Stephen Batchelor, schottischer Schriftsteller und einer der bekanntesten buddhistischen Lehrer der Gegenwart, über den Kern der Lehre und warum er sich als Schüler des historischen Buddha bezeichnet. Renate Seifert interviewte Ihn für Ursache\Wirkung.
Sie versuchen, zum Kern der buddhistischen Lehre vorzustoßen, und bauen darauf Ihren ‚eigenen' Buddhismus auf. Warum brauchen wir heute überhaupt noch die historische Person Buddha und was macht ihn so faszinierend für die moderne Welt?
Diese Frage wird mir oft gestellt. Gleich ein Beispiel: Dass die Achtsamkeitsmeditation dem Menschen von heute helfen und das Wohlbefinden verbessern kann, steht außer Zweifel. Und geht es einem auch nur darum, ist eine Autorität wie Buddha nicht vonnöten. Für mich jedoch ist Buddhismus mehr als nur eine Methode, die es einem ermöglicht, ruhiger zu werden und den körperlichen und psychischen Gesundheitszustand zu verbessern.
Warum ich mich immer wieder auf Buddha beziehe, ist ganz einfach: Ich sehe mich schlichtweg als einen Anhänger Buddhas. Schon seit 40 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit Buddhas Lehre und aus den Original-Überlieferungen geht klar hervor, dass Buddha mehr als nur Problemlösungsstrategien hinterlassen hat. Er hat eine neue Weltanschauung begründet, eine Art Regelwerk, wie wir Menschen leben können. Mir scheint eine säkulare Herangehensweise an den Buddhismus die für mich passendste zu sein. Damit werden genau meine Bedürfnisse angesprochen und Antworten auf die Herausforderungen des modernen Lebens gegeben.
Sind Sie der Meinung, dass das MBSR-Training von Jon Kabat-Zinn die gesamte Lehre Buddhas abdeckt?
Auf keinen Fall. In einem Gespräch mit Jon selbst kam heraus, dass auch er das Achtsamkeitstraining alleine für nicht ausreichend hält. Im Gegenteil – er machte sich Sorgen darüber, dass die ganze ‚MBSR-Bewegung’ die Verbindung zu ihren Ursprüngen verliert. Achtsamkeit ist nur ein Aspekt im ‚Achtfachen Pfad’ und beinhaltet nicht die gesamte Dharma-Lehre. Natürlich ist es verführerisch zu denken, dass Achtsamkeit alleine genug sei und alle Probleme lösen würde. Auch das alleinige Vertrauen in Jesus würde im Christentum nicht ausreichen. Oder ein anderes Beispiel: Wenn das Studieren der buddhistischen Lehre in seiner Ganzheit so sinnlos wäre und Achtsamkeit ausreichen würde, müsste man Tausende Praktizierende in Asien und Europa als verrückt bezeichnen. Die Komplexität der Lehre ist ganz einfach nicht auf eine Methode zu reduzieren.
Trotzdem stellt sich die Frage, warum Sie die Person Buddha für Ihren Weg brauchen?
Es ist eine Illusion zu glauben, man könne unabhängig von jeglicher Tradition oder Kultur sein. Ich zum Beispiel beziehe mich auf eine Art losen, säkularen Humanismus und selbst dieser hat Wurzeln in der Vergangenheit. Der bekannte Humanist Richard Dawkins bezieht sich zum Beispiel auf Albert Einstein und Sigmund Freud, diese wiederum auf die europäische Aufklärung, diese wiederum baut auf der Renaissance auf und deren Anfänge wiederum finden sich in der Antike bei Sokrates und Aristoteles. Es ist demnach naiv zu glauben, unabhängig von jeglichen Glaubenssystemen sein zu können. Was in Asien der Buddhismus ist, ist hier im Westen der säkulare Humanismus. Wir nehmen diese Tatsache einfach nicht mehr aktiv wahr. Jeder wird beeinflusst von einer Tradition beziehungsweise seinem kulturellen Background. Dahinter steht aber immer eine Autorität in der Vergangenheit.
