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In gewisser Weise sind wir immer im Lockdown oder immer wieder. Freiwillig. Und das ist der Trick, der viel mehr ist als ein Trick. Zu wollen, was wir müssen.

Zu bejahen, was unvermeidlich ist. Vorwegzunehmen, dass wir eines Tages mit wenigen erfüllten Bedürfnissen zurechtkommen müssen, nicht nur wir, sondern jeder Mensch, oft auch ganz junge Menschen. Wenn wir krank werden, sogar eine Zeit im Krankenhaus verbringen müssen. Wenn in unserer Familie oder in unserer engsten Beziehung ein Unglück eingetreten ist. Wenn unsere Nachbarschaft, der Arbeitsplatz oder unsere Nation an einem viele Menschen betreffenden Übel leiden: Dann bringt es wenig, die Augen zu verschließen und nach bewährten Ablenkungen zu suchen. Das können wir tun, doch wahre Befriedigung wird es uns nicht schenken, andere um uns herum leiden zu sehen, während wir es gut haben.
Nein, wir haben gerade die Gelegenheit, uns der Situation zu stellen und diese, so elegant wie möglich und ohne uns aufzuspielen, zu ertragen und – wenn möglich – zu nutzen, um hilfreich für andere zu sein, für unsere Mitlebewesen, zum Beispiel.
Wie das gehen kann? Das machen wir anderen vor, und sie machen es uns vor. Kleine oder größere liebevolle Handlungen machen uns frei von uns selbst – aus Gründen, die nicht ganz erklärlich sind, brauchen wir dafür immer wieder einen Anstoß.

Wir können uns fragen: Wer in unserer Reichweite könnte unsere Hilfe brauchen? Diese kann am Telefon gewährt werden, durch E-Mails, durch Post, durch andere Handlungen wie miteinander spazieren zu gehen, etwas einzukaufen für jemanden, dessen Hund auszuführen. Mit einem Kind etwas draußen zu unternehmen, wozu die Eltern keine Kraft haben, auch im Lockdown wird es Möglichkeiten geben, wir können diese ausloten. Lebensfreude, Angstfreiheit verbreiten, damit die Jugendlichen und Kinder sehen und sich abgucken können: Die Welt geht nicht unter, weil es immer Möglichkeiten gibt. Und sich etwas auftun kann, was trägt.

Lockdown

Warum ich die beiden großen Lehrer* aus Tibet und Vietnam im Folgenden nenne, wo es so viele andere zu erwähnende Weisheitslehrer*innen gibt? Das hat mit ihrem Alter zu tun, aber mehr noch, mit ihrem Status als Geflüchtete. Machen wir uns klar, kurz vor Weihnachten, was sie selbst als junge Menschen erlitten haben und wie viel Leid ihre Landsleute ertragen mussten! Und welche Heiterkeit und Lebensfreude beide stets in der Lage waren zu versprühen. Jetzt haben wir vielleicht mehr Zeit und Muße, Vorträgen zu lauschen und uns inspirieren zu lassen – wollten wir das nicht schon lange tun? Verzweiflung über unsere Lage lassen wir gar nicht Platz nehmen in unserem Haus, und Ärger darf uns gerne informieren über etwas, das nicht stimmt, doch dann steigen wir gleich aus aus der Angst-Ärger-Spirale, die nur nach unten führen kann.

Ich glaube, wir werden diese nächsten Monate, die manchmal so schwierigen Festtage wirklich gut gestalten können, wenn wir das Beste, Ehrlichste und Freundlichste in uns mobilisieren. An alle Querdenker*innen und die, die sich für Normaldenkende halten: Lassen Sie uns das junge, unschuldige Kind, die Teenagerin im anderen sehen, das oder die einfach nur gehört und gesehen werden will! Diese jüngeren Anteile von uns sind immer da, immer. Und sie tun manchmal bizarre Dinge. Dann haben wir vielleicht eine Aufgabe …

Mit Ihnen zusammen entscheide ich mich, was ich genau in den Lockdown einschließe und was wir gemeinsam zum Blühen bringen möchten. Ich verbeuge mich.

*Bei den beiden berühmten Flüchtlingen handelt es sich um seine Heiigkeit Dalai Lama und dem Ehrwürdigen Thich Nhat Hanh.

Weitere Beiträge von Monika Winkelmann finden Sie hier.

Header/Teaser © unsplash

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
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