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Ich habe durch einen Vortrag, den Norman Fischer gehalten hat, verstanden, was Lehrer*insein im Kern bedeutet. Er meinte es vor allem in Bezug auf spirituelle Lehrerschaft, die uns beim Leben in Anstand und Würde, nach moralischen Grundsätzen und im Einklang mit dem kosmischen Gesetz leben und auch sterben hilft.

Ich hörte davon, dass es auf die „aspiration“ ankäme, also auf das Streben nach dem Guten oder Höheren, oder noch nicht einmal das. Dass es auf das Streben nach dem, was wir für zutiefst erstrebenswert halten, ankommt. Also, ein gutes Vorbild zu sein, ein Begriff, der zu wenig dynamisch ist und zu sehr nach Endgültigkeit klingt. Als wenn es jemand geschnallt hätte. Nein, der Punkt ist, auch die Lehrerin hat es nicht geschnallt, sie hat lediglich erkannt, DASS sie und vielleicht auch WIE sie üben muss, um das Erstrebte umzusetzen. Das Erstrebte zu werden.

Nun werden wir das nicht in einem Leben und auch nicht durchgehend gleich und ein für alle Mal erreichen. Dennoch haben wir ein Sensorium dafür, ob und inwiefern jemand sich vertrauenswürdig und integer verhält, und unser Verständnis für uns selbst in dieser Hinsicht wächst auch. Meistens spiegeln uns die Mitmenschen, wenn wir achtgeben müssen, um nicht abzurutschen oder schon abgerutscht sind, ohne es zu merken.

Insofern hat Thich Nhat Hanh so recht, wenn er sagt und postuliert, dass in Zukunft, die natürlich jetzt gerade stattfindet, nicht die Einzelne erwacht, sondern der ganze Sangha. Wir erblicken und erkennen uns im Spiegel des anderen, und unsere Co-Kreativität wird in der Interaktion angekurbelt. Zu derartigen Phänomenen gibt es die Studien zu „Feldern“. Ich habe immer wieder gestaunt und staune jedes Mal neu, zu welch weisen und überraschenden Ideen, Einsichten und Schlussfolgerungen Menschen in gut geleiteten Gruppen kommen. Hier schließe ich mich persönlich ein. Wenn ich selbst Potenzialentfaltungsgruppen leite, kommen mir stets die besten Ideen. Aber auch, wenn ich an solchen und ähnlichen Gruppen teilnehme.

Leben

Wir identifizieren uns mit unseren Lehrerinnen und Lehrern, die wir liebten, in unserem Leben, mit denen, die wir lieben. Wenn wir sie nicht liebten, achteten, schätzten, würden wir nichts von ihnen annehmen (können). Während wir mit ihnen wachsen, nehmen wir sie in uns hinein, diese Vorbilder in „stetigem Bemühen“, und werden damit unabhängiger von der Präsenz der/des Lehrers*in. Er ist mit uns verschmolzen, sein Streben ist zu unserem eigenen geworden. Wenn sie uns wirklich geliebt haben, diese Lebenslehrer, durften wir unser eigenes Potenzial entfalten. Im besten Fall befruchten beide einander. Doch manchmal muss die Lehrerin mehr Erzieherin, muss der Lehrer Vater oder Straßenarbeiter sein. Auch Anwälte sind gefragt. Man hört mich öfter, in Beratungsstunden, als Coach oder in der Gruppenarbeit, sagen: Ich spreche jetzt zu dir/zu Ihnen als Referentin des Kinderschutzbundes. Als Jugendamtsleiterin. Als Gleichstellungsbeauftragte ... Mit der Zeit lernen wir Rollenflexibilität und üben es, die jeweilige Sprache der genannten Professionen zu sprechen. Vor allem nach innen zu sprechen, zu uns selbst oder zu unseren Lieben um uns herum.

Gute Lehrer folgen dir oder gehen mal ein Stück an deiner Seite mit. Manchmal gehen sie voran. Sie sind ohnehin vorangegangen, sonst hätten sie dir nichts zu sagen über den Weg. Aber letztlich nützt es ganz und gar nichts. Gehen musst du alleine, und der Weg entsteht beim Gehen.
Die Lehrerin hat Heimstatt gefunden, in dir.

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Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
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