Inwieweit hat dies dann noch etwas mit Buddhismus zu tun? Handelt es sich dabei nicht einfach um eine Form von Humanismus?
Da können Sie recht haben. Vielleicht handelt es sich dabei wirklich um einen sogenannten ‚buddhistischen Humanismus’ oder wenn Sie wollen ‚humanistischen Buddhismus’. Eine lebendige Tradition beschäftigt sich immer mit der Vergangenheit und steht mit der Gegenwart in aktiver Wechselwirkung. Dass es heute Diskussionen gibt, wohin der Weltbuddhismus sich entwickeln muss, finde ich positiv. Es macht deutlich, dass Sichtweisen, die für das 5. Jahrhundert gepasst haben, für ein Leben im 21. Jahrhundert keinen Sinn mehr haben müssen. Jetzt, wo der Buddhismus auf die Moderne trifft, kommt es zu entscheidenden Entwicklungen. Es werden nicht mehr einfach blind alte Regeln übernommen, sondern sie werden mit den Bedürfnissen der Moderne in Einklang gebracht – und zwar, ohne dabei die alten Werte zu verleugnen. Jeder Mensch im Westen, der einen intellektuellen Anspruch hat und Buddhismus praktiziert, wird im traditionellen Buddhismus auf Themen stoßen, die er so nicht mehr akzeptiert. Glaubenssysteme, die über 2.500 Jahre alt sind, können nicht einfach eins zu eins in die Gegenwart gestülpt werden.
Als was bezeichnen Sie sich?
Ich würde sagen, als säkularen Buddhisten. Viele Buddhisten wären zwar glücklich darüber, würde ich mich nicht als Buddhist bezeichnen und vielleicht ist genau das der Grund dafür, dass ich mich als Buddhist deklariere. Würde ich mich nicht so bezeichnen, wäre ich doch etwas anderes. Aber was? In welcher Tradition befände ich mich dann? Es ist nun einmal so, dass ich mich mit der buddhistischen Tradition identifiziere – alles andere wäre unehrlich. Ich habe mich definitiv dem Buddhismus verschrieben – und im Besonderen den Grundaussagen Buddhas und seiner Tradition. Das erfordert nach meinem Dafürhalten ein regelmäßiges, selbstkritisches Hinterfragen von einfach allem.
Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 83: „Buddha"
Nun versuchen doch viele andere auch, den Buddhismus zu reformieren. Wie können wir dafür sorgen, dass der Buddhismus in seiner Ganzheit erhalten bleibt und nicht in eine Reihe voneinander unabhängige ‚Werkzeuge’ zerlegt wird? Buddhismus ist doch mehr als die Summe seiner Einzelteile.
Ich habe kein Problem damit, Ansätze aus den verschiedensten Traditionen miteinander zu verbinden. Vergleichen wir doch das Überwinden einer Lebenskrise mit dem Überqueren eines Flusses. Das Ziel ist, auf die andere Seite zu kommen. Mit welchen Hilfsmitteln und Ressourcen das gelingt, ist für das Ziel egal. Es sagt niemand, dass man dafür ausschließlich das ‚Buddhismus-Boot’ verwenden soll. Egal, welche Mechanismen mich nach vorne treiben, wichtig ist einzig und allein, mein Ziel zu kennen. So verhält es sich auch mit der Interpretation von Buddhas Lehre. Mir geht es ja um die Extrahierung der authentischen Inhalte Buddhas – losgelöst von späteren Strömungen und kulturellen Vermischungen. Meiner Ansicht nach hat Buddha den Buddhismus auf vier Prinzipien aufgebaut– und nach diesen bewerte ich auch die Aussagekraft von historischen Überlieferungen: erstens die ‚Bedingte Entstehung’, zweitens die ‚Vier Edlen Wahrheiten’, drittens Achtsamkeit und viertens Eigenverantwortlichkeit. Alleine mit diesen vier Prinzipien lässt sich ein zeitgemäßer Buddhismus leben, der die ethischen Ansprüche der Gegenwart erfüllt. Der Buddhismus basiert auf einer sehr objektiven Beobachtung der inneren Zustände eines Menschen. Man lernt, Emotionen und Gefühle wie Neid, Hass und Schmerz wahrzunehmen und mit jeder Situation des täglichen Lebens umzugehen.
