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Diskurs

In letzter Zeit hat die „Black Lives Matter“-Bewegung unglaublich an Dynamik gewonnen, zuerst in den Vereinigten Staaten und jetzt weltweit.

Wir sehen einen potenziellen Wendepunkt, an dem sich weiße Menschen zu antirassistischen Aktionen und zur Bewusstseinsbildung verpflichten und fast alle Gruppen, Organisationen, Gemeinden und Unternehmen Solidaritätsbotschaften herausgegeben haben. Nicht alle von ihnen sind gut durchdacht oder enthalten handlungsorientierte Konzepte für die Umsetzung der Grundsätze der sozialen Verantwortung, aber fast alle haben eine Botschaft veröffentlicht.

Es herrscht jedoch auffallendes Schweigen vonseiten buddhistischer Gemeinschaften, die von weißen Praktizierenden dominiert werden. Der Buddhismus ist eine kleine religiöse Gemeinschaft, nur sieben Prozent der Weltbevölkerung bezeichnen sich als Buddhisten, verglichen mit 31,5 Prozent Christen, 23,2 Prozent Muslimen und fünfzehn Prozent Hindus. Die buddhistische Bevölkerung in den Vereinigten Staaten macht nur 0,8 Prozent dieser globalen Gesamtzahl aus. So ist es keine Übertreibung zu sagen, dass man durch die Bekanntschaft mit einem Buddhisten auf diesem Kontinent wahrscheinlich mit fast allen von ihnen verbunden ist.

Mein eigenes Dharma-Netzwerk erstreckt sich von Gemeinden in Kanada über Großbritannien bis hin zu den Vereinigten Staaten. In jedem Fall dominieren weiße Praktizierende diese Orte. Einige dieser Gemeinschaften haben unterstützende Statements herausgegeben, aber insgesamt sehe ich nur sehr wenige direkte Aktionen von weißen Buddhisten. Ich würde gerne sagen, dass mich das überrascht, aber das wäre nicht wahr. Ich bin darüber ebenso wenig erstaunt wie über die Tatsache, dass viele männliche buddhistische Lehrer ihre Machtpositionen auf unterschiedliche Weise über mehrere Jahre ausgenutzt haben, einschließlich sexuellen Missbrauchs und Manipulation.

Dies ist ein Aufruf an andere weiße Dharma-Praktizierende, ein Weg, meine Lernpraxis zu teilen, das Weiß-Sein im Dharma zu sehen. Ein bedeutender Teil dieser Praxis wurde von Zenju Earthlyn Manuels Lehren, nachzulesen in ihrem tiefgründigen Buch „The Way of Tenderness“ („Der Weg der Zärtlichkeit“). Zenju war die erste schwarze Dharma-Lehrerin, mit der ich studierte und praktizierte, und eine der ersten Lehrmeisterinnen, die den Dharma aus der queeren (homosexuellen) Perspektive darstellte. Zenju lehrt auf eine Art und Weise, die meine persönliche Erfahrung widerspiegelt, anders als cisgender, heterosexuelle Lehrer.

Als Weiße ist es nicht so einfach, das Weiße zu sehen.

Als Weiße in einer weißen Vormachtstellungsgesellschaft zu leben, bedeutet, sich sein Weiß-Sein ständig bestätigen zu lassen. Es durchzieht unsere Fernsehsendungen, unsere Bücher, unsere Filme, unsere Nachrichtenbeiträge, unsere Unternehmenskulturen und ja, unsere Dharma- und buddhistischen Gemeinschaften. Die karmischen Auswirkungen des Kolonialismus und der weißen Vorherrschaft breiten sich über den ganzen Globus aus und sind in genau die Lehren eingebrannt, die uns befreien sollen.

