Warum ist es leichter, für jemand anderen etwas Gutes zu tun als für sich selbst?
MoonHee beantwortet hier Fragen des alltäglichen Lebens oder Fragen, die ihr schon immer einmal stellen wolltet. In ihrem ersten Beitrag „Wie geht es dir heute? Danke, gut!“ findet ihr mehr Informationen dazu.
Antwort MoonHee:
Wer anderen etwas Gutes tut, tut zugleich etwas Gutes für sich selbst. Andersherum ist das nicht immer der Fall. Der selbstbezogene Mensch, so wie der Hedonist, trachtet nur nach dem eigenen Vorteil. Das scheinbare Gute, das er für andere tut, beruht auf der Vermehrung des eigenen Wohlbefindens. Obwohl der Egoist nur an sich denkt, kann er Gutes tun – wenn es ihm nützlich ist. Das Gleiche gilt für den Hedonisten. Sein Verlangen nach Vergnügen und Lust muss nicht unbedingt dem Glück der anderen zuwiderlaufen.
Doch für beide Menschentypen gilt: Nicht Altruismus bewegt sie dazu, etwas Gutes zu tun für andere, sondern Eigeninteresse.
Das trifft leider auf fast alle Menschen zu. Wir sind weniger selbstlos, als wir denken. Wir Menschen neigen dazu, uns selbst besser zu sehen, als wir es tatsächlich sind. Das passiert nicht, weil wir böse sind, sondern weil wir unser wahres Wesen verkennen bzw. verleugnen. Wir wünschen uns stark, unbezwingbar und fehlerlos, doch wir sind verletzlich und machen Fehler. Die Schwäche des Menschen ist, dass er mit Schwächen nicht gut umgehen kann, vor allem nicht mit seinen eigenen. Aber gerade das macht das Menschsein aus – wir sind keine perfekt geölten Maschinen, und das ist auch gut so.
Wozu bräuchten wir die Liebe, das Gute und das Miteinander, wenn wir fertig und perfekt wären?
Wenn wir alles selbst könnten und auf niemanden mehr angewiesen wären – würden wir dann noch um Hilfe fragen? Wären wir dann noch nett und freundlich? Je mehr der Mensch sich mächtig und unabhängig von anderen glaubt, desto unmenschlicher agiert er. Betrachten wir die Welt, sehen wir, dass diese Tatsache unleugbar ist. Nicht der starke Mensch ist der Gute, sondern der verletzliche. Denn er weiß um die Not des anderen, weil er sie selbst kennt. Mitgefühl, Empathie und Altruismus erwachsen aus einem Fehlen heraus – dem Fehlen des anderen, der mich ergänzt und ganz macht. Das heißt aber nicht, dass Altruismus ein versteckter Egoismus ist. Der Egoist sieht sich als isoliertes, getrenntes Wesen, die anderen sind ihm Mittel zum Zweck. Der Altruist fühlt sich als Teil eines größeren Ganzen, die anderen sind nicht die anderen, die anderen ist er selbst.
Das Gute ist gut, weil wir dadurch ganz werden. Im Gutsein werden wir heil. Ethik, Religion und Weisheitslehren appellieren an das Gutsein des Menschen der Einheit wegen. Deshalb ist das Gute, das wir für andere tun, das Gute, das wir uns selbst tun. Im Gutsein gibt es keine Trennung von anderen und mir. Gutsein ist Einssein. Das macht das Gute gerade aus.
Wann ist etwas eine gute Tat?
Wenn Tun, der andere und ich eins sind. Das Gute ist das Wahre, wie umgekehrt. Das heißt, nur wo Wahrheit ist, ist auch Gutsein. Handle ich also nicht aus wahren Gründen, also ohne egoistische Motive, dann ist mein Tun nicht so gut, wie ich glaube. Wenn wir ehrlich sind, sind gute Taten für andere eher selten. Sonst wären wir alle glücklicher, und die Welt wäre schöner, als sie es ist.
Sind wir wahrhaftig gut zu anderen, dann sind auch wir glücklich. Gutes für andere zu tun, sollte eine Freude sein und keine Belastung. Fühlen wir uns belastet, dann sollten wir unsere Absichten noch einmal überdenken.
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