode ‚Tension and Trauma Releasing Exercises’ (TRE), mit deren Hilfe chronische Verspannungen, die durch traumatische Erfahrungen im Körper entstehen, gelöst werden können.


Adam, ein 26-jähriger Soldat des US Marine Corps, hat insgesamt zwei Jahre im Irak gedient. Bei seinem letzten Aufenthalt wurde er durch einen Selbstmordattentäter schwer verletzt. Nach seiner Rückkehr in die USA litt er an Panikattacken und kaum beherrschbaren Aggressionen, die sich auch gegen die ihm nahestehenden Personen richteten. Er bezeichnet es als großes Glück, dass er an einem dreitägigen TRE-Workshop mit David Berceli teilnehmen konnte. Schon nach dem ersten Tag war es ihm möglich, die Nacht durchzuschlafen, nach drei Tagen hatte er einen Großteil seiner Spannungen aus dem Körper herausgeschüttelt. Die Übungen macht er weiter. Sie helfen ihm, sich wieder gesund und glücklich zu fühlen, wie er sagt.
TRE-Gründer Berceli bezieht sein Wissen aus der Naturbeobachtung: „Wenn eine Gazelle von einem Löwen angegriffen wird, es aber schafft, zu entkommen und sich in Sicherheit zu bringen, wird ihr ganzer Körper so lange zittern, bis er die überschüssige Energie ausgeschüttelt hat.“
Auch wir Menschen haben diese natürliche Fähigkeit zu zittern, wenn wir geschockt sind und Angst haben, wenn wir nervös oder wütend sind. Schlotternde Knie, zitternde Hände, klappernde Zähne und eine zittrige Stimme werden mit Angst und Schwäche assoziiert und deshalb meist unterdrückt. Diese Ich-Kontrolle bringt Körper und Denken in einen Konflikt. Der Körper möchte zittern, aber der Kopf (das Ego) weigert sich, es geschehen zu lassen, aus Angst, die schmerzhaften Erinnerungen neuerlich zu erleben. So bleibt die Muskulatur in einem chronisch kontrahierten Zustand, die neuroendokrine Reaktion bleibt erhalten und die Persönlichkeit verändert sich.

Traumaforscher Berceli hat eine Reihe von sechs einfachen Übungen entwickelt, die das Zittern, den sogenannten neurogenen Tremor, hervorrufen und so eine Lösung von Verspannungen in tiefen Muskelschichten ermöglichen. Durch die Entladung dieser überschüssigen Energien kann der Körper zu einem Zustand der Ruhe und Entspannung zurückkehren, was sich wiederum auf den Geist auswirkt. Dieses Körper-Geist-Kontinuum ist wesentlich für den Traumaheilungsprozess.