Nachdem ich „The Way of Tenderness“ gelesen hatte, beschloss ich, nach Ausdrucksformen des Weiß-Seins in meinem Körper, meiner Sprache und meinem Denken zu suchen. Das Wesentliche bestand darin, mir meiner indirekten Vorurteile bewusst zu werden, wie sie entstehen, und neugierig auf die Sprache zu werden, die verwendet wird, um das Weiß-Sein und weiße Überlegenheit durchzusetzen und aufrechtzuerhalten. Ich benutzte Shamatha als eine Möglichkeit, mich zu erden und gleichzeitig in dem Unbehagen zu bleiben, meine Komplizenschaft in einem System zu sehen, das Schaden anrichtet. Dadurch hat sich mein Bewusstsein für das Weiß-Sein im Buddhismus verstärkt, ebenso wie meine Neugier und das Verlangen, eben jenes klarer zu sehen. Ich habe fünf Jahre lang den Antirassismus in den Mittelpunkt meiner Praxis gestellt, indem ich mich auf das Gift der Ignoranz konzentrierte. Dadurch habe ich eine gewisse Fähigkeit entwickelt, das Wasser, in dem wir als weiße Praktizierende treiben, zu sehen.

BEIM RASSISMUS GEHT ES NICHT UM HAUTFARBE, SONDERN UM MACHT UND KONTROLLE UND UM EIN FESTHALTEN DARAN, DASS „WEIẞ“ DIE VORGABE UND ALLES ANDERE ABWEICHEND UND DAHER MINDERWERTIG IST.

Ich schreibe das als jemand, die in Kanada als Weiße rassifiziert wurde, die einige Zeit in Großbritannien und Australien verbracht hat und derzeit in den Vereinigten Staaten lebt. Ein Großteil meiner antirassistischen Arbeit hat seit meinem Umzug in die USA stattgefunden. Dennoch glaube ich, dass das, was ich mitzuteilen habe, für weiße Praktizierende weltweit gilt, wobei ich feststellen musste, dass die Auswirkungen und Rassenklassifizierungen je nach sozialem und kulturellem Kontext unterschiedlich sind.

Das erste Beispiel für das Weiß-Sein im Dharma ist der Satz: „Als der Buddhismus in den Westen kam.“ Sie haben wahrscheinlich unzählige Male eine Variante davon gehört. Die Geschichten handeln fast immer von der Gründung einer Gemeinschaft – wie ein Lehrer aus dem von den Chinesen besetzten Tibet oder Japan nach Amerika oder Großbritannien kam oder ein weißer Student im College-Alter nach Indien oder Bhutan reiste, um bei einem Guru zu studieren und „die Lehren“ in seine Gemeinschaft „mit zurückbrachte“.

Hatch clay banks iz L6KnDAys unsplash Buddhismus Weiß-Seins

Es war die Neugier und der Blick auf den Sprachgebrauch, die mir halfen, diese Schilderungen infrage zu stellen, während ich „Crooked Cucumber“ („Krumme Gurke“) von David Chadwick las. Dabei handelt es sich um eine Biografie über Shunryu Suzuki, der vor allem durch sein Buch „Zen Mind, Beginner‘s Mind“ bekannt ist. Als Suzuki in die Vereinigten Staaten reiste, kam er, um eine bereits gut etablierte buddhistische Gemeinschaft zu unterstützen – eine buddhistische Gemeinschaft japanischer Einwanderer. In der in „Crooked Cucumber“ verwendeten Sprache wird die japanische Gemeinde als „im Wege stehend“ gegenüber den Weißen dargestellt, die dort auftauchten, um zu praktizieren.

