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Wenn ich mich von einer Person emotional nicht lösen kann (Liebesbeziehung), obwohl sie mir nicht gut tut, hat es Gründe? Wie schaffe ich es, mich zu lösen?

MoonHee beantwortet hier Fragen des alltäglichen Lebens oder Fragen, die ihr schon immer einmal stellen wolltet. In ihrem ersten Beitrag „Wie geht es dir heute? Danke, gut!“  findet ihr mehr Informationen dazu.

Antwort MoonHee:

Obwohl wir Menschen Beziehungswesen sind und wir uns alle nach Austausch und Nähe sehnen, stellen Beziehungen eine große Herausforderung dar, vor allem je enger sie werden. Das ist kein neuartiges Phänomen. Überall, wo Menschen einander begegnen, eröffnet sich die Möglichkeit für Wachstum und Entwicklung – für ein Mit- und Füreinander; aber auch die Gefahr der gegenseitigen Vernichtung und Zerstörung ist gegeben. Die schlimmste Form einer toxischen Beziehung ist Krieg.

In unserer schnelllebigen Welt scheinen disharmonische Beziehungen zuzunehmen, denn die Selbstentfremdung des Menschen nimmt proportional zum Materialismus und Konsumdenken zu. Der moderne Mensch ist zerrieben zwischen Individualismus und Konformismus, zwischen Selbstverwirklichung und Selbstverleugnung, zwischen Selbsthass und Selbsterhöhung und zu guter Letzt zwischen „äußerer“ Freiheit und einer inneren Leere. Der nagende Schmerz der Zerrissenheit bzw. der Selbstentfremdung wird durch Oberflächlichkeit, Unverbindlichkeit und Ablenkung zu unterdrücken versucht. Alles scheint besser, als sich schlecht und einsam zu fühlen.

Wie schaffe ich es

Doch ganz gleich, was wir tun, dem Gefühl der Einsamkeit können wir auf Dauer nicht entfliehen, denn Einsamkeit ist keine „äußere“ Sache, sondern eine innere. Das zunehmende Gefühl der Einsamkeit und Überforderung in unserer heutigen Gesellschaft ist unserer eigenen inneren Abgrenzung und Verschlossenheit geschuldet. Dramatischerweise führt die Unverbindlichkeit im Außen zu einer Unverbindlichkeit mit uns selbst und die Unverbindlichkeit mit uns selbst zur Unverbindlichkeit mit anderen. Beziehung bedeutet aber Wechselseitigkeit und Austausch: Jede gute Beziehung fängt bei uns selbst an, geht dann zum anderen und kehrt wieder zu uns zurück. Eine geglückte Beziehung ist ein Dialog und kein Monolog. Sie bereichert zugleich den anderen und uns selbst. Ist eine Beziehung einseitig, dann kann man sie kaum eine Beziehung nennen.

Eine einseitige oder toxische Beziehung liegt meistens in einem falschen Selbstwertgefühl bzw. in einem entfremdeten Selbstbild. Der Grund ist weniger karmischer als vielmehr psychologischer Natur. Menschen neigen dazu, wenn sie etwas oder sich selbst nicht verstehen, höhere Kräfte dafür verantwortlich zu machen und sie als gegeben hinzunehmen. Gerade unglückliche Liebesbeziehungen, von denen wir nicht ablassen können, werden gerne durch Karma gerechtfertigt. Karma hin oder her, Unglücklichsein bleibt Unglücklichsein. Wir leben hier und jetzt und wir haben das Recht, hier und jetzt zu lieben und geliebt zu werden. Wir sind an niemanden gebunden, wir müssen keine Altschuld abtragen – wir selbst sind es, die uns an solche Gedanken binden; wir selbst sind es, die denken, der Liebe nicht wert zu sein. Und weil wir das glauben, bewusst oder unbewusst, sind wir für eine liebevolle und harmonische Beziehung nicht bereit. Mit dieser Einstellung ziehen wir Menschen an, die ähnlich empfinden. Nun prallen zwei verschlossene und verunsicherte Wesen aufeinander. Zu der eigenen Angst kommt noch die des anderen hinzu. Das Ergebnis sind zwei isolierte Schutzbunker, wo jeder trotz Beziehung für sich alleine bleibt. Die daraus entstehenden Folgen können verheerend sein.

Die Befreiung von Schlechtem liegt im Guten. Wenn Liebe weh tut, dann ist es keine. Das, was wir für Liebe halten, ist allzu oft nur ein Konstrukt unseres Kopfes. Das, was am Unglück festhält, ist nicht eine tragische Liebe, die gerettet werden will, es ist das Ego, welches haben muss, um zu sein. Doch das Herz lässt frei, was frei sein will oder was einfach nicht zusammenpasst. Nicht wir müssen der Liebe helfen zu sein, es ist die Liebe, die uns hilft zu sein. Denn nur dort, wo wir wirklich – jenseits von Selbstentfremdung und Zwängen – wir selbst sind, ist eine wahre Beziehung in Liebe möglich. Erst indem wir uns selbst erkennen und lieben, können wir wahrhaft auch jemanden anderen lieben. Alles andere ist nur Kompensation und Vertuschung der eigenen Unzulänglichkeiten. Das Fundament intakter und wahrer Liebesbeziehungen sind Selbsterkenntnis und Selbstliebe. Beides stellt sich ganz von selbst ein, wenn wir das Tor des Egos durchschreiten und von Selbstentfremdung und Täuschung ablassen.

Weitere Fragen & Antworten von MoonHee Fischer finden Sie hier.

Sie haben eine Frage? Schreiben Sie an m.fischer@ursachewirkung.com

Bilder Teaser und Text© Unsplash
Bild Header © Sigurd Döppel 

Dr. phil. MoonHee Fischer

Dr. phil. MoonHee Fischer

„Was eines ist, ist eines. Was nicht eines ist, ist ebenfalls eines.“ (Zhuangzi) Jenseits eines dualistischen Denkens, im Nichtgeist, gibt es weder das Eine noch ein Anderes. Wo das Eine sich von einem Zweiten abgrenzt, ist keine Einheit, sondern Zweiheit. Die Erfah-rung des Einen – ich bin al...
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