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Früher hatte ich ab November bis April mit einer depressiven Verstimmung zu kämpfen.

Die schwerste Zeit war ausgerechnet im Dezember, wo doch die Ankunft Christi uns beflügeln sollte! Jeden Tag war es noch dunkler, und je nach Wetterlage und Arbeitsplatz, ging ich im Stockdunkel aus dem Haus und kehrte in demselben heim. Man sollte im Winter nicht arbeiten müssen, fantasierte ich, die Schulen sollten um 10 Uhr beginnen, und alle sollten um 16 Uhr mit ihren Lieben Plätzchen essen können, roten Tee trinken und - je nach Laune und Alter - Blockflöte spielen, Geschichten vorlesen oder vorgelesen bekommen. Oder Sterne basteln.

Seit ich von der Bedeutung des 21. Dezember wusste, freute ich mich und zählte die Türchen im Adventskalender noch einmal anders. Aha! Diese Jahreszeit war auch für unsere Vorfahren ein Problem gewesen, und noch ein viel Umfassenderes, weil ja auch Öfen zu heizen, Holz zu hacken, Wasser zu erhitzen war. Tiere mussten auch bei Kälte früh gefüttert und getränkt werden, und wer arm war, fror im Winter immer, nicht nur wir in unseren auf achtzehn Grad eingestellten oder niedriger temperierten Wohnzimmern. Elektrisches Licht und leuchtende Weihnachtsketten in der Innenstadt gab es noch nicht - diese Verhältnisse können wir uns gut in dem hervorragenden Film „Das weiße Band“ von Michael Hanecke ansehen, der Anfang des 20. Jahrhunderts spielt.

Wintersonnenwende

Wie sehr wird man sich bis vor wenigen Jahrhunderten an der Rückkehr des Lichtes gefreut haben, wird die Nase in den nächtlichen Winterhimmel gesteckt haben statt in tote, glatte und mondleuchtende Computeroberflächen! „Sonne, Mond und Sterne“ war nicht ein Kinderlied, sondern eine Realität, in der man las wie in einer Zeitung, in einem Gedicht. Menschen fühlten sich abhängig vom Stand der Sterne, des Wetters und noch viel mehr, und sie waren es auch, genauso wie Fauna und Flora. Nur, dass wir es vergessen hatten, bis zur Vor-Katastrophe, in der wir leben und die wir mit großer Mühe, auf jeden Fall nicht auf die Schnelle abwenden können. Wenn wir sie denn ernst genug nähmen und einmal von unseren Ahninnen und Ahnen lernen würden, statt uns ständig über sie und damit alle „Indigenen“ zu erheben, deren tiefe Kenntnisse und Weisheit wir meist abtun und naiv nennen.

„Naiv“ und „kindisch“ sind Schimpfworte geworden, was mich jedoch schon länger nicht mehr interessiert. Ein Hoch auf alle berufenen Sterndeuter, Träumerinnen, schamanisch Wandelnde sowie wandernde Nonnen und Künstler, die dem Punkt, an dem Erde und Himmel einander begegnen, lauschen, anstatt Börsenkurven zu kontemplieren!
Vielleicht lernen wir ja wieder, die alten Gebete zu sprechen und zu singen, über den Quellen und Flüssen. Dem Wind nachzuspüren und einen Vers in ihn hineinzuhängen. Ein Ruhepol für die Tiere des Waldes und aller Feen zu sein, während wir an den Stamm der Eiche im Wald gelehnt kauern, die Kapuze weit ins Gesicht gezogen.

Die langsam und stetig zu uns zurückkehrende Sonne möge uns zu Dank und Ehrfurcht inspirieren. Lassen wir die ermordeten Hexen auferstehen, bitten wir sie um ihren Beistand, die Erde, unseren Boden und unsere Nahrung gesunden zu lassen. Ich imaginiere Tausende auf einer Gehmeditation rund um den Erdball, für die folgenden Generationen. Am Abend der Wintersonnenwende 2022 begonnen. Für die GROSSE WENDE, die wir sein mögen.

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Bilder © unsplash

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
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