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Wer sein Leben – durchaus schmerzlich und mit Verlusten – rekalibriert und in Ordnung gebracht hat, kommt ganz von selbst ins innere Gleichgewicht und kann sich fortan in aller Ruhe mit den Details beschäftigen.

Praktiken …

Hochtrabender und aristotelisch gesagt: Zuerst die Episteme, sprich die Erkenntnis/Selbsterkenntnis, danach erst die Techne, also die Praktiken. Wobei das Schöne an diesen ist, dass sie ihrerseits Raum für Einsicht und Erkenntnis schaffen. Wir denken da insbesondere an die üblichen Verdächtigen: Meditation, Yoga und Tai-Chi bzw. Chigong, Techniken, mit deren Hilfe wir direkt auf unser ganzes System – Bewusstsein, Körper, Gefühle – einwirken können.
Die meisten Leserinnen und Leser dieses Magazins wird man von den Segnungen der Meditation – Einsicht, Hiersein und Besinnung – nicht zu überzeugen brauchen, aber eine Einschränkung sei gestattet: Im Gegensatz zu Yoga und Tai-Chi, die via Körperarbeit sozusagen osmotisch auf das Bewusstsein einwirken, ist die Meditation eine rein geistige Angelegenheit. Der Leib kommt zu kurz. Der bekannte Yogi Richard Freeman, der mit dem sogar noch bekannteren Buddhisten Robert Thurman immer wieder gemeinsame Retreats veranstaltet, hat es, als Bonmot, so ausgedrückt: Der Unterschied zwischen Yogis und Meditierenden ist – Yogis sind fitter! (Und gelenkiger: Man vergleiche, wie ein Yogi im Lotus sitzt, und wie so manch ein buddhistisch Meditierender … nicht hineinkommt.)
Ob man nun Yoga oder Tai-Chi praktizieren möchte, ist letztlich Geschmackssache. Beides sind psychophysische Praktiken, die Kraft und Konzentration miteinander verbinden. Für den Außenstehenden mögen vor allem die fortgeschrittenen Asanas weit hergeholt oder übertrieben wirken, während die Tai-Chi-Bewegungen stets von großer Anmut sind – aber das ist letzten Endes egal, das Ziel ist dasselbe: die Lebensenergie (das Prana im Yoga bzw. Chi im Tai-Chi) ungehindert zum Fließen zu bringen. Die geistig-emotionale Ausgeglichenheit stellt sich dann von selbst ein.

… und Rezepte

Ein gleichmäßiges Leben besteht darin, sich den Lebenszyklen – Tages-, Wochenrhythmen usw. – anzupassen und wiederkehrende Essens-, Schlaf- und Aktivitätszeiten einzuführen. Die entsprechende Ernährung kann das unterstützen. Aus der Makrobiotik etwa ist das Prinzip des Ausgleichs aus Yin und Yang mitzunehmen: Das bedeutet zum Beispiel, nicht zu scharf zu würzen, da das nur ein Bedürfnis nach mehr Süße hervorrufen würde – das Pendel schlägt in die eine Richtung aus und zum Ausgleich dann in die andere. Besser ist es, in der Mitte der Geschmäcker zu bleiben.
Auch im Ayurveda wird Ausgewogenheit angestrebt. Es basiert auf energetischen Prinzipien namens Doshas, aus denen sich jeder Mensch in unterschiedlichen Anteilen zusammensetzen soll. Dabei steht Vata für Raum, Luft, Bewegung und auf der individuellen Ebene für geistige Tätigkeit; Pitta für Wandlung, Wasser und Feuer, körperlich für Nahrungsaufnahme und Verdauung; und Kapha für Erde und Wasser, für Ruhe und Struktur. Unausgeglichenheiten lassen sich diesem Schema folgend leicht identifizieren: Jemand, der sich laufend in seinen Gedanken verheddert, vom Hundertsten ins Tausendste kommt, ist ein Fall von zu viel Luft oder Vata; wer bei jeder Gelegenheit cholerisch reagiert: zu viel Pitta/Feuer; jene wiederum, die sich zu nichts aufraffen können, zu Trägheit oder Übergewicht neigen: zu viel Kapha. Da aber auch die Nahrungsmittel den Doshas unterworfen sind, können sie dazu beitragen, Ungleichgewichte wieder ins Lot zu bringen: Salat oder Joghurt beispielsweise sind kühlend und daher bei Pitta-Typen, die ohnehin schon feurig genug sind, angezeigt; einem antriebsschwachen Kapha-Typ wiederum könnte man durch Chili auf die Sprünge helfen usw.
Links und rechts gebeutelt werden und doch auf Kurs bleiben: Mit Klarheit über sich selbst und mithilfe von unterstützenden Praktiken ist das nicht nur machbar, sondern gelingt es sogar freudvoll. Und bis wir ein besseres Motto für unser Lebensschiffchen gefunden haben, wie wäre es mit dem Wappenspruch der Stadt Paris „Fluctuat nec mergitur“ („Sie schwankt, aber sie geht nicht unter“)?

 

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Harald Sager

Harald Sager

Mag. Harald Sager studierte an der Universität Wien und schreibt seit gut zwanzig Jahren vornehmlich im Lifestyle-Bereich. Aktuelle Schwerpunkte sind Reiseberichte für nationale und internationale Blätter sowie Design und spirituelle/yogische Themen.  
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