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Im fünften und letzten Teil der Artikelserie geht es um das Element Wasser, das dem Winter zugeordnet ist. Außerdem erklärt uns Dr. Martina Escher von der „Lebe Gesund Praxis“, wie sich TCM-Ärzte dem Funktionskreis Niere und Blase im Winter zuwenden.

„Während der Wintermonate welken die Dinge, sie ziehen sich zurück, gehen nach Hause und treten in eine Phase der Ruhe ein, so wie Seen und Flüsse zufrieren und Schnee fällt. Es ist eine Zeit, in der das Yin das Yang dominiert. Deswegen solltet Ihr es vermeiden, die Yang Energie übermäßig zu beanspruchen. Zieht euch bald zurück, und steht mit der Sonne auf, also etwas später als zu anderen Zeiten des Jahres.“

(Aus der Gelbe Kaiser)

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird dem Winter das Element Wasser zugeordnet, der klimatische Faktor ist Kälte, das zugehörige Sinnesorgan ist das Ohr, die damit assoziierten Gewebsstrukturen sind die Knochen, die Zähne, die Gebärmutter, die Hoden und das Gehirn. Im Yoga würde man diesem Element das Swadhisthana Chrakra im Bereich des Kreuzbeins zuordnen. Das ist das zweite Chakra von unten. Es unterstützt bei Veränderungen und hilft, einen gesunden Zugang zu Sexualität und Kreativität zu finden.
Das Element Wasser bildet die Grundlage allen Lebens. Unser Körper besteht zu 75 Prozent daraus und schwingt so mit seiner gesamten Umgebung. Wenn wir die Wellenbewegungen des Wassers betrachten, kommen wir mit der natürlichen Dynamik des Kommens und Gehens in Berührung. Im Wechsel der Jahreszeiten finden Kommen und Gehen oder auch Ruhen und Aktivsein statt. Im Wasser Element spiegelt sich also die gesamte Dynamik der Kreisläufe wider. Es steht ebenso für Lebenswillen und Antriebskraft sowie für Geschmeidigkeit und Flexibilität. Menschen mit ausgewogenem Wasserelement sind ruhig, konsequent und mutig mit einer gesunden Neugier auf Neues. Das Element ist mit den Meridianen von Nieren und Blase verbunden. Diesen beiden wird die Steuerung der lebenserhaltenden Energie im ganzen Körper zugeschrieben. Sie reinigen zudem die Körperflüssigkeiten. Der Nierenmeridian ist das Energielager für den ganzen Körper, er stärkt die Widerstandsfähigkeit bei Stress und kontrolliert die Produktion und Absonderung von Hormonen.
Der Nierenmeridian beginnt an der Vertiefung der Fußsohle, zieht um den inneren Knöchel, die Innenseite der Beine über das Schambein, den Bauch bis zum Schlüsselbein. Der Harnblasenmeridian steuert die Speicherung und Ausscheidung des von den Nieren kommenden Urins durch die Blase. Er ist außerdem zuständig für das Gleichgewicht der Körperflüssigkeiten. Der Blasenmeridian beginnt am inneren Lidwinkel, führt über den Scheitel und den Hinterkopf und verläuft parallel zur Wirbelsäule über die Beinrückseite nach unten hinter dem Außenknöchel und endet beim kleinen Zeh.

Bewegung im Winter
Nicht nur die Natur zieht sich im Winter zurück nach innen, um die Kräfte zu bewahren und zu sammeln, sondern auch der Mensch sollte diesem Beispiel folgen. Viele tun das sowieso ganz intuitiv, denn im Winter sind wir oft weniger leistungsfähig und haben seltener Lust auf Aktivität. Wir folgen also dem natürlichen Lauf der Natur, und das ist gut und richtig.
Es ist wichtig, sich im Winter Zeiträume des Ruhens und Entspannens zu reservieren. Zeit zum Stillwerden, um sich mit der inneren Weisheit und Intuition verbinden zu können, kommen einer kontemplativen Innenschau gleich.
Eine Yin-Yoga-Praxis scheint dafür eine gute Gelegenheit zu sein. Die Körperzonen, um die man sich vor allem jetzt kümmern sollte, sind der untere Rücken, Hüften, Füße und Knöchel.

