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Manchmal ist es durchaus faszinierend, wie die Zeichen zu einem sprechen – wenn man es hören möchte. Und manchmal sprechen sie auch, obwohl man es nicht hören will.

Kurz nach meinem 30. Geburtstag machte ich die Erfahrung, dass es Zeichen gibt. Also nicht unbedingt solche wie das widerständige O5 neben dem Haupttor des Stephansdoms, sondern in Form von Begebenheiten. Wobei man ja die gesamte Mitwelt als Zeichen verstehen könnte, je nachdem, in welche Richtung man schaut. Was ich aber meine, sind Situationen, die unmöglich der eigenen Kontrolle unterliegen. Scheinbar. Zu Beginn meiner 30er-Jahre hatte ich den Wunsch, mit Schreiben meine Existenz zu sichern. Und wenige Tage danach fand ich in einer Zeitung eine Annonce, die Freelancer suchte. Für dieses Medium arbeite ich heute noch. Ein paar Jahre später wünschte ich mir, mich noch einmal zu verlieben. Ersparen Sie mir die Details, aber es ist eingetroffen. Und heute werde ich mit einer Situation konfrontiert, die mich umso mehr an diese Zeichen glauben lässt.

Wir leben ja in einer sehr polarisierenden Zeit. Meiner Meinung nach kam das damals mit der Wahl von Donald Trump an die Oberfläche, wo es plötzlich nicht mehr möglich war, Einstellungen einfach stehen zu lassen, im besten Fall verstehen zu wollen. Und auch wenn das ursprünglich ein amerikanisches Phänomen war, schwappte es doch gefühlsmäßig irgendwann einmal über den Ozean. Es betraf Themen wie Essen, Politik und nicht zuletzt die C-Scheißerchen. Ich habe mich ja schon lange auf den Standpunkt zurückgezogen, dass ich gegen vehemente Meinungsäußerungen grundsätzlich nicht angehe. Wenn Bemühungen, einen breiteren Horizont aufzudehnen, nicht fruchten, höre ich mir das Ganze an oder gehe einfach. Meine Großmutter hat in solchen Situationen immer das Thema gewechselt, auch mein Vater neigt inzwischen dazu. Ich versuche mich in Subtilität und muss dann einfach plötzlich auf die Toilette.

Zeichen

In den USA ging durch oben erwähnte Angelegenheit oft ein Sprung durch ganze Familien, und was das C-Thema angeht, war es vermutlich nicht anders auf der ganzen Welt. Für mich persönlich ist es schwierig, eine Sache umfassend einzuschätzen, deren Fakten ich nicht so vollständig kenne, dass eine Meinungsbildung für mich möglich ist. Ich finde dann entweder eine innere Haltung dazu oder ergebe mich in das, worin ich mich zu ergeben habe. Bei der Liebe ist das ein ähnlicher Mechanismus, aber das ist ein anderes Thema. Wie auch immer: Auch Freundschaften werden durch die aktuelle Virenlage auf den Prüfstand gestellt. Da wird darüber gesprochen, ob es die C-Scheißerchen überhaupt gibt, ob der Lockdown sinnvoll oder -los ist, ob die Impfung die ultimative Lösung sein kann. Und diese Diskussionen können schon einmal heftig werden. Doch in meiner Welt lasse ich jedem seine Meinung, solange er mir nicht schadet.

Wenn Menschen es meiner Meinung nach aber doch tun und ich (siehe oben) mit meinen Argumenten nicht weiterkomme, übergebe ich das dann dem Schöpfer. Er bringt die Dinge schneller und eindrücklicher auf den Punkt, als ich es jemals könnte. Manchmal auch drastisch, weil sich alle vorhergehenden Signale ungehört versendet haben. Da taucht plötzlich eine Krankheit auf, ein Unfall passiert, ein Wasserrohr bricht. Dadurch eröffnet sich auf einmal eine ganz neue Perspektive. Man kann sich bei einem Tumor im Magen fragen, ob man nicht zu lange zu viel in sich hineingefressen hat. Man kann sich bei einem Unfall, bei dem sich ein Auto überschlagen hat, fragen, ob es nicht Zeit ist, seine Meinung auf den Kopf zu stellen. Man kann sich bei einem überschwemmten Keller fragen, welche Emotionen man zurückhält. Situationen wie diese sind zweifellos tragisch, doch immer auch eine Chance für einen Neubeginn.

Mir ist kürzlich ein Artikel ins Auge gesprungen, wo Reisegeschichten gesucht werden. Und anfangs grummelte ich: „Ich will Reisegeschichten erleben, nicht schreiben.“ Doch dann blitzte ein Gedanke auf, nämlich der, dass ich schon so vieles erfahren durfte auf meinen Entdeckungsfahrten, dass es eine wunderbare Gelegenheit ist, sie endlich zu Papier zu bringen und damit noch einmal im Kopf zu reisen. Vielleicht schaffe ich es ja auch, diesen Wettbewerb zu gewinnen. Der Hauptpreis ist ein Weltreiseticket, drei Jahre gültig. Dann ist der Kopf bestimmt wieder frei, um neuen Stoff zu sammeln. Für dieses Zeichen bin ich ausgesprochen dankbar.

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Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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