Es handelt sich dabei um die Schilderung von Entdeckungen, was in den Vereinigten Staaten nicht überrascht, einem Land, das nach dem „Grundsatz der Entdeckung“ gegründet wurde. Dieser drückt sich in einer Lehre aus, die zur Rechtfertigung des Völkermords an den vielen in diesem Land heimischen Nationen verwendet wurde, lange bevor die europäischen Kolonialherren kamen. Die Schilderung der Entdeckungen, die auch von weißen Kanadiern und Australiern so wiedergegeben wird, wurzelt in der Überzeugung, dass die Religion, Technologie und Infrastruktur der weißen europäischen Kolonialherren die der (dunkelhäutigeren) indigenen Völker, die sich bereits an den von ihnen zuvor eroberten und kolonisierten Orten niedergelassen hatten, überlegen war. Doch noch bevor die Europäer begannen, diese Länder zu besiedeln, gab es dort schon hoch entwickelte Infrastrukturen, landwirtschaftliche Technologien und spirituelle Praktiken. Es gab auch einen „Buddhismus im Westen“, bevor ihn die Weißen in den 1950er- und 1960er-Jahren „entdeckten“.

Das zweite Beispiel beschreibt, wie weiße Buddhisten über das Patriarchat sprechen. Während der Fragerunde nach einem Vortrag von Pema Chödrön drückte eine Frau sowohl ihr Interesse am Buddhismus als auch ihre Bedenken darüber aus, wie sehr er von männlichen Lehrern und paternalistischen patriarchalischen Ansichten und Überzeugungen dominiert wird. Als ich diesen Vortrag zum ersten Mal hörte, stellte ich die Antwort meiner geliebten Lehrmeisterin nicht infrage. Sie bestand darin, der Frau zu sagen, dass sie sich nicht vom Patriarchat daran hindern lassen sollte, an etwas teilzunehmen, das sie anspricht. Und außerdem sei dieses Problem durch den Weg des Buddhismus gen Westen „am Verschwinden“. Pema betonte, dass sie eine von vielen Lehrmeisterinnen sei und dass diese Veränderungen im westlichen Buddhismus auf den asiatischen Buddhismus zurückwirke.

Der Buddhismus als spirituelle Praxis und Religion lässt sich nicht so leicht vom kulturellen Umfeld trennen. Das Patriarchat hat sehr tiefe Wurzeln im Buddhismus – wie in tatsächlich jeder Hauptreligion, die weltweit praktiziert wird, denn das Patriarchat ist tief verankert in praktisch jeder Nation, Gesellschaft und Kultur.

Der Buddha selbst, so heißt es, soll es zunächst abgelehnt haben, dass Frauen Nonnen wurden. Als er es schließlich erlaubte, geschah dies unter Vorbehalt, um an die fragile Männlichkeit der Männer und ihre Unfähigkeit zu appellieren, Verantwortung für ihre sexuellen Triebe zu übernehmen. Das hat sich in allen modernen buddhistischen Gemeinschaften fortgesetzt. Patriarchat, Frauenfeindlichkeit und Sexismus sind in den größtenteils weißen buddhistischen Gemeinschaften ebenso zu finden wie in den überwiegend asiatischen buddhistischen Gemeinschaften. In den von Weißen dominierten Gemeinschaften allerdings wird Rassismus benutzt, um diese Tatsache zu ignorieren.

Endgültig stellte ich diese Schilderung der „Überlegenheit des westlichen Buddhismus“ (siehe die weiße buddhistische Überlegenheit) infrage, als ich Roshi Joan Halifax fast das Gleiche sagen hörte wie Ani Pema. Ich hätte den Rassismus darin gar nicht bemerkt, wenn ich nicht kürzlich die Philosophin Serene Khader gehört hätte, als sie im Podcast „The Philosopher‘s Zone“ über den missionarischen Feminismus sprach. In Episode drei einer fünfteiligen Serie mit dem Titel „Philosophie infolge des Imperialismus“ äußert Khader: „Missionarischer Feminismus ist durch Idealisierung gekennzeichnet. Wir idealisieren also etwas ... wenn wir ihm positive Eigenschaften zuschreiben, die er eigentlich gar nicht hat. Ich denke, dass vieles, womit missionarische Feministinnen arbeiten, eine Idealisierung ‚des Westens‘“ und der Geschichte des Westens ist. Die besondere Art der Schilderungen über diese Geschichte, die ihnen vorschwebt, ist, dass die westlichen Länder die Ungleichheit der Geschlechter beseitigt haben, was schon einmal nicht stimmt“ (Hervorhebung meinerseits).

