Das Gefühl, nichts auf die Reihe zu bekommen, weil der innere Antrieb dazu fehlt, ist eine nicht zu unterschätzende, langwierige Erkrankung.
Wie bei den meisten Erkrankungen ist eine frühe Erkennung wichtig und ein Gegensteuern der wirksamste Heilungsweg. Eine solche Früherkennung ist etwa durch zahlreiche Online- Selbsttests möglich, wobei auch hier die Qualität schwankt. Ein Beispiel dazu: www.burnout-fachberatung.de/burnout-test. Diese Tests sind schon deshalb recht wirkungsvoll, weil man die eigene Lebenshaltung und den eigenen aktuellen Zustand reflektieren kann. Ist also jemand zu einem reflektieven Nachdenken in der Lage, dann kann dies zu einer Bewusstseinsschärfung für die Probleme der Burn-out-Erkrankung führen. In späteren Stadien der Erkrankung ist diese Fähigkeit zur Reflxion nicht mehr gegeben, da helfen solche Online-Tests leider nicht mehr. Die Stadien der Erkrankung gehen schleichend ineinander über und sind in allen Berufen und Gesellschaftsschichten anzutreffen. Eine gute Übersicht gibt es hier: www.burnout-therapie.org/phasen-verlauf/. Die Ursachen und der Verlauf der Krankheit werden auch schön im Film ‚Pausenlos’ von Dieter Gränicher angedeutet. Hier der Trailer: www.pausenlos-film.ch/trailer/. Zu lernen, Pausen zu machen, wird wohl zu einer künftigen Kernkompetenz des westlichen Menschen werden. Pausen zu machen heißt für mich persönlich, sich in die Berge zurückzuziehen. Keine Verfügbarkeit, keine Erreichbarkeit.
Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 85: „Burnout"
Aber es ist keine Pause, um nachher wieder besser und schneller zu funktionieren, sondern ein Zustand von Ruhe und Gelassenheit, in dem es sich zu leben lohnt. Ein möglicher Ausgang einer Burn-out-Erkrankung kann eine völlige Veränderung des eigenen Lebensstils und der eigenen Werte sein. Ein solches Szenario, wenn ein Mensch seine gewohnte Rolle und den gesellschaftlichen Rahmen, der diese Erkrankung mit ausgelöst hat, hinter sich lässt, wird häufig als Ausstieg bezeichnet. Ein Aussteiger ist jemand, der sich den gesellschaftlichen Normen seiner konkreten Lebenswelt entziehen möchte – innerlich oder äußerlich. Eine Burn-out-Erkrankung kann also auch als eine Chance zur Veränderung der eigenen Einstellungen zum Leben, zur Gesellschaft und zur Arbeit gesehen werden. Und oft bedeutet das: Weniger haben, dafür mehr sein. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich meinen Zugang zum Buddhismus gefunden habe. Und der war stressbedingt. Ich weiß nicht mehr, welcher Art dieser Stress war, aber ich hatte das Gefühl, nach einem Arbeitstag müde, lustlos, kurzatmig zu sein. Meine unmittelbare Antwort darauf war die Sehnsucht nach Ruhe. Irgendwann fiel mir das Buch 'Gesund durch Meditation' von Jon-Kabat-Zinn in die Hände. Kein Hokuspokus, nur ein- und ausatmen. Mein Leben veränderte sich rasant und bekam eine neue Qualität.