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Während sie gehend unterwegs sind, schauen viele Erwachsene heutzutage auf ihr Smartphone. Die meisten scheinen überhaupt nicht hier sein zu wollen, sondern woanders. Brauchen wir das Sein im Hier und Jetzt überhaupt noch?

Neulich habe ich meiner siebenjährigen Tochter Geschichten von damals erzählt, als ich in ihrem Alter war, und wie sich die Welt alleine in diesen Jahren verändert hat. Meine Tochter lernt beispielsweise das Smartphone als etwas Essenzielles kennen, das scheinbar mit einer der wichtigsten Gegenstände im Leben der meisten Erwachsenen ist. Sie telefonieren, lesen Nachrichten, schreiben mit dem Daumen. Vielleicht ist das Smartphone aber auch nur ein Gerät, das wieder verschwindet oder weiterentwickelt wird, aber für ein Zeitalter ohne Bewusstsein für das Hier und Jetzt steht? Oder liegt es am Unterwegssein, dass wir zugleich ganz woanders sein wollen?

Antwort MoonHee:

Es scheint, dass das Universum und alles, was sich in ihm befindet, auf einer großen Reise wäre. Nichts steht still, alles ist in Bewegung. So auch der Mensch. Eine Reise kann ein großes Abenteuer sein, das viel Neues, Aufregendes und Freude bietet. Ebenso kann aber ein Abenteuer auch Herausforderungen, Gefahren und Schwierigkeiten mit sich bringen. Eine der größten Gefahren auf einer langen Reise ist sicherlich, das Ziel aus den Augen zu verlieren oder zu sterben, bevor man ankommt. Doch die größte Gefahr überhaupt ist, nie anzukommen, nicht zu wissen, wann das Ziel erreicht ist.

Das kosmische Abenteuer hat vor ca. 13,8 Milliarden Jahren (plus, minus ein paar Millionen Jahren) begonnen, aber wo führt es hin, wo wird es enden? Die gleiche Frage gilt auch für das Abenteuer Mensch. In der Beantwortung der Fragen versprechen wir uns Antworten über Sinn und Ziel unseres Daseins. Aber wie weit ist das Wissen um das Ende relevant oder hilfreich, um ein sinnvolles und erfülltes Leben zu leben?

Hier und Jetzt

Auf der spirituellen Reise ist der Weg das Ziel. Das Abenteuer, Mensch zu sein, besteht nicht darin, bestimmte Ziele zu erreichen, sondern zielt auf den Augenblick im Hier und Jetzt. Im Zen heißt es: „Der Weg beginnt unter unseren Füßen und wird im Gehen gefunden.“ Wenn Weg und Ziel eins sind, dann gibt es kein Vorher oder Nachher. Alles ist jetzt. Jeder Schritt, jeder Moment, auch der nächste, so wie die Erinnerung an Vergangenes ereignen sich jetzt. Vergangenheit und Zukunft sind gegenwärtige Phänomene in unserem Bewusstsein. Zeit ist kein äußerliches Phänomen, sie ist ein Produkt unseres Geistes.

Das Einzige, was wir bewusst erleben, ist der Jetztmoment. Und wo ein Jetzt ist, ist auch ein Hier. Das Hier und Jetzt ist Gegenwart, ohne Gegenwart zu sein. Alles, was ist, ist reine Gegenwärtigkeit, die jedoch nicht auf sich selbst verweist. Jeder Augenblick wird und vergeht im selben Moment. Kein Augenblick ist greifbar – wollen wir ihn fassen, dann ist er schon nicht mehr. Gegenwärtigkeit bedeutet Gleichzeitigkeit und Verbundenheit: Akzeptanz und Loslassen gehören untrennbar zusammen, was wird, vergeht; Vergangenheit ist zugleich Zukunft; der Weg ist das Ziel, ich bin du, du bist ich, wie unten, so oben etc.

Im gegenwärtigen Sein, im Hier und Jetzt, ist alles eins. Ich bin alles, und alles bin ich. Bin ich wahrhaftig hier, dann bin ich auch dort. Hier und zugleich dort zu sein bedeutet, zu gehen ohne zu gehen, aber dennoch anzukommen. Doch dort, aber nicht hier zu sein bedeutet, nur halb bzw. gar nicht zu sein. Sind wir nicht ganz hier, so sind wir nicht.

Erst in dem Wissen, wo wir sind, kann die wahre Reise beginnen. Das Ziel des spirituellen Weges ist nicht, irgendwohin zu gelangen, sondern dort, wo man ist – GANZ ZU SEIN. Das ganze Leben, jeder Augenblick, ist ein einziges Ankommen. Hierin erfüllt sich das Abenteuer, Mensch zu sein. Denn was wünschen wir uns mehr, als anzukommen? Dieses Ankommen ist jedoch nichts Starres, nicht etwas Finales, es ist das Unterwegssein im Hier und Jetzt.

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Sie haben eine Frage? Schreiben Sie an m.fischer@ursachewirkung.com

Bilder Teaser und Text© Unsplash
Bild Header © Sigurd Döppel 

Dr. phil. MoonHee Fischer

Dr. phil. MoonHee Fischer

„Was eines ist, ist eines. Was nicht eines ist, ist ebenfalls eines.“ (Zhuangzi) Jenseits eines dualistischen Denkens, im Nichtgeist, gibt es weder das Eine noch ein Anderes. Wo das Eine sich von einem Zweiten abgrenzt, ist keine Einheit, sondern Zweiheit. Die Erfah-rung des Einen – ich bin al...
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