Khader erklärt, wie diese Sprache impliziert, dass es in der westlichen Kultur eine gewisse „inhärente Überlegenheit“ gibt. Es stellt ein klassisches Beispiel dafür dar, wie sich weiße Vormachtstellung und kolonialistische Überlegenheit in unserem modernen Kontext manifestieren. Die Behauptung, das Patriarchat sei im Buddhismus in Nordamerika ausgerottet worden, erweckt den Eindruck, dass asiatische Buddhisten sexistisch sind, während nordamerikanische es nicht sind. Es zeigt musterhaft, wie Machtdynamiken sich überschneiden und darauf hinwirken, einander aufrechtzuerhalten, und wie selbst jahrzehntelang Praktizierende an blinden Flecken und Dualismus scheitern können. Indem ich bestimmte Lehrer nenne, versuche ich nicht, diese an den Pranger zu stellen. Ich will lediglich darauf aufmerksam machen, wie wir andere Weiße hinzuziehen und untersuchen können, wie Verantwortlichkeit aussieht, damit wir uns sowohl mit Rassismus als auch Sexismus in unseren Gemeinschaften befassen können. Wir müssen uns mit dieser Problemtik auseinandersetzen, vor allem angesichts der Auswirkungen des Orientalismus und der Art und Weise, wie er benutzt wird, um Sexismus in von Weißen dominierten buddhistischen Gemeinschaften, die von asiatischen Lehrern geleitet werden, abzutun, zu ignorieren oder zu rechtfertigen.
Und so kommen wir zu dem Beispiel, das für mich als Praktizierende, die Weiß-Sein im Buddhismus sehen und benennen möchte, die erste große Veränderung war. Diese geschah, als ich gerade Nagarjunas Madhyamaka-Lehren studierte und mich mit dem Ultimativen gegenüber dem Relativen auseinandersetzte. Die Kernaussagen, die ich von den weißen Lehrern und Übersetzern erhielt, lauteten, dass die ultimative Sicht die übergeordnete Sicht ist und dass meine Arbeit als Buddhist darin bestand, das Relative „loszulassen“.

Während ich einem Dharma-Vortrag von Elizabeth Mattis-Namgyel zuhörte, stieß ich auf das, was ich heute weiße spirituelle Ausflüchte nenne. Elizabeth ging auf die „Relativität“ der Rasse ein, indem sie sagte, dass ihre Haut so gebräunt werden könne, dass wir sie als braun betrachten könnten. Diese Äußerung war mir zutiefst unangenehm, aber als ich das Buch von Zenju Earthlyn las, war ich in der Lage, genau zu artikulieren, warum. Davor sagte mir lediglich mein Bauchgefühl, dass es schädlich und ignorant sei.

In „The Way of Tenderness“ hat Zenju ein ganzes Kapitel über „Die Vielfalt im Einssein“ verfasst. Die Arbeit des Erwachens besteht nicht darin, das Einssein als Gleichheit zu sehen und zu einem Koloss zu verschmelzen, sondern darin, den Glauben loszulassen, dass bestimmte Arten des Menschseins den anderen überlegen sind. Mensch zu sein bedeutet, vielfältig zu sein. Das Ultimative ist dem Relativen nicht überlegen, sondern von ihm wechselseitig abhängig, wie eine Schachtel und ein Deckel oder zwei Seiten einer Münze, sie gehören zusammen.

Wenn jemand von der Hautfarbe sagt, dass sie relativ, deshalb „nicht feststellbar“ und damit nicht ultimativ wahr sei, dann übersieht er, wie der Rassebegriff in der Welt funktioniert. Diese Art der spirituellen Ausflüchte übergeht die Verbundenheit und umgeht, wie unser Weiß-Sein im Verhältnis zu anderen Schaden anrichtet. Beim Rassismus geht es nicht um Hautfarbe, sondern um Macht und Kontrolle und um ein Festhalten daran, dass „weiß“ die Vorgabe und alles andere abweichend und daher minderwertig ist.

