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Diskurs

Salem Aleikum, om shanti shanti, ... diese frommen Wünsche sind auf den Zungen von Milliarden Menschen, ja, aber schaffen wir das denn, den Frieden? Eigentlich ist das die große Frage.

Wie soll das gehen? Wie? In meinen mehr als 35 Berufsjahren als Psychotherapeutin habe ich Tausende Lebensgeschichten gehört, von Frieden war da nie die Rede, von Sehnsucht danach, ja. Natürlich, kein Mensch, der im Frieden ist, geht in eine Psychotherapie, aber fragen darf man ja.
Seit Jahrtausenden werden die verschiedenen Götter um Frieden angefleht, so, als ob uns irgendwer den Frieden schenken könnte. Wenn ich – nicht nur sterbenskranke – PatientInnen gefragt habe, was sie sich letztendlich wünschen, haben alle auf die Mitte ihrer Brust gedeutet und „Nach Hause kommen, zum Frieden finden“ gesagt. Warum sehnen wir uns alle nach einem Zustand, der offensichtlich so schwer zu erreichen ist? Wir müssen diesen Frieden aber kennen, sonst könnten wir uns nicht danach sehnen, was wir nicht kennen, taucht nicht in unserem Gedankenrepertoire auf. Wo also ist dieser verdammte Frieden?
Die Meister sagen, solange wir Bedürfnisse und Begierden haben, ist sowieso nichts zu machen. Aber, so
sagen andere Meister, Begierde ist die Triebfeder des Lebens. Wir müssen essen, trinken, schlafen, arbeiten und uns fortpflanzen, sonst ist gleich Feierabend. Ich stelle mir oft vor, wie die Dinos vor 230 Millionen Jahren begannen, über den Planeten zu herrschen, alles niedergetrampelt und Unmengen von Methan und CO2 in die Atmosphäre gepupst und ausgeatmet haben.
Was wäre gewesen, wenn nicht vor 65 Millionen Jahren der große Komet alle ausgerottet hätte? Nun, dann hätten wir uns unsere jetzige Trampelära vielleicht erspart. Insofern hat die blonde Schleuderlocke schon recht: Klimawandel hat es immer gegeben, irgendwer ist immer schuld, damals die Dinos, heute die Konzerne, und irgendwer verdient daran. Zumindest eine Zeit lang. Damals waren die Mäuse und diesmal werden die Kakerlaken die Sieger sein, heißt es.
Nun aber zurück zum Thema Frieden, ein ernstes Thema, ich weiß, aber manchmal stelle ich mir vor, dass der liebe Gott, sofern es ihn gibt, irgendwo herumlungert, lacht und sich wundert, welch unglaubliches Spektakel wir Menschen aufführen. Frieden? Auf der Erde? Dass ich nicht lache, das ist doch der Planet mit der Dualität, mit dem Teufel und dem lieben Gott, mit dem Gut und Böse, mit dem
Reich und Arm, mit den Verhungernden und den Fetten, den Machtgeilen und Fensterkittfressern. Das ist doch der Planet mit den Schönen und den Hässlichen, den Herrschenden und den Ausgebeuteten, den Männern und Frauen, den Gutmenschen und den Anderen, und Gott wundert sich, was den Menschen alles einfällt – Gier, Hass, Neid, Eifersucht, Mord, Krieg, alles, was man für einen Horrorfilm braucht. Und Gott sieht auch, was diesen Menschen andererseits einfällt – Musik, Poesie, Farben und Liebe, Freude, Gesang und Hingabe und Erleuchtung, alles, was für das herrlichste Spiel der Existenz notwendig ist. Das eine braucht das andere, um dieses Spiel des Menschseins, die Dualität, zu Ende spielen zu können. Wir können nur geben, was wir haben, eine Milchmädchenrechnung. Wer wirklich Frieden in sich hat, der werfe den ersten sanften Schleier und dieser hülle uns ein in das unendliche Glück und Licht des Daseins, in die Liebe, in den Frieden, die Freude und in die Freiheit von Richtig und Falsch. Om shanti, shanti, …

Der Friede sei mit dir, …

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Renata Mörth

Renata Mörth

Renata Mörth, geboren 1945, ist Pharmazeuthin und Psychotherapeuthin und führt seit 1980 das Ayurverdahaus Nexendorf. www.ayuverda-verein.at  
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