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Meine Nächte sind ziemlich traumlos – zumindest fehlt mir meist jegliche Erinnerung an die Schlafabenteuer. Andere sind mir da voraus.

Auf Facebook werden einer ja immer wieder diese Tests angeboten, die je nach Langeweilegrad verlockend sind, sie auszufüllen. Auf diesem Weg kam ich auch einmal zur Erkenntnis, dass ich ein Mann bin, weil Facebook angeboten hatte, erkennen zu können, wer den Test ausfüllt. Ein anderer Test – von einer Freundin ausgefüllt – ergab, dass sie und ich uns eines Tages auf der Flucht vor dem FBI befinden würden. Und interessanterweise scheint das irgendwie Gestalt anzunehmen.

Heute Morgen nämlich erreicht mich die Nachricht eines Traums über mich. Tatsächlich wollte mich in diesem Raum ein FBI-Agent abholen – zu einem Date. Es war offensichtlich Tom Holland, jener Schauspieler, der die aktuelle Spider-Man-Rolle innehat. Ganz hübsch, der Twen, aber nicht hübsch genug. Denn in diesem Traum findet er an meiner Stelle einen Brief, der ihm erklärt, dass ich für die CIA arbeite und ihn ausspioniert habe. Weshalb ich mich jetzt eine Weile verstecken muss, eben auch vor ihm. Besagte Freundin hat schon den Auftrag erhalten, eine Destination zu suchen, denn das Ende des Traums war – Zitat: „In der nächsten Szene sieht man, wie Herr Spider Man mit seinen ganzen 20 Klonen die ganze Welt bereist, um dich zu finden.“ Ich hoffe wirklich, dass meine Freundin einen unbekannten Strand auftut!

Meine Oma war auch eine große Meisterin des Träumens, und nicht selten hat sie vor allem die männlichen Familienmitglieder damit genervt, dass sie beim Frühstück diese Träume ausgewalzt hat. Anfangs habe ich mich angeschlossen, bis ich begriffen habe, dass es doch einiges über ihre seelische Befindlichkeit eröffnete. Im aktuellen Fall würde ich mich nicht auf eine Interpretation einlassen, sondern vielmehr die Träumerin um ihre Schlaffantasien beneiden. Denn leider verfüge ich um zu wenig Erinnerungskapazitäten, um mich nach dem Aufwachen an das in der Nacht Erlebte zu erinnern.

Dabei würde das wirklich hilfreich sein, denn viele Schreibideen entstammen Träumen. Wir Schreiberlinge sind ja offen für sämtliche Impulse, die wir bekommen – extern und intern. Meine Träume sind so selten, dass ich mich immer noch an einen wiederkehrenden Traum aus meinen Teenager-Jahren erinnere, wo ich wiederholt von einer Windrose geträumt habe. Auch kein Wunder, dass man in der Pubertät nach Orientierung sucht und selten schnell weiß, wo Norden ist. Eine tief gehende Interpretation dieses Traums ist also vergeudete Zeit. Erstens, weil vorbei, zweitens, weil inzwischen eingenordet. Wäre ja auch schlimm, wenn es mit voll50 immer noch um die Suche des Nordsterns – oder in meinem Fall Südsterns – ginge.

Realität

Vermutlich bin ich zu realistisch, um zu träumen. Möglicherweise bin ich aber auch zu vorsichtig, denn mir ist bewusst, dass Träume beziehungsweise Wünsche Realität werden können. Doch vielleicht ist es auch so, dass ich gar keine Träume brauche, weil ich nichts im Traum aufzuarbeiten habe. Weil mein Leben gut ist, wie es ist. Weil das Universum meine Vorstellungen bereits verwirklicht hat und ich damit absolut glücklich bin. Mein Mathematiklehrer hat immer gesagt: „Wer keine Träume mehr hat, ist ein Langeweiler.“ Bin ich das wegen mangelnder Traumabenteuer?

Als das Rauchverbot in Lokalen in Kraft getreten ist, hatte ich diese Angst. Ich dachte mir, dass ich nichts mehr erleben würde, weil ich damals beschlossen habe, dem Nachtleben den Rücken zuzukehren. Es war eine gute Vorbereitung auf die Lockdown-Zeit, die einige Monate später folgte. Da ging nämlich nicht nur Rauchen in öffentlichen Räumen nicht mehr, sondern auch Fortgehen war unmöglich. Und ich merkte, dass es viele andere Dinge gibt, die das Leben spannend machen können – frau muss nur den richtigen Fokus finden. Und das obliegt ihr ganz alleine.

Aus dieser Erfahrung heraus weiß ich heute: Wir können warten, bis sich Träume durch Zauberhand erfüllen, ODER wir können Schritt für Schritt unseren eigenen Traum leben. Auch wenn meistens von Schlafzuständen die Rede ist, glaube ich fest an die Qualität von Tagträumen. Und die in die Tat umzusetzen, ist ein ziemlich guter Zeitvertreib. Probieren Sie es einfach einmal aus!

Weitere Beiträge von Claudia Dabringer finden Sie hier.

Bilder © Pixabay

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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