ES GEHT UM EINE KULTURELLE VERBUNDENHEIT VON WEIẞEN, NICHTBEHINDERTEN, CISGENDERN UND HETEROSEXUELLEN ALS „NORM“ ODER „STANDARD“-MAẞSTAB FÜR DIE MENSCHHEIT.

Wir müssen uns mit der egozentrischen Natur des Weiß-Seins auf persönlicher, zwischenmenschlicher und kollektiver Ebene befassen. Es geht nicht darum, dass sich jemand als schwarz oder behindert oder als transsexuell/nichtbinär oder homosexuell bezeichnet. All dies sind geltende Ausdrucksformen des Menschseins und Beispiele für die Vielfältigkeit des sich ausdrückenden Einsseins. Das Thema ist eine kulturelle Bindung an das Weiße, Nichtbehinderte, Cisgender und Heterosexuelle als „Norm“ oder „Standard“-Maßstab für die Menschheit.

Unsere relativen Erfahrungen sind von Bedeutung. Sie können nicht ignoriert werden, nur weil wir sie nicht „feststellen“ können. Rassismus wird nicht verschwinden, nur weil man beim Meditieren „keine Rasse feststellen“ kann. Der Rassismus wird nicht verschwinden, wenn die BIPOC-Leute (schwarze, indigene und nichtweiße Menschen) „besser praktizieren“. Rassistische Identitäten existieren nur aufgrund des Weiß-Seins als Maßstab des Menschseins, und so ist die Aufgabe des Loslassens der Rasse nicht die Aufgabe schwarzer und brauner Praktizierender, sondern die weißer Praktizierender.

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Betrachtet man wiederum die Übersetzungen traditioneller Texte, so ensteht oft der Eindruck, dass man die Erleuchtung nur erlangen kann, wenn man in den Körper eines Mannes hineingeboren wird. Die „Überlegenheit“ dieser Geburt beruht nicht auf etwas, das von vorherein vorhanden ist. Das Patriarchat ist ein menschliches System – so, wie die Rasse ein menschliches System ist. Beide Systeme wurden geschaffen, um die Entmenschlichung und Misshandlung anderer zu rechtfertigen, als ein moralisches „Hintertürchen“ für die Versklavung und den Besitz anderer Menschen.

Letztlich drückt sich das Menschsein auf viele Arten und in vielen verschiedenen Verkörperungen aus. Als Praktizierende begleitet uns unsere Verkörperung auf dem Weg, den wir gehen. Sie ist genau das, was wir brauchen, um zu erwachen, denn unser Geist ist nicht von unserem Körper getrennt. Es spielt keine Rolle, was unser Körper ist. Unser Körper ist immer im gegenwärtigen Augenblick, und wir sind in der Lage zu erwachen, in welcher Verkörperung auch immer.

Ich habe mit viel Frustration im Umgang mit anderen Weißen zu tun gehabt, als ich versucht habe, Möglichkeiten für Gespräche zu schaffen, in deren Mittelpunkt der Antirassismus in unserer Praxis steht. Man begegnet mir mit Schwerfälligkeit, Plattitüden und offener Feindseligkeit. Das ist entmutigend gewesen, zumal es sich um eine spirituelle Vorgehensweise handelt, die nach kollektiver Befreiung strebt und uns alle Instrumente in die Hand gibt, die wir brauchen, um den Rassismus abzubauen.