Für Aktivitäten im Freien achtet darauf, die Nierenzone warmzuhalten und auf gutes Schuhwerk für warme Füße. Um das Nieren-Yang zu stärken, hilft Berggehen, da in der Höhe das Qi verdichtet wird. Generell ist es eine gute Idee, jeden Tag rauszugehen, auch wenn es ungemütlich ist, denn so härtet der Körper ab, was bedeutet, er lernt, sich an Temperaturunterschiede anzupassen.

Yoga-Übung Schnürsenkel (Gomukhasana)

Diese Übung aus dem Yin-Yoga zielt sowohl auf den Blasen- und Nieren-Meridian ab als auch auf Leber und Gallenblase. Sie öffnet die Hüfte, dehnt in der Vorbeuge die Lendenwirbelsäule und stimuliert in der Drehung auch den Magen und die inneren Organe im Unterbauch.

Schnursenkel 1Beginn im Vierfüßerstand. Die Hände platziere am Boden unter den Schultergelenken, die Knie am Boden unter den Hüftgelenken. Die Unterschenkel und Fußrücken sind abgelegt. Löse dann das rechte Knie und zieh es zuerst nach vorn Richtung Hände, dann den Unterschenkel hinüber zur linken Seite und wieder nach hinten, sodass das rechte Knie vorm linken Knie ankommt. Wandere dann mit den Händen und dem Oberkörper nach hinten und setze dich ab. Richte die Wirbelsäule auf.

Eventuell etwas höher, zum Beispiel auf einem Kissen, Block oder Decke absetzen. Schnursenkel voll Variante gestutzter KopfNimm ein paar Atemzüge zum Ankommen in der aufrechten Haltung. Achte darauf, dass beide Gesäßhälften Kontakt mit der Unterlage haben. Falls eine Seite mehr in Kontakt mit dem Boden geht als die andere, der Oberkörper also zur Seite wankt, dann leg unter die Seite ein kleines Kissen als Ausgleich. Lass nach und nach im Bereich der Hüfte los und merke, wie sich der Oberkörper aufzurichten vermag.

Nach einigen Atemzügen lass den Rücken rund werden und überlass Kopf, Schultern und den ganzen Oberkörper der Schwerkraft. Bleib für einige ruhige Atemzüge in dieser Vorbeuge. 

Schnursenkel voll Variante Vorbeuge

Merke, wie der Atem im Rücken entlang der Wirbelsäule ankommt. 

Lass den Kopf einfach hängen, oder wenn es für den Nacken zu intensiv ist, stütze den Kopf ab (entweder mit einem Block zwischen Knie und Stirn oder einfach die Hände übereinandergestapelt dafür verwenden).
Einatmend richte dich langsam auf und spür für einige Atemzüge mit aufgerichtetem Rumpf nach.

 

Schnusenkel voll Variante Bolster mit Drehung

Nimm wahr, wie sich nun das Becken niederlässt und die Hüftmuskel sich vielleicht entspannen.Dann dreh dich über die rechte Seite. Achte, wohin und wie weit der Kopf gehen mag. Spiel gerne damit, den Kopf mal über die hintere und vordere Schulter zu drehen, wenn du Nackenverspannungen auflockern magst. Lass in dieser gedrehten Position bei der Einatmung den Scheitel zur Decke wachsen, so ziehen sich die Wirbelkörper auseinander, und beobachte, ob bei der Ausatmung der Körper nachgiebig wird und sich weiter in die Drehung begibt – ohne es zu erzwingen oder willentlich zu initiieren. 

