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Diskurs

Ok, wir Menschen im Westen sind die Hauptverschwender der knapper werdenden Ressourcen. Ok, wir sind auch diejenigen, die immer noch den größten Schadstoffausstoß produzieren. Aber was geht das mich persönlich an? Was kann ich schon dagegen unternehmen?

Keine Frage, es gibt Probleme, die etwas mit unserem verschwenderischen Lebensstil zu tun haben. Die Probleme scheinen jedoch so groß und global zu sein, dass sich der Einzelne für deren Lösung nicht zuständig fühlt. Ähnlich wie bei der Finanzkrise erkennen wir auch bei der Umwelt- und Energiekrise, dass der individuelle Verbrauch keineswegs den Hauptausschlag gibt, sondern dass unsere Wirtschafts-, Finanz- und Politsysteme so unglücklich verquickt und vernetzt sind, dass wir Bürger ohnmächtig danebenstehen und erkennen müssen: Die Gestaltung dieser Welt geschieht längst, ohne dass wir auf sie Einfluss nehmen konnten. Die Machtlosigkeit der Nationalstaaten hat nicht nur etwas mit unserer Mitgliedschaft in der größeren Einheit, der EU, zu tun, sondern vor allem auch mit den übernationalen Konzernen, deren Rechtsgrundlage und deren Haftungsverpflichtung nicht auf der Grundlage der strengen heimatlichen Gesetze beruhen.

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Atomlobby, Waffenlobby und Finanzlobby, um nur einige wenige Lobby-Feindbilder heranzuziehen, verstehen es vortrefflich, so zu agieren, dass sie möglichst außerhalb der oft strengen Spielregeln westlicher Demokratien tätig werden.

Wir sind, so scheint es, nur noch Opfer dieser gewissenlosen Jongleure. Haben wir noch Handlungsspielraum, noch Gestaltungsmöglichkeiten?
Ja, wir haben. Doch inwieweit persönliche Gestaltungsmöglichkeiten eine Breitenwirksamkeit erzielen, lässt sich schwer beurteilen. Die Verantwortung ins Private zu delegieren, mag zwar Ausdruck des verlorenen Vertrauens in die Politik sein, stellt jedoch auch eine Möglichkeit zur Befreiung des Einzelnen aus der Abhängigkeit vom Staat dar. Vielleicht ist diese Rückkehr zur persönlichen Verantwortung ohnehin das Einzige, was jemals real existiert hat, und die Idee des verantwortungsbewussten Sozialstaates hat sich ohnehin immer schon als Illusion erwiesen.

Die Hauptprobleme

Falsche Informationen
Noch nie stand der Menschheit eine solche Fülle an Informationen zur Verfügung, noch nie konnten wir so viele Zeitungen lesen, TV-Programme empfangen oder Radiostationen hören. Jedoch werden wir von grob emotionstreibenden Nachrichten überflutet, die auf unsere Grundängste abzielen. Die Boulevardisierung der Nachrichten schreitet rasant voran. Da wir uns – genetisch determiniert – vor Gefahr schützen wollen, geraten wir in Abhängigkeit von diesen negativen Informationen, in der Meinung, der Gefahr irgendwie doch rechtzeitig entgehen zu können.

Was kann ich tun?
Erhaltene Informationen auf ihren Grundwert reduzieren. Alle emotionstreibenden Vokabel im Kopf einfach weglassen und darauf achten, was wirklich geschehen ist, also was der echte Informationswert einer Nachricht ist.
Zeitungen, TV-Sender, Radiostationen und Internetplattformen, die mit polemischen Meldungen operieren, ganz einfach meiden. Seriöse Medien bevorzugen, es gibt sie in allen Bereichen, was nicht heißen soll, dass man dort jedes Wort glauben darf. Leider ist auch der sogenannte Qualitätsjournalismus alles andere als objektiv. Immer den Hausverstand einschalten und überlegen, ob eine Meldung so auch überhaupt stimmen kann. Dafür sind die eigene Vernunft und Erfahrung gute Gradmesser.

Manipulation
Wir sind als Käufer, Konsumenten, Wähler, um nur einige unserer Möglichkeiten, missbraucht zu werden, aufzuzeigen, von höchster Relevanz für diverse Anbieter [RM1] (das passt nicht ganz;). Da man in einem demokratischen System den Bürger zu nichts zwingen kann, hat sowohl die Wirtschaft als auch die Politik mithilfe der Erkenntnisse der Wissenschaft erkannt, dass es am gewinnbringendsten und einfachsten ist, uns zu manipulieren. Wo sind wir am besten manipulierbar? Natürlich wieder bei unseren Grundängsten, wo sonst!

Was kann ich tun?
Skepsis gegenüber allgemein akzeptierten Glaubenssätzen entwickeln, z.B.: „Ohne Kernenergie wird das Licht ausgehen!"
Wenn wir in groß angelegten Kampagnen überzeugt werden sollen, dass die Schweine- oder sonstige Grippe uns bedroht und wir alle ohne ein bestimmtes Medikament nicht auskommen werden, ist gesunde Skepsis mehr als angebracht. Selbst wenn eine Urangst angesprochen wird, müssen wir überlegen, ob sie sich durch Fakten untermauern lässt.
„Shopping macht happy", hat einmal ein Werbespruch in Österreich gelautet und damit ganz trefflich zum Ausdruck gebracht, wohin man uns manipulieren wollte. Diese Übung scheint weitgehend gelungen zu sein. Für viele Menschen ist der Vorgang des Einkaufens selbst zum lustvollen Erlebnis geworden. Wenn die Waren dann zu Hause ausgepackt werden, merkt man erst, dass man sie gar nicht gebraucht hätte. Wir sollten bewusst unser Kaufverhalten betrachten und nötigenfalls mit therapeutischer Hilfe mehr Bewusstsein schaffen.

Angst vor Unterlegenheit
Die uns innewohnende Angst vor Revierunterlegenheit bringt uns dazu, wie ein ‚Hamster im Rad' zu laufen. Wenn wir nicht das beste Auto, die geilste Wohnung, die tollste Frau/den tollsten Mann, den außergewöhnlichsten Urlaub, die beste Ausbildung, die klügsten Kinder, das meiste Geld etc. haben, fühlen wir uns schwach und angreifbar. Das macht uns Angst und diese Angst wird oftmals durch Anhäufung materieller Güter kompensiert. Wir kaufen und verbrauchen Güter, die für uns teils völlig ohne praktischen Nutzen sind, die nur einem besseren Status dienen sollen. Dazu gehört der Stern auf dem Auto ebenso wie das vierte Flachbildschirm-Gerät, die Handtasche, deren Besonderheit darin besteht, dass der Designer sein Label möglichst groß angebracht hat.
Die Stadt Wien beispielsweise hat hervorragendes Quellwasser, das stets aus jedem Wasserhahn, egal, an welchem Fleck der Metropole, fließt. Dieser unglaubliche Luxus kann nicht verhindern, dass der Absatz an Mineral- und Tafelwasser, abgefüllt in ressourcenverschleißenden Einweg-Plastikflaschen, sogenannten PET-Flaschen, ständig zunimmt. Kann man das noch verstehen?

Was kann ich tun?
Fürs Erste scheinen Vernunft und Verstand probate Mittel gegen diese Angst vor Unterlegenheit zu sein. Bei jedem Einkauf sollte man überlegen: Brauche ich das wirklich oder belastet mich dieser Besitz nur? Bei jeder Tätigkeit sollte man sich die Frage stellen: „Warum und für wen mache ich das eigentlich? Schadet diese Tat mir und anderen?" Überhaupt sollte man sich viel öfter fragen: „Wem möchte ich mit meinem Handeln etwas beweisen?"


Einige praktische Möglichkeiten, eigenverantwortlich zu handeln und zu leben:

Bereich UMWELT und ENERGIE
  • Keine Elektrogeräte kaufen, die sich nicht abdrehen lassen.
  • Stand-by-Modus nach jeder Benützung ausschalten.
  • Computer abends abdrehen.
  • Mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad fahren.
  • Müll vermeiden.
  • Bewusst heizen, nachts Temperatur senken, tagsüber nur die wirklich benützten Räume auf Zimmertemperatur bringen.
  • Bewusst mit Trinkwasser umgehen, kein Wasser verschwenden.
  • Sorgsam mit Lebensmitteln umgehen. Möglichst nichts wegschmeißen.
  • Autoreisen durch Bahnreisen ersetzen.
  • Flugreisen durch Bahnreisen ersetzen.
Bereich POLITIK und MENSCHLICHKEIT
  • Nach ethischen Prinzipien handeln.
  • Mitmenschlichkeit an oberste Stelle setzen (Achtung und Respekt vor der Würde des Einzelnen).
  • Zivilcourage beweisen (Nicht gegen Raucher sein, wenn die Jagd auf sie eröffnet ist, nicht gegen Radfahrer und schon gar nicht gegen Muslime oder Frauen mit Kopftüchern. Hatten wir das nicht schon einmal und leiden wir nicht heute noch unter den Folgen dieser schrecklichen Zeit?).
  • Frei sein im Kopf. Sich eine eigene Meinung bilden, sich nicht hinter dem allgemein Akzeptierten verschanzen.
Bereich KONSUM und WIRTSCHAFT
  • Auf Plastiksackerl/-tüten verzichten.
  • Regionale und saisonale Biolebensmittel kaufen.
  • Kein oder wenig Fleisch essen.
  • Keine Fertigprodukte bei Speisen kaufen.
  • Nicht an der Börse spekulieren.
  • Geld nicht zum Eigenwert erheben.
  • Faire Bezahlung von Arbeitskraft.

Eine Frage der Übung
Information und Wissen allein haben keine Lösungen gebracht. Ohne ein Achtsamkeits- und Bewusstheitstraining, Meditation ist zum Beispiel ein solches, wird es nicht möglich sein, unser Handeln auf Dauer zu ändern.
Ob diese privaten, persönlichen Handlungen den Lauf der Welt verändern können, wissen wir nicht. Unserer Umwelt werden sie aber in jedem Fall zugutekommen und unser Leben werden sie auf alle Fälle verbessern.

 

 

Elisabeth Riedl

Elisabeth Riedl

Elisabeth Riedl, 1956, ist Journalistin und lebt in Wien. Sie hat viele Jahre für das österreichische und deutsche Fernsehen (ORF, ATV, RTL Gruppe) gearbeitet, seit 1999 als Chefredakteurin und TV-Produzentin. Sie hat 2000 gemeinsam mit Dieter Moor (jetzt Max Moor) als Moderatorin und Chefredakteu...
Kommentare  
# Uwe Meisenbacher 2018-02-16 12:00
Hallo Frau Riedl,

Ihr Artikel ist ein zutreffender Aufklärungsbeitrag zur gegenwärtigen
Lebenswirklichkeit, und das nicht nur für Buddhisten. Danke dafür!

Mit freundlichen, aberglaubensfreien, achtsamen, frei von Profitmaximierung, heilsamen, buddhistischen Grüßen, auf eine bessere Zukunft!
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