Covid-19 ist wie ein ganz aktuelles Zwischenzeugnis unserer Welt. Die Corona-Pandemie ist mit vielen anderen gesellschaftlichen Dauerproblemen verknüpft, wie mit institutionellem Rassismus, Missachtung der Rechte von Frauen und Mädchen oder der sich beschleunigenden Klimakrise.
2020 zanken sich mächtige Länder um Ressourcen wie Öl-, Gas- und Wasservorkommen, sie feilschen um Abwehrsysteme und Waffentechnologie, und die Gefahr des Atomkriegs steht wieder einmal im Raum.
In vielen Ländern versammeln sich die Menschen zu Massenprotesten. Überall müssen sich verwundbare Demokratien gegen neue oder wiedererstarkte digitale, gesellschaftliche und politische Angriffsstrategien von innen und außen wehren. Viele fürchten um ihr Leben und ihre Zukunft.
All das und manches andere belegt klar und unbestreitbar, dass der kollektive Körper-Geist – also das an uns, was auf rätselhafte Art mit allen verbunden ist – an einem Trauma leidet und dadurch voller Brüche ist: entfremdet, getrennt, polarisiert. Warum ist das so? Nun, aus mystischer Sicht entspringen alle mit dem System verhafteten und unlösbar erscheinenden gesellschaftlichen Probleme überall auf der Welt der gleichen Quelle: dem bodenlosen Sumpf der in alles hineinwirkenden ungelösten und nicht geheilten Vergangenheit.
Die Ereignisse des Jahres 2020 bestätigen und unterstreichen diese Wahrheit. Sie gehen von den Schichten der seit Generationen in uns abgelagerten historischen Traumata aus – und an die müssen wir uns jetzt heranwagen, wir müssen sie bewusst zur Kenntnis nehmen und fühlen, wir müssen sie verarbeiten und integrieren.
Aber trotz Covid-19, trotz weltweiter Unruhen, trotz wirtschaftlicher Instabilität und mitten im Klimachaos bieten sich uns doch viele Möglichkeiten, zusammenzukommen und unsere Widerstandskraft zu mobilisieren und zu steigern – und dazu werden ständig neue Methoden entdeckt. Wir alle tragen Jahrtausende historischer Traumatisierung und die Schmerzen und Leiden früherer Generationen in uns, aber dass wir heute leben, beweist, dass all unsere genetischen Vorfahren auch unter schwierigsten Bedingungen lange genug überlebten, um resiliente Kinder hervorzubringen. Und bei all deren Nachkommen war es ebenso.
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