Komm mit einer Einatmung wieder zurück zur Mitte. Spür hier noch mal nach. Nimm wahr, wie sich beiden Körperseiten anfühlen. Im Nacken, in den Schultern, in der Hüfte.
Wenn du magst, gehe noch einmal in die Vorbeuge, dafür breite zuerst mit der Einatmung die Arme über den Kopf zu den Seiten aus, öffne den Brustkorb, genieß diese Weite und dann mit einer Ausatmung bring die Arme überkreuzt nach vorne. Linker Ellbogen unten, rechter darüber, versuch, die Finger zu verhaken oder die Handinnenflächen aneinander zu legen. Schnursenkel voll Variante Adlerarme VorbeugeKomm wieder mit rundem Rücken nach vorne. Die Ellbogen auf den Knien oder darüber hinaus abgelegt, den Kopf auf den Oberarm ruhend. Diese Armhaltung spricht zusätzlich Lungen- und Herzmeridian an. Nimm ein paar ruhige Atemzüge, ohne den Atem besonders tief oder vollständig fließen zu lassen. Überlasse ihn einfach sich selbst und den Körper der Schwerkraft. Nach einigen Atemzügen komm wieder zu dir. Lös die Armhaltung und die Beinhaltung auf. Spür in einer angenehmen sitzenden oder liegenden Position nach. Nimm Notiz davon, wo es im Körper wärmer oder weiter ist. Wo das Fließen des Qi zu spüren ist. Dann wiederhole die Übungsreihe auch zur anderen Seite.

Diese Übungsreihe kannst du ganz und gar deinen Bedürfnissen anpassen. Hast du zum Beispiel Einschränkungen im Bereich der Knie oder Hüfte, dann setz dich entweder auf einer Erhöhung ab oder lass das untere Bein ausgestreckt und winkle nur das obere Knie ab. In diesem Fall beginnst du die Übung einfach aus dem Langsitz anstatt aus dem Vierfüßerstand.

 

Ernährung im Winter
Die TCM empfiehlt natürlich weiterhin ein warmes Frühstück (egal ob süß oder salzig). Ein- bis zweimal pro Woche kann man das Immunsystem gut unterstützen, wenn man eine Kraftsuppe trinkt (siehe auch Artikel für das Metallelement). Rohes Obst und Gemüse sowie kalte Speisen und Getränke meiden.
Empfohlene Lebensmittel sind Bohnen und Oliven (nierenförmig) oder Walnüsse und Umeboshi (hirnförmig). Auch schwarze Nahrungsmittel und Samen, am besten schwarzer Sesam, unterstützen den Körper im Winter. Kompotte mit wärmenden und anregenden Gewürzen wie Anis, Kardamom, Nelke, Wacholder, Zimt und Vanille passen in die Jahreszeit.
Wer gegen den Winterblues kämpft, dem helfen aromatische Gewürze wie Oregano, Thymian, Majoran und Rosamarin. Sie wirken wärmend und stimmungsaufhellend.
Bei ersten Anzeichen einer Erkältung eine starken Ingwertee trinken.

Dr. Escher, wie arbeiten Nieren- und Blasenmeridian für unsere Winterbalance zusammen?
In der TCM wird die Jahreszeit Winter dem Funktionskreis Niere-Blase zugeordnet.
Die Niere ist in diesem Fall das Vollorgan, welches die Aufgabe hat, zu speichern. Die Blase ist der Partner der Niere, das Hohlorgan, mit den Aufgaben der Transformation, Umwandlung und Ausscheidung.

Eine der Hauptfunktionen der Nieren ist es, unsere Essenz zu speichern.
Und mit dieser Essenz (man kann sie wie ein „Konto“ betrachten, auf das wir zwar zugreifen können, welches wir aber nicht wieder auffüllen können) sollten wir sorgsam umgehen!
Denn Exzesse; wie z. B. sich ÜBER-Arbeiten (Arbeiten ohne Pausen einzulegen), chronisch-emotionale Belastungen, übermäßige sexuelle Aktivität, chronische Erkrankungen, Umtriebigkeit, gegen den Rhythmus der Natur leben, greifen auf die Kraft und die Essenz der Nieren zurück und können diese schwächen.
Bildlich gesprochen, heben wir in diesem Moment von unserem Konto ab, ohne es dabei jemals wieder auffüllen zu können.
Ich nenne diese Ursprungs-Nierenenergie hier „Ursprungs-Qi“.

