Im Konflikt fühlen wir uns oft so, als hätte jemand einen wichtigen Stecker gezogen. Alles gerät durcheinander. Klar denken und angemessen reagieren kann ich oft erst, wenn der Konflikt schon lange vorbei ist. Aber dann ist es zu spät.
Wie kann ich einen Konflikt so lösen, dass wieder Nähe und Vertrauen möglich sind?
Im Konflikt wird alles ganz schnell. Mein Puls rast, mein Atem geht schneller. Meine Muskeln spannen sich an. Bevor ich einen Satz ausspreche, kommt schon eine Gegenantwort. Meine Grenze ist verletzt. Ich fühle mich unverstanden. Ich bin heftig emotionalisiert.
Geht es mir so, bin ich innerlich und äußerlich in einem Kampf. Dieser Kampf dient eigentlich dazu, den anderen loszuwerden. Wirkliches Verstehen und Versöhnung sind auf dieser Ebene leider nicht möglich.
Egal, wie sehr ich mich bemühe. Denn sobald ich verletzt bin und mich abgrenzen muss, verliere ich leider die Fähigkeit, mitfühlend zu sein.
Dieses Wegfallen der Herzlichkeit ist tatsächlich ein biologisches Phänomen, gegen das ich nichts tun kann und mein Gegenüber auch nicht. Im Konflikt schalten sich die sogenannten Spiegelneurone in uns ab. Das heißt, wir verlieren biologisch die Fähigkeit, uns in den anderen einzufühlen und die Welt aus seinen Augen verstehen zu können.
Meine Herzlichkeit taucht erst wieder auf, wenn ich wieder gut zu mir komme, mich beruhige und nicht mehr so stark emotionalisiert bin.
Herzlichkeit = Beziehung
Sobald sich mein Herz verschließt und ich mich abgrenze, höre ich auf nachzufragen, wie sich die Welt aus der Sicht des anderen anfühlt. Stattdessen tauchen automatisch Wertungen und Urteile in mir auf, und da ich in Konfliktgefühlen bin (Wut, Kränkung, Verletztheit, Empörung), unterstelle ich meinem Gegenüber in der Situation nur die schlechtesten Motivationen.
Dem Menschen, der mit mir in Konflikt ist, geht es in dem Moment leider genauso.
Auch er hat die Fähigkeit verloren, mir verständnisvoll zu begegnen. Im Buddhismus heißen die Gefühle, in denen wir im Konflikt sind, Gefühle des geschlossenen Herzens.
In diesem Zustand des geschlossenen Herzens möchte jeder gehört und verstanden werden. Aber niemand hat mehr die Fähigkeit, zuzuhören und zu verstehen. Beide fühlen sich ohnmächtig und haben das Gefühl, zu verzweifeln. Egal, wie man sich erklärt, der andere versteht einfach nicht …
------------------------
Wer zum Thema „Es gibt keine Herzlichkeit im Konflikt“ gerne weiterlesen möchte, findet den Beitrag im Blog von Dirk Meints in voller Länge unter diesem Link.
Die Workshops von Dirk Meints finden Sie hier.
Bilder © Pixabay
Zeichnung © Dirk Meints