Rassismus wird verschwinden, wenn wir lernen, unsere Vielfältigkeit zu sehen, dass es keinen Standardmenschen gibt, an dem wir alle anderen Arten von Menschen messen. Rassismus wird verschwinden, wenn wir sehen, dass Weiß-Sein eine Form des Festhaltens am Ego ist. Das Weiße wird verschwinden, wenn wir die Verbindung mit Gesellschaftsschichten sehen können, mit Reichtum und mit der Aufrechterhaltung der Macht für wenige auf Kosten vieler. Das Weiße wird verschwinden, wenn wir die Ignoranz beenden, die uns daran hindert, zu sehen, wie wir von einem System getäuscht wurden, das unseren schwarzen, indigenen, asiatischen, Latino- und gemischtrassigen Verwandten und Mitgliedern der Sangha aktiv schadet. Die Vorherrschaft der Weißen wird verschwinden, wenn wir unsere Praxis dazu nutzen, uns in das Unbehagen unserer Komplizenschaft innerhalb der Systeme der weißen Vorherrschaft zu begeben, auf der unsere Gesellschaft aufgebaut wurde. Nur dann können wir aufhören, die karmische Saat der Unterdrückung zu säen.

Als jemand, der homosexuell ist, fällt es mir leicht, Heterosexualität und Heteronormativität zu erkennen. Ich kann mich mit meiner ausgewählten QILT2BAG+-Familie* über Heterokultur und heteronormative Seltsamkeiten unterhalten und aus meiner regenbogenfarbigen Perspektive die verwirrenden Dinge aufzeigen, die Heterosexuelle sagen und tun. Ich weiß zu schätzen, dass es mir diese Perspektive ermöglicht, zu verstehen, wie dominierende Identitäten funktionieren, und das Leiden, das entsteht, wenn man „anders geartet“ ist, sofern man eine Identität hat, die nicht mit einer dominierenden Verkörperung übereinstimmt.

Es ist zum Teil wegen des Schmerzes, anders zu sein, dass ich mich so sehr darum bemühe, das Weiße in mir selbst und in den Texten und Vorträgen, die ich zu lesen bekomme, zu sehen. Ich möchte mich nicht an den Aussagen des Weiß-Seins beteiligen oder sie unterstützen. Ich möchte das Weiß-Sein sehen, weil genau das bedeutet, aktiv antirassistisch zu sein – ständig darauf bedacht, zu sein, zu sehen, wie wir alle in dieses Unterdrückungssystem indoktriniert werden, sodass ich diese Aussagen zuerst blockieren und dann demontieren kann. Für mich ist das Bekenntnis zum Antirassismus einfach eine weitere Möglichkeit, sich für das Erwachen zu engagieren.

Kaitlyn Hatch ist Schriftstellerin, Künstlerin, Podcast-Produzentin, Philosophin und Designerin und seit 2008 Dharma-Praktizierende. Sie ist homosexuell, nichtbinär und hat Métis und britische Vorfahren. Ihre Praxis wird weitestgehend von den Kagyü- und Nyingma-Linien des tibetischen Buddhismus beeinflusst, und sie ist aktive Teilnehmerin der Bhumisparsha-Dharma-Gemeinschaft, die von Lama Rod Owens mitbegründet wurde, sowie des Liberated Life Network, gegründet von Reverend Angel Kyodo Williams. Ihre Hauptlehrmeisterin ist Pema Chödrön, und sie ist derzeit als Studentin im buddhistischen Seelsorgerausbildungsprogramm des Upaya-Zen-Zentrums eingeschrieben, wo sie die Rolle der Seelsorge im sozialen Wandel erforscht. www.kaitlynschatch.com

 

Dies eine Übersetzung des englischen Artikels auf dem Blog von Tenzin Peljor:
https://buddhism-controversy-blog.com/2020/07/24/expressions-of-whiteness-in-buddhism/

* Anmerkung des Übersetzers:
QUILTBAG
Definition: Die Abkürzung steht im Englischen für queer/questioning, undecided, intersex, lesbian, transexual/transgender/trans*, bisexual, asexual, gay, genderqueer

Übersetzung durch: Sabine Barz, www.english-wanted.de

Fotos © unsplash

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