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Mitte der 1990er-Jahre gab es dieses eine Lied, das sehr anschaulich beschrieb, wie ein Mann eine Frau behandeln soll. Offenbar ist das heutzutage politisch nicht mehr korrekt.

„Have you ever really loved a woman?“, fragte damals Bryan Adams, und man hatte die Bilder von Johnny Depp als Don Juan im Kopf, der auf wunderbare Art und Weise um Frauen werben konnte. Jetzt ist Johnny Depp heute auch nicht mehr unbedingt der Burner, der er in den 1990er-Jahren war, aber hey – wer kann das schon von sich behaupten, der damals in der Blüte des Lebens stand? Glücklicherweise ist sein Filmcharme auf Zelluloid gebannt, und wenn der Valentinstag naht, kann man sich schon einmal in Erinnerung rufen, wie der Idealfall aussehen könnte.

Doch ist die Annäherung eines Mannes wie Don Juan heute noch zeitgemäß? Das habe ich mich kürzlich gefragt, als ich mit einem alten Freund und seiner Lebensgefährtin beim Essen saß. Ich erzählte von meinem Urlaub und davon, dass mich am Strand ein Mann mit den Worten angesprochen hatte: „Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich Ihnen nicht sagen würde, wie schön Sie sind.“ Ich kann mich täuschen, aber die Lebensgefährtin meines Freundes hatte danach einen leichten Glanz in ihren Augen, während er meinte: „Bei uns ist das schon hart an der Grenze zur sexuellen Belästigung.“ Meine Augenbrauen hüpften in die Höhe, weil ich selbst bei angestrengtestem Nachdenken nicht auf diese Idee gekommen wäre. Oder bin ich schon so „afrikaverseucht“, dass mir die hiesigen Anmachkonventionen fremder als fremd geworden sind?

politisch nicht mehr korrekt

Jetzt ist es ja nicht unbedingt einfach, hierzulande angemacht zu werden. Hashtag Maske. Man muss also ins Freie, ins Kaffeehaus oder in eine Bar, um seine soziale Kompetenz im Geschlechterreigen nicht ganz zu verlernen. Und wenn man dort überhaupt jemanden antrifft, dann ist da immer noch die Frage: Welche Energie bringt dieser Mensch mit? Jetzt ist unser aller Energielevel durch die C-Scheißerchen nicht gerade geboostert worden, um im Bild zu bleiben. Vielmehr sind viele noch vorsichtiger geworden, und der Austausch von Körperflüssigkeiten ohne vorherigen PCR-Test scheint kaum möglich. Und ist darüber hinaus höchst unromantisch. Kommt dann noch die politische Korrektheit dazu als Hürde, kann aus dem Bäumchen-wechsel-Dich-Spiel schon eine Sesselkleberei werden. Gott, wie anstrengend!

Wundert es dann irgendjemanden, dass man als Frau ein Kompliment am Strand äußerst wohlwollend entgegennimmt? Lächelt und sich bedankt? Und NICHT daran denkt, dass hier gerade eine sexuelle Belästigung stattfindet, sondern einfach glücklich ist, dass es Männer gibt, die ihre Gedanken aussprechen? Und dabei ist es erst mal völlig unerheblich, ob das eine Anmache ist oder ernst gemeint. Schon nette Worte zu hören, ist ein exzeptionelles Vergnügen. Das steht Männern gut. Manieren und Respekt übrigens auch.

Mein Jüngster hat damit, dass er gerne ein Gentleman sein möchte, nicht unbedingt gute Erfahrungen gemacht. Und das tut mir von Herzen leid, denn es liegt so viel Freundlichkeit darin, einer Frau die Autotür zu öffnen oder ihr in den Mantel zu helfen. Jetzt weiß ich schon, dass man sich da unbeliebt machen kann, wenn man auf eine Frau wie mich in ihren 20ern oder 30ern trifft, die schnauzt: „Das kann ich selbst.“ Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass ich es damals nicht besser wusste, weil ich auf absolute Unabhängigkeit getrimmt war. Heute verstehe ich absolut, dass man sich da als Mann einiges schneller abgewöhnt, als es der Frau lieb ist.

Wenn nun Bryan Adams davon singt, dass ein Mann jeden Gedanken einer Frau hören, jeden Traum sehen und sie einatmen soll, dann stapeln sich in weiblichen Augen die Herzerln. Wir alle wissen, dass es das nicht gibt. Da können wir das Lied in Dauerschleife zur Manifestation hören. Wird nix. Doch was dieser Lied – in meiner Wahrnehmung – sagen will, ist: Lass Dich auf die Frau ein, schenke ihr Deine Zuneigung und sprich' darüber. Sieh' in ihr nur das Beste, weil auch sie dann nur das Beste in Dir sieht. Sei mutig, das wird sie mehr als alles andere lieben. Wenn das als sexuelle Belästigung geführt wird, dann wundert mich nichts mehr. Doch glücklicherweise muss es das auch nicht mehr.

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Bilder © Pixabay

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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