Der Krieg gegen die Ukraine, aber auch viele andere Kriegs- und Krisensituationen weltweit und die zunehmende Nationalisierung von Staaten zeigen sehr deutlich, wohin Egozentrik im Allgemeinen führt.
Egozentrik bedeutet unter anderem, dass die tiefe Verbundenheit mit allen Wesen, der Umwelt oder auch den Tieren verloren gegangen ist.
In dieser Abgetrenntheit herrschen Mangel, Einsamkeit, Rücksichtslosigkeit und tiefes Leiden.
Was können wir tun, um angesichts dieser Entwicklungen nicht in Gefühlen von Ohnmacht und Depression zu enden? Zuerst einmal unseren eigenen Geist ausrichten auf liebevolle Zuwendung, uns erinnern an Buddhas Worte (Dhammapada, Vers 5):
Noch nie in dieser Welt
Hat Hass gestillt den Hass.
Nur liebende Güte stillt den Hass.
Dies ist ein ewiges Gesetz.
Liebende Güte/Liebe hat einen wichtigen weiteren Aspekt: Mitgefühl. Die Grundlage für Mitgefühl ist die Verbundenheit mit den Wesen, den Tieren, Pflanzen, der Umwelt – konkret das Bewusstsein, dass wir in vielfältiger Weise voneinander abhängig sind. Alle Wesen, auch die, die sich in Egozentrik verschließen, wollen Frieden, Glück, Sicherheit, Akzeptanz, wollen angenommen sein.
Aus dieser Verbundenheit entsteht natürlicherweise Mitgefühl, wenn wir Leiden in uns und anderen Wesen sehen. Der aktive Aspekt von Mitgefühl – ein Gegenmittel gegen Ohnmacht und depressive Stimmung – drückt sich aus in Unterstützung derjenigen, die Hilfe brauchen. Im akuten Fall könnte unser aktives Mitgefühl so aussehen: Aufrufe unterschreiben, Geld spenden, Wohnraum für Flüchtende anbieten, an Mahnwachen teilnehmen, klar Stellung beziehen, sich Hilfsorganisationen anschließen …
Klaus und Ulrike Kraler, Zen-Lehrende
Dieser Beitrag ist Teil einer Sammlung an Statements buddhistischer Lehrerenden für den Frieden in der Ukraine.
Bild Klaus und Ulrike Kraler © Privat
Bild Header und Teaser © Unsplash