Die Nierenessenz können wir zwar nicht wieder auffüllen, aber wir haben andere Methoden, dem natürlichen Verbrauch durch z. B. Altern entgegenzusteuern:

Durch

* Pausen einplanen;

* ausgewogene, regionalE, saisonale Ernährung (dem Funktionskreis Nieren zugeordnet sind Nahrungsmittel wie z. B. schwarzer Sesam, Bohnen, Walnüsse, Linsen);;

* Atemübungen (die Atmung wird im Zusammenspiel von Lunge und Niere gesteuert)

* freudvoller Bewegung;

* einem harmonischen Maß an „nach außen gehen und sich zurückziehen“;

* ausreichend Schlaf

können wir einerseits dem zu raschen Verbrauch des Ursprungs-Qi entgegenwirken und andererseits unser „nachgeburtliches Qi“, welches dem Funktionskreis Milz-Magen zugeschrieben wird, auffüllen und von diesem als Erstes „Gebrauch machen“.

Woran kann man erkennen, dass etwas mit dem Funktionskreis Niere-Blase nicht stimmt?

Symptome wie

* Rückenschmerzen (vor allem im Bereich der Lenden- und Kreuzbeinregion),
* Knieschmerzen, schwache Knie,
* Kältegefühl,
* Tinnitus,
* Infertilität (Unfruchtbarkeit) und unerfüllter Kinderwunsch,
* Libidoverlust (Störungen der sexuellen Lust),
* Müdigkeit,
* nächtliches Harnlassen,
* Depressionen

deuten auf eine Störung im Bereich des Funktionskreises Niere-Blase hin.

Der TCM-Arzt/TCM-Therapeut kann anhand detaillierter Fragen (zu Stuhl, Appetit, Schweiß, Schlaf usw.) und der Zungen- und Pulsdiagnostik weitere Anzeichen erkennen und seine Diagnose verfeinern.

Man kann u. a. differenzieren, ob es sich dabei um einen Nieren-Yang-, Nieren-Yin- oder Nieren-Essenzmangel handelt.

Wo erkennt man das Nieren-/Blasenareal an der Zunge?

UnbenanntDas Areal zeigt sich im hintersten Bereich der Zunge: Die sogenannte Zungenwurzel spiegelt den unteren dreifachen Erwärmer, zu dem die Niere und die Blase gehören, wider.
Man betrachtet allerdings nicht nur die Areale, sondern auch Form, Farbe, Größe und Belag der Zunge.
Foto (C) heilpraktiker.de

Dr. Escher, gibt es noch weitere Methoden, um eine Dysbalance im Funktionskreis Niere zu erkennen?

Ja. Man kann anhand der Pulsdiagnostik (der TCM-Arzt/TCM-Therapeut fühlt an beiden Handgelenken den Puls. Der Nierenpuls ist die jeweils dritte Position, die vom Handgelenk aus mit dem Ringfinger getastet wird, um einen Hinweis auf die Nierenenergie zu bekommen.

Außerdem bezieht man die Beobachtung der Haare (z. B. vorzeitiges Ergrauen), des Hörvermögens (z. B. Hörschwierigkeiten, Tinnitus), der Zähne (immer wiederkehrende Zahnprobleme) und der Knochen (Osteoporose) mit ein.

Was kann man machen, wenn man an einem Symptom wie z. B. immer wiederkehrenden Kreuzschmerzen mit dem Verdacht auf eine Schwäche im Funktionskreis Niere leidet?

Häufig spielen körperliche Anstrengung (auch langes Stehen), Kälte, Bewegungsmangel (Homeoffice!) und Überarbeitung eine Rolle.

Haben Sie noch eine ganz persönliche Empfehlung zu den allgemeinen oben?

* Sich mehrmals täglich in alle Richtungen strecken!
Durch Dehnen und Strecken kommt das Qi in den Meridianen in Bewegung. Ein frei fließendes Qi bedeutet ein schmerzfreier Körper.

Dr. Escher, herzlichen Dank für das Interview.


Neugierig auf praktische Anwendung dieses TCM-Wissens in der Yogapraxis? Informationen zu diesem Thema finden Sie hier.

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Astrid Eder

Astrid Eder

Bauernhof Kind mit Studium der Wirtschaftswissenschaften, ehemalige Vielfliegerin für ein Luxuslabel, tauschte Prada gegen Prana unter Einfluss von Panik, mehrjährige Vipassana- und Zenpraxis, Yogalehrerin (500 YAA) mit Hang zu Teekonsum nach Gung Fu Cha, Achtsamkeitslehrerin  und MBSR Lehrer...
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