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Blog

Es ist gar nicht so einfach, das Glück zu akzeptieren, wenn man mittendrin steckt. Dabei dachte ich immer, ich hätte ein Händchen dafür. Das sich langsam, aber sicher wieder öffnet.

Mein erster Impuls für diesen ersten Blogbeitrag des Jahres war, mich selbst anzuzweifeln. Daraus ist ein Lamento entstanden, das meiner aktuellen Situation in keiner Weise gerecht wird. Und das ich vermutlich auch keinem Menschen zumuten sollte. Deshalb entsteht hier die freundliche Version des ersten Versuchs, der aus Müdigkeit und Anpassungsschwierigkeiten heraus geboren wurde.

Doch nicht nur daraus. Ich musste feststellen, dass ich mich nur schwer von einer Art schlechtem Gewissen befreien konnte. Jenem nämlich, dass ich mich partiell schlecht dabei gefühlt habe, in einer Umgebung zu arbeiten, in der andere und auch ich bislang Urlaub gemacht haben. Das mache ich normalerweise in Salzburg ja auch, das Jahr für Jahr von Millionen von Touristen besucht wird. Und obwohl ich diese Stadt als den perfekten Wohnort betrachte, arbeite ich doch etwas außerhalb und sehe weder Festung noch Salzach oder den Festspielbezirk jeden Tag. Insofern ist mir der Segen meines Arbeitsplatzes nicht so bewusst wie hier.

Hier – das bedeutet Sonne, Strand und Meer. Das Arbeiten im Freien mit der Option, bei geistiger und körperlicher Überhitzung in den Pool springen zu können. Das neue Leben als Beziehungsmensch auszuprobieren und tagtäglich zu überprüfen, was ich an alten Prägungen loslassen kann, und neue, wohlwollende Verhaltensweisen zu aktivieren. In dieser Umgebung zu arbeiten und zu leben, ist ein absoluter Segen. Das haben mir zwei Freundinnen bewusst gemacht, denen ich meine Zwiespältigkeit bezüglich meines aktuellen Status quo erzählt habe. Beide waren sich einig: „Das hast du dir verdient.“

schlechtes Gewissen

So hatte ich die Sache nicht zu betrachten gewagt. In meiner Welt bin ich immer noch nicht daran gewöhnt, dass sich mein Prinzip, Gutes in diese Welt zu bringen, auch tatsächlich auf mich selbst auswirken könnte. Ich bin normalerweise so damit beschäftigt, mein Dasein freundlich, wohlwollend und konstruktiv zu gestalten, dass ich gar nicht dazu komme, Erwartungen in irgendeiner Richtung aufzubauen. Und vermutlich ist das auch der Grund, warum ich in den ersten Tagen am Kap mit meiner Situation gehadert habe. Weil Erwartungen erfüllt wurden, die ich gar nicht hatte. Pläne, ja. Doch das Universum und ich sind ja nicht immer einer Meinung, haben das eine oder andere Missverständnis. Weshalb ich ja vieles einfach laufen lasse, um herauszufinden, was an Gutem bei der Haustür hereinkommt. Und es kommt vieles, was mich dankbar macht.

Das hier allerdings sprengt den Rahmen von „Gut“. Arbeit fühlt sich nicht wie Arbeit an, sie ist vielmehr Teil eines ruhigen Stroms; in dem zwei Maltesermischlingsmädels eine große Rolle spielen. Und dieser Strom ist nicht nur der Liebe und Zuneigung geschuldet, die mich hier umgibt. Er ergibt sich auch dadurch, dass es Stromabschaltungen gibt, die mich mindestens für zwei Stunden täglich zwingen, Offlinezeit zu gestalten. Eine meiner größten Sorgen war ja, dass ich keine Zeit für mich selbst haben könnte. Eine Eremitin wie ich braucht Zeit fürs Nachdenken, Ausbalancieren, Entdecken. Und wider Erwarten habe ich sie, ohne diese Zeit mit meinem hyperaktiven Ich ausdiskutieren zu müssen. Alles ist in der Balance, ohne Zeitmanagement und sonstigen Systemen, die ich mir zu Hause eingerichtet habe.

Vermutlich habe ich diesen Zustand tatsächlich verdient, wie meine Freundinnen sagen. Und vermutlich ist das eine wunderbare Gelegenheit, das Gute mit dem Nützlichen zu verbinden. Daraus ein schlechtes Gewissen zu kreieren, ist vollkommen unnötig, eine Selbstgeiselung, die nicht mehr in mein Leben passt. Ich darf die beste Umgebung für mein Arbeiten, mein Sein genießen. Und Prägungen loslassen, die sich vorsichtig ducken wollen, weil der Neid hinter jedem Busch lauern könnte. Soll er doch, wenn er sich dort wohlfühlt. In der südlichen Sonne darf er aber auch gerne verdampfen.

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Bilder © Pixabay

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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