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Bercelis Theorie geht davon aus, dass jedes menschliche Wesen die Fähigkeit hat, traumatische Episoden zu erfahren, zu ertragen und sie zu überstehen. „Ohne diese Fähigkeit hätte unsere Spezies nicht überleben können“, meint der Begründer des TRE-Institutes, dessen Ziel es ist, internationalen und lokalen Organisationen, deren Angestellte in traumainduzierenden Umgebungen leben und arbeiten, fachkundige Unterstützung bei der Traumaheilung anzubieten. David ist seit 15 Jahren Traumaberater und hat für internationale Hilfsorganisationen und staatliche wie nichtstaatliche Organisationen, deren Personal in traumainduzierenden Umgebungen lebt und arbeitet, umfassende Programme zur Traumabewältigung und Konfliktlösung entwickelt und durchgeführt.
„Wenn ein traumatisches Erlebnis passiert, fühlen wir uns überwältigt und die Erfahrung erscheint uns unerträglich. Es ist aber genau diese ‚überwältigende Erfahrung’, durch die wir gezwungen werden, aus alten Denkmustern auszusteigen und in eine neue Daseinsform hineinzuwachsen“, ist sich Berceli sicher.
Mahatma Gandhi, Nelson Mandela, Martin Luther King, Mutter Teresa, sie alle erlebten Traumata und nutzten ihre schmerzhaften Erfahrungen, um eine ethisch höherstehende Antwort auf diese Erlebnisse zu finden. Ihr Leben demonstriert uns, dass der Traumabewältigungsprozess die Möglichkeit für die Menschheit in sich birgt, sich zu einer ethisch höherstehenden Spezies zu entwickeln.
Wenn es möglich wird, diesen Prozess für Tausende oder Millionen Menschen zu wiederholen, könnten sogar Massentraumata einen Prozess darstellen, durch den wir uns zu einer ethisch höherstehenden Spezies entwickeln würden.
Berceli meint sogar, dass die traumatisierten Überlebenden der schrecklichen Ereignisse (Hunger, Völkermord, Vergewaltigungen) in der 3. Welt sogenannte ‚Vorboten einer Moral’ sein könnten, die notwendig ist, um die Verherrlichung des technischen Fortschrittes in der 1. Welt zu mäßigen. Diese Überlebenden könnten ein Beweis für die Entwicklung vom ‚Zeitalter der Technologie’ hin zum ‚Zeitalter der Weisheit’ werden.
„Ich wünsche niemandem Unglück, aber seit dem Unfall vergesse ich niemals, meiner Frau zu sagen, dass ich sie liebe. Ich küsse meine Kinder jeden Tag. Das Leben ist reicher, voller und tiefer, als ich es je erlebt habe. Es hat mehr Sinn und Tiefe als je zuvor“, meinte ein Teilnehmer nach dem TRE-Seminar.
Diese Art von Transformation des Lebens nach dem Überleben einer traumatischen Erfahrung kommt sehr häufig vor. Die Fragen, die sich hier stellen sind: Wie und warum veranlasst uns eine traumatische Erfahrung, ein bewussteres, intensiveres Leben zu führen? Warum brauchen wir eine traumatische Erfahrung, um aufzuwachen und das Leben in vollen Zügen zu genießen?

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Nicht anders als andere Lebewesen auf diesem Planeten sind wir genetisch dazu programmiert, Traumata loszulassen und uns davon zu erholen. So befreien wir uns von jeder Erfahrung, die eine natürliche Entwicklung des menschlichen Körpers behindert. Wenn wir vergangene Traumata lösen, werden wir sozusagen in die Zukunft entlassen.
„Dieser Prozess der Anpassung macht die Spezies stärker und weiser, um sie vor zukünftigen traumatischen Episoden zu schützen“, meint Berceli. Traumabewältigung ist so naturgegeben und gewöhnlich wie das Trauma selbst. Wenn wir diese manchmal unangenehme Tatsache im Leben akzeptieren, ist es uns möglich, das Trauma in einem neuen Licht zu sehen. Nur indem wir loslassen, können wir uns von der Vergangenheit entkoppeln.
Manchmal führt uns dieser Prozess durch Phasen der Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Er kann uns erschrecken, indem er uns die Fragilität, die Unsicherheit und die Verletzlichkeit unseres menschlichen Daseins enthüllt, und er konfrontiert uns mit der Rohheit des Lebens. Er zerrt am Gewebe unserer Identität und definiert unsere Weltsicht radikal neu. Die alten Denk- und Beziehungsformen genügen nicht mehr und eine neue Daseinsform beginnt zu entstehen. Wir entdecken, dass wir am anderen Ende dieser furchterregenden Reise die Fähigkeit haben, in ein neues Leben von Reife, Mitgefühl und Weisheit hineinzuwachsen.

DAVID BERCELI, PhD, ist ein amerikanischer Sozialarbeiter, Theologe und Bioenergetischer Psychotherapeut. Er ist Begründer der Bioenergetischen Traumatherapie und CEO von Trauma Recovery Assessment & Prevention Services (TRAPS© 1998), das heute unter dem Namen ‚TRE-Institut’ bekannt ist.
 
DR. ULRIKE PSCHILL, geboren 1948, ist Fachärztin für Pathologie und Psychotherapeutische Medizin. Als Bioenergetische Analytikerin ist sie auch Lehrtherapeutin der Deutschen und der Österreichischen Gesellschaft für körperbezogene Psychotherapie – Bioenergetische Analyse® (DÖK).

 

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