Wie Suchende ihre Lehrer und Lehrerinnen finden. Der Musiker "Krishna Das" sah seine besten Freunde ‚leuchtend‘ von einem Zusammensein mit ihrem Guru zurückkehren.
Auf der Stelle wollte er auch diesen Mann kennenlernen, setzte sich ins Auto, fuhr eine Nacht lang durch den Schnee und fand so – über Ram Dass – den Weg zu seinem indischen Meister Neem Karoli Baba. Der versetzte ihn schon im Traum in Seligkeit, lange bevor er ihm persönlich begegnet war.
Ein Zwanzigjähriger, der keinerlei spirituelle Ambitionen hatte, träumte während eines Krankenhausaufenthalts von einem tibetischen Lama. Als er später durch Indien reiste, stand dieser Lama plötzlich in Dharamsala vor ihm, lachte ihn an und sagte: „Ich habe dich erwartet.“ Ich selbst wollte als junge Frau unbedingt eine weise, alte Lehrerin haben. Ich traf sie vor meiner Haustür und erkannte erst Jahre später, dass sie die Weise war, die ich gesucht hatte.
So seltsam, wie die Wege zu unseren Meistern sind, so eigenwillig und kontrastreich sind auch ihre Methoden. Einige plustern sich auf und spielen den Allwissenden. Andere sind äußerst bescheiden, fast unsichtbar. Es gibt Lehrerinnen, die uns zu Höhenflügen ermutigen, und wiederum andere, die darauf abzielen, das Ego der Menschen zu zerschmettern. Um uns Schüler und Schülerinnen innerlich einem geistigen Weg zu verpflichten, brauchen wir großes Vertrauen in die Lehrenden. Wir wollen uns in ihrer Gegenwart sicher und gut aufgehoben fühlen, weil rundherum ohnehin so vieles passiert, das unser Denken sprengt. Rumi sagt: Der Pir oder Murshid ist der Zerstörer des Idols, das der Schüler aus ihm macht.
Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 107: „Guru, Meister und Verführer"
In der buddhistischen Tradition kennen wir den Guru ebenso wie den Kalyanamitta. Kalyanamitta bedeutet spirituelle/r Freund/in. In der Theravada-Tradition, in der ich unterrichte, sehen sich die Lehrer und Lehrerinnen auf Augenhöhe mit ihren Schülerinnen und Schülern. Wir erwarten auf keinen Fall eine Unterwerfung. Ganz im Gegenteil. Wir suchen in jedem einzelnen Fall den partnerschaftlichen Kontakt. Wir möchten ermächtigen.
Wie Suchende ihre Lehrer und Lehrerinnen finden.
Wir sind den Weg vor euch gegangen und teilen gerne mit euch unsere Erfahrungen und Einsichten. Wir reichen euch die Hand, um eure besten Kräfte zum Blühen zu bringen. Auf dem Weg zu innerer Freiheit und einem friedlichen Herzen sind wir alle Lernende, unvollkommen und von den eigenen Fehlern immer wieder überwältigt. Wir üben uns im gegenseitigen Verzeihen. Wir erinnern einander, auch in den schwierigsten Zeiten stets auf die Stimme des Herzens zu hören.
Denn eines ist zweifellos klar: Nur wir alleine verkörpern das Schicksal, das uns aufgetragen ist. Wir müssen unsere ureigenen Prozesse selbst entwirren und verstehen. Niemand wird sich für uns entspannen. Kalyanamittas können zwar die Landkarte beschreiben und uns ahnen lassen, wohin der Weg führt, sie können uns inspirieren und mitfühlend im Herzen berühren, aber vor allem – so schreibt es mein Lehrer Jack Kornfield – „kreieren sie den heiligen Raum, in dem unser eigenes Erwachen stattfinden kann. Die größte und einfachste Macht der Lehrenden ist das Umfeld, das sie durch ihre eigene Freiheit und Freude erzeugen.“
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