Ein Post in einer buddhistischen Facebookgruppe weckte kürzlich mein Interesse: Innerhalb von wenigen Tagen erhielt er rund 8.000 Likes und 200 Kommentare, die fast ausschließlich aus Herzchen, Blümchen oder Ikons, die ein „Danke“ ausdrücken sollen, bestehen. Was ist da los?
Der Post zeigt das Bild einer goldenen Büste des tibetischen Lehrers Dzongsar Khyentse Rinpoche, die offenbar von einem „Mr. Walfgang“ oder „Wolfgang“ an ein buddhistisches Institut in Indien gespendet wurde. Offensichtlich geht die Büste auf einen Gipsabdruck des Gesichts von Dzongsar Khyentse zurück.
Dzongsar Khyentse ist der neue Hauptlehrer der buddhistischen Gemeinschaft Rigpa. Diese Gruppe war in einen Skandal verwickelt. Ihr Gründer und Leiter Sogyal Lakar leistete sich einen verschwenderischen Lebensstil, schlug Nonnen nieder und machte sich über Jahrzehnte sexuellen Missbrauchs schuldig. Bis heute rechtfertigt Dzongsar Khyentse diese Taten als Missverständnis und droht den Opfern, die ihr Schweigen gebrochen haben, mit der Hölle.
Was mich an der Büste sofort begeisterte, ist dieses Zurückgenommene. Wo Cäsaren wie Mark Aurel ihre Antlitze in Stein verewigen ließen, oder Diktatoren in Nordkorea öffentliche Plätze mit Fotos von sich pflastern, zieht der bescheidene tibetische Geistliche Gold vor. Vielleicht dürfen wir schon froh sein, wenn die Skulptur nicht aus dem herausgebrochenen Zahngold lamaistischer Leibeigener geschmiedet wurde.
Und alle klatschen Beifall. Niemand findet etwas dabei, im 21. Jahrhundert einen schönen fetten Personenkult zu betreiben. Lediglich ein Kommentar unter den hunderten begeisterten Blümchenwerfern, merkt kritisch an, dass man statt einer goldenen Büste doch besser Lebensmittel an arme Menschen hätte spenden können.
Naja, vielleicht ist die Büste ja so hohl, wie die religiöse Verzückung, die sie bei den Betrachtern bei Facebook hervorruft. Dann könnte man sie auf den Kopf stellen und bei Vorträgen seiner Protzigkeit zum Zwecke der Spendensammlung herumgehen lassen. So profitieren die Armen vielleicht doch noch. Außerdem ließe sich ein goldener Hohlguss nach einem Skandal besser entsorgen als irgendein zentnerschweres Marmorgedöns. Immerhin.
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