Alleine so anmaßend zu sein die drei Juweln und das Dhamma reformieren zu wollen(!!) spricht doch schon Bände. Sie können gut und rechtens die größten Diebe im Sinne des Dhammas genannt werden.
Das mag jetzt für viele unangenehm klingen, doch sollten Sie darüber nachdenken und anderen die Gelegenheit geben ebenfalls darüber nachzudenken, denn wie der Buddha erklärte, wer (ohne zu prüfen, ohne zu wissen) lobt was dem Tadel gebührt und tradelt was Lob gebührt, ist sicher im Abfall und für schlechte Betimmungorte vorgesehen.
Möge dieses Gespräch und etwas Durst nach Wissen und prüfen entfachen.
und ihn von Dogmen und Aberglauben wie
z.B. Wiedergeburten zu befreien, ist der
richtige Weg, ein zeitgemäßen Buddhismus
zu praktizieren.
Mit freundlichen aberglaubensfreien
buddhistischen Grüßen
Uwe Meisenbacher
Wenn Sie das Thema interessiert, falsche Ansicht. sind Sie herzlich eingeladen: Wie entgegnet man Falscher Ansicht? Ihr freier Wille, Buddha zwingt niemand.
und Aberglauben in richtiger Art und Weise
befreit und reformiert.
Für mich ist Stephen Batchelor einer der derjenigen, der den Buddhismus von Dogmen
und Aberglauben in der richtigen Art und Weise reformiert.
Gelobt sind die aberglaubensfreien buddhistischen Weisheiten.
was denken Sie, wenn man einem Weltlig ohne jeglichen Erlangungen, der den Namen Buddhas verwendet und sich aufgrund dessen einen Lebensunterhalt schaft, und Ihn dabei noch fehlauslegt, wenn man so einem der weder weiß noch sieht, vielleicht auch noch sagend "ich weiß, ich sehe" glauben schenkt, wie wird soetwas genannt? Welche Art von Glauben ist das? Meinemeinungsbestätigungsglaube, ich als ebenfalls nicht wissend, nicht sehend? Wenn diese Herr irgend etwas geschaffen hat, dann mächtige Hindernisse, für sich selbst und für viele. Und wie es so ist mit den Handlungen, ohne zu prüfen, ohne zu wissen, lobt was zu tadeln ist, schaft sich selbst keinen Weg nach oben, im Gegenteil. So auch jener, der tadelt, was zu loben wäre.
Alleine die Anmaßung eines Weltlings, nicht mal Arahats würden das, Buddhas Weg zu reformieren, ist ja schon eine Auszeichnung für grenzenlose Selbstüberschätzung, aber gleiches finde immer zu gleichem.
Sie fragen, wie wird so etwas genannt?
Welche Art von Glauben ist das?
Es ist kein Glauben, sondern ein zeitgemäßer
aufgeklärter,reformierter,glaubensbefreiter,
praktizierter, buddhistischer Weg.
Buddhas Pfad der Weisheit, "Mache das Heilsame, lasse das Unheilsame und ent-
wickle deinen Geist.
Frei von Glauben an Wiedergeburten, Göttern,
Dämonen, Höllenhunden, Gespenstern, Jenseitswelten, unsinnigen Ritualen, leeren
Zeremonien, übernatürlichen Kräften, Frauen-
unterdrückungen usw.; ist ein guter und heil-
samer praktizierter Pfad.
Die grenzenlose Selbstüberschätzung liegt bei
denen, die nur Glauben und nicht Nach-
denken.
Mit freundlichen aberglaubensfreien
buddhistischen Grüßen