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Maries Metta-Morphosen

Ein gutes Gespräch kann Flügel verleihen. Wenn wir ein Gegenüber haben, dem wir wohlwollend zugeneigt sind, wenn die Worte leicht fließen und mitfühlend reflektiert werden, dann spüren wir förmlich die innere Entspannung, die sich dadurch einstellt.

Ein kontemplativer Lebensstil kommt auch in unserer Gesprächsführung zum Ausdruck. Wir nehmen uns Zeit zum Zuhören. Wir haben keine Angst vor dem Schweigen. Im Gegenteil – längere Pausen geben uns Zeit, das Gehörte im Herzen zu bewegen und den eigenen Empfindungen nachzuspüren. So entsteht auf ganz natürliche Weise ein kontemplatives Gespräch, das ein Thema aus verschiedenen Perspektiven frei assoziierend und nicht urteilend erkundet.

Kontemplation ist in der buddhistischen Psychologie eine Vorstufe der Meditation und zeichnet sich durch besinnliches Kreisen um ein Thema aus. Im Rahmen diverser Achtsamkeitsgruppen und Yoga-Ausbildungen findet der kontemplative Dialog rege Anwendung. Er wird dann „Inquiry“, „Dyade“ oder auch „Einsichtsdialog“ genannt und schöpft seine Themen aus der individuellen Meditationserfahrung. Im kontemplativen Gespräch geht es nicht darum, etwas zu ändern oder zu bewerten. Es geht um das Benennen von Erfahrung im gegenwärtigen Moment vor einem aufmerksamen Zeugen. Die besondere Kunst in dieser Gesprächsform besteht darin, das Gesagte kontinuierlich mit eigenen Körperempfindungen zu verbinden. Dadurch wird die Erfahrung verankert und vertieft.

Gespräch

Die Frage, der in einem kontemplativen Gespräch nachgegangen werden kann, könnte etwa lauten: „Wann hast du in den letzten Tagen den Kontakt zu deinem Herzen vermisst?“ Diese Frage wird von allen Seiten abgeklopft und zuweilen wiederholt. Dabei spürt man stets in den Körper hinein. „Wann hast du in den letzten Tagen den Kontakt zu deinem Herzen vermisst?“ Mir fällt das schwierige Gespräch mit dem Nachbarn ein, meine spontane innere Verhärtung, wenn ich ihn kommen sehe. Da fehlt mir der Kontakt zu meinem Herzen. Daran denkend stockt sogar mein Atem. Ich bedaure mein inneres Zurückweichen, noch bevor ich überhaupt etwas von dem Nachbarn gehört habe. Ich gehe sofort in Alarmbereitschaft, wenn er sich nähert. So möchte ich gar nicht anderen Menschen begegnen. Ich wünsche mir, erst einmal vom Herzen her weich und offen für Kontakt mit anderen zu sein. Nach all den krassen Erfahrungen mit ihm ist es aber nur natürlich, dass ich mich intuitiv schütze. Also spüre ich wieder in den Körper hinein und stelle mir wiederholt, gelassen und freundlich die Frage: „Wann hast du in den letzten Tagen den Kontakt zu deinem Herzen vermisst?“ Vielleicht bin ich zu fordernd mit mir selbst? Hat es in diesem Moment genug Raum? Ja, aufatmen, das tut gut. Lächeln. Mein Herz freut sich, und ich bin dankbar für diese Dyade.


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 118: „Zufriedenheit"

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Marie Mannschatz hat mehr als zwei Jahrzehnte in freier Praxis als Gestalt- und Körpertherapeutin gearbeitet. Sie praktiziert Vipassana-Meditation seit 1978 und wurde in den neunziger Jahren von Jack Kornfield zur Lehrerin ausgebildet.Marie Mannschatz lebt in Schleswig-Holstein und lehrt in Europa und USA.

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Marie Mannschatz

Marie Mannschatz

Marie Mannschatz hat mehr als zwei Jahrzehnte in freier Praxis als Gestalt- und Körpertherapeutin gearbeitet. Sie praktiziert Vipassana-Meditation seit 1978 und wurde in den neunziger Jahren von Jack Kornfield zur Lehrerin ausgebildet.Marie Mannschatz lebt in Schleswig-Holstein und lehrt in Europa ...
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