In einer Welt der ständigen Ablenkung und der Suche nach immer Neuen ermutige ich, eigene achtsame Rituale zu finden.
Im Verlauf der fünf Jahreszeiten nach der TCM-Lehre (Winter, Frühling, Sommer, Spätsommer, Herbst) stell ich in dieser Blogreihe Achtsamkeitsrituale vor, die einem einladen sollen zu experimentieren. Die vorgestellten Rituale haben mehrheitlich einen Bezug zu den Jahreszeiten, müssen aber nicht auf diese begrenzt bleiben.
Byung-Chul Han, koreanisch-deutscher Philosoph, schreibt in seinem Buch „Vom Verschwinden der Rituale“, dass Rituale das In-der-Welt-Sein in ein Zu-Hause-Sein verwandeln. „Sie machen aus der Welt einen verlässlichen Ort. Sie sind in der Zeit das, was im Raum eine Wohnung ist. Sie machen die Zeit bewohnbar. Ja, sie machen sie begehbar wie ein Haus.“
Für mich sind Rituale eine gute Möglichkeit zum Innenhalten, zum Verweilen und Schauen, zum Erkennen. Von diesem Erkennen aus sind ein Verstehen und ein Voranschreiten mit neuer Kraft möglich.
In erster Linie lassen sie mich aber ankommen im jetzigen Moment. Und es ist ein Glück, ein individuelles Ritual zu finden, das einem Ruhe und Innenschau schenkt in einer Zeit, die sonst definiert ist von Konsum und Produktion, Hektik und Erfordernissen, Digitalisierung und Informationsflut. Noch mehr in einer Zeit, die uns nur eine sehr vernebelte Sicht auf die Zukunft erlaubt, in der wir uns kaum an etwas festhalten können.
Meine Rituale ordnen meine Zeit. Sie markieren Übergänge in meinem Alltag. Sie schenken mir Ich-Zeit.
Diese beiden Winter-Rituale sind hilfreich bei Müdigkeit und Stress.
Matcha am Morgen
Das grüne Pulver des Grüntees enthält viel L-Theanin, eine Aminosäure, die für Entspannung und Stressreduktion sorgt. Matcha besitzt zudem viele Antioxidantien, die unser Immunsystem stärken. Also wirklich hilfreich in der kalten Jahreszeit und vor allem im Corona-Zeitalter.
Matcha ist zudem ein echter Wachmacher, verbessert die Konzentration und die Gedächtnisleistung. Ich trinke ihn jeden Morgen. Auch wenn es viel Werbung für die gesundheitsfördernde Wirkung von Matcha gibt, bei meinem Ritual MATCHA AM MORGEN geht es mir vor allem um die achtsame Zubereitung, die immer gleich abläuft und trotzdem zu immer anderen Ergebnissen führt. Die Freude über einen gut zubereiteten Matcha am Morgen bestimmt auch meine Stimmung in den darauffolgenden Stunden.
Eine Anleitung für das achtsame Zubereiten von MATCHA AM MORGEN findest du auf meiner Mindful-Melon-Seite.
Nierenmudra im Nachmittagstief
Mudras sind Handhaltung und -bewegungen, die Energien lenken können. Übersetzt bedeutet Mudra „Das, was Freude gibt“.
In der TCM ist dem Winter- bzw. dem Wasser-Element der Nierenmeridian zugeordnet. Die Nieren sind die Wurzeln des Lebens und steuern die Triebe des Überlebens, der Selbsterhaltung und der Fortpflanzung. Dieser Meridian trägt in sich das Potenzial für unsere Lebendigkeit und Vitalität.
Das Nierenmudra wiederum ist hilfreich bei Erschöpfungszuständen und Energiemangel, es hilft auch bei Ohr- und Knochenproblemen. Es stärkt die Nieren, wärmt und beruhigt uns.
Dieses Mudra forme ich gerne am Ende einer winterlichen Yin-Yoga-Sequenz im Meditationssitz oder wenn ich ob der frühen Dunkelheit am Nachmittag müde werde, aber doch noch etwas arbeiten muss.
Einfach die Daumenspitzen an die Kleinfingerballen legen und die Ringfinger über die Daumen legen.
Achte beim Formen von Mudras darauf, nicht zu stark zu pressen oder zu drücken, die Finger sind nur sanft abgelegt. Wenn du merkst, dass im Zuge der Haltedauer sich die Hände und Finger verkrampfen, dann lass bewusst wieder ein wenig los. Nimm dir vor allem auch Zeit, hineinzuspüren, was du im Körper wahrnehmen kannst, nachdem du die Handhaltungen auflöst.
Mehr Mudras findest du auf meiner Pinkzebra-Yoga-Seite.
Im nächsten Artikel geht es um Rituale rund ums Hören. In der TCM ist das Ohr das Sinnesorgan für das Wasser-Element.
Fotos © Astrid Eder
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