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Vor allem an das gute, alte Schreiben mit dem Stift in der Hand denken. Bitte mache es, so oft Du kannst. Hab stets ein kleines Buch dabei, in das Du Deine Eingebungen einträgst.

Alles: das Minigedicht, den Einfall, eine Reflexion, den Beginn zu etwas Längerem, ein Wort, das Dich interessiert, ein Wesen, das Dich interessiert.

Kehre immer wieder zurück zu Dir, zurück zu Deinem Vorsatz, zu danken, ein Gebet jeden Morgen oder Abend oder beides zu schreiben. Jeden Tag eine Postkarte an diesen einsamen Freund oder die Mutter. Lies Deiner Mutter oder der Nachbarin einen Text vor, den Du geschrieben hast. Beschließe, wieder Morgenseiten zu schreiben, nach Julia Cameron, einfach als tägliche Disziplin und Routine, damit Du flüssig bleibst. 

Lass Deine Geräte einmal am Tag zu Hause, geh raus, zu den Bäumen, die ihre Kleider abwerfen, oder zu den geschlossenen Cafés oder bestaune die Briefkästen. Braucht man sie eigentlich noch, diese Relikte aus einer Zeit, da Kommunikation noch aus Briefen bestand, die man lange mit sich herumtrug?

Werde wieder langsam. Gehe durch die Straßen Deiner Stadt wie ein Schlafwandler und lege Zeugnis ab von Deinen Eingebungen. Nimm eine Thermoskanne und eine kleine Decke mit, zieh Dich wärmer an als früher, damit Du es auf Bänken und Mauern aushältst, jetzt, wo Innenräume wieder gefährlich sind. Triff Dich mit Deinem Schreibfreund an interessanten Orten, die entweder sehr ruhig oder sehr geräuschvoll sind. Zum Beispiel an quietschenden Bahnhöfen oder mitten auf der lautesten Kreuzung zu sitzen, ist stimulierend. Ich rate zu Friedhöfen, die werden nämlich nie geschlossen und haben noch warme Holzbänke anstatt diese kalten Metallbänke, die einem am Hintern festfrieren. Bloß kein Hungerleider, der es sich auf einer der guten alten Holzbänke gemütