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Was tut man, wenn sich drei Fragen einfach nicht beantworten lassen? Man denkt einfach um die Ecke, nachdem man sich im nächsten Umfeld umgeschaut hat.

Letzte Woche war ich ja ob meiner Entscheidungsunlust so verzweifelt, dass ich mir sogar Nachrichten reingezogen habe. Was zwar bei dem einen oder der anderen Kopfschütteln und Kichern hervorgerufen hat, brachte mich nicht wirklich weiter. Weil ich mir selbst keine Antworten auf die Fragen

  • Brauche ich Urlaub?,
  • Will ich wegfahren?,
  • Falls ja, wohin?

geben konnte. Und plötzlich war da eine Idee, die ganz neu für mich ist und die ich gerade umsetze. Woran ich Sie teilhaben lassen will, obwohl ich EIGENTLICH ja nicht arbeite in dieser Woche.

Als ich für mich beschlossen hatte, eine kreative Woche zu gestalten, kam aus dem Freundeskreis schnell die Frage: „Wo?“ Interessant fand ich das deshalb, weil wir offensichtlich immer davon ausgehen, dass man entweder nach Zakynthos zum Malen, nach Bali zum Meditieren oder nach Klütz zum Schreiben fahren muss. Vermutlich wäre ich keine Ausnahme gewesen, hätte jemand anderer dieses Vorhaben an mich herangetragen. Deshalb habe ich auch hochgezogene Augenbrauen geerntet, als ich verkündete, zu Hause Kreativurlaub machen zu wollen.

Die Idee war befeuert worden durch die Tatsache, dass auf meiner Treppe, die den Wohnraum mit der Arbeitssphäre verbindet, so vieles liegt, was ich inspirierend finde und verfolgen möchte. Doch der normale Gang der Dinge ist: Ich nehme sie mit in den ersten Stock, staple sie neben die anderen Häufchen, die schon da liegen, sortiere sie maximal dort ein, wo ich eine Schütte für Ideen geschaffen habe. Und dort werden diese Ideen immer schwerer – genau wie in meinem Bewusstsein. Ich weiß, dass sie da sind. Ich weiß, dass ich daraus etwas entwickeln könnte. Ich weiß, dass ich es nicht tue, weil meine Tage zu kurz sind. Und genau das wollte ich nicht mehr.

Fragen

Also habe ich alles, was in meinem Haus zum Thema Kreativität zu finden war, nicht von unten nach oben, sondern von oben nach unten gepackt und beschäftige mich in dieser Woche ausschließlich damit, um die Ecke zu denken. Ich habe ein eigenes Schreibheft angefangen, wo alles, was aufpoppt, niedergeschrieben wird, auch für längere Reflexionen ist da Platz. Ich habe wieder damit begonnen, vor dem ersten gesprochenen Wort drei Seiten zu schreiben und stelle fest: Die Ideen kommen ziemlich leicht. Ich habe schon mehrere zu meinem nächsten Schreibworkshop gesammelt, ich brüte über Vermarktungsmöglichkeiten für mein nächstes Buch, das bald erscheinen wird, ich füttere meinen Geist mit Neuem. Gestern war ich in einem neuen Restaurant, heute habe ich mir eine Ausstellung zum Thema „Female Sensitivity“ angesehen. Ich bin ein Mensch, der in seiner Mitte ist, wenn die Sinne jauchzen. Und das funktioniert bislang ganz gut. Dabei muss es gar nicht sofort klicken – die Ausstellung war beispielsweise etwas verstörend für mich, doch ich bin sicher, dass die nachfolgende Reflexionsrunde etwas ausspucken wird, was ich mir während des Blicks auf gefangene Körper, an Glas gepresste Gesichter und jede Menge weiblicher Geschlechtsorgane nicht gleich eingefallen ist.

Außerdem habe ich es tatsächlich geschafft, an einem einzigen (Wochen-)Tag ein Buch zu lesen. Auch zum Thema Kreativität, geschrieben von John Cleese, den viele von Ihnen bestimmt aus der Monty Python-Serie kennen. Oder aus „Ein Fisch namens Wanda“. Er hat ausgeführt, dass es Hasen und Schildkröten gibt. Hasen wollen alles schnell entscheiden, weil sie sich der Entscheidung entledigen möchten. Und dann gibt es die Schildkröten, deren wichtigste Frage ist: „Bis wann muss ich das entscheiden?“ Sie sind auch diejenigen, die von Prokrastination profitieren, weil das Abwarten oft dazu führt, dass sich neue Erkenntnisse ergeben, die dann zu einer eindeutigen Entscheidung führen. Oft habe ich mich selbst ja wegen meiner Neigung zur Aufschieberitis gegeiselt, doch seit ich weiß, dass ich eine Schildkröte bin und welche Qualitäten damit einher gehen, geht es mir deutlich besser, Nichtsdestotrotz tut es mir unendlich leid, dass das erste Haustier, das ich besessen habe, durch meine Schuld zu Tode kommen ist. Ich hatte nämlich als Kind vergessen, meine Schildkröte einzuwintern. Das war der Anfang einer Reihe von unglücklichen Verhältnissen zu Haustieren, doch das ist eine andere Geschichte.

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Bilder  ©  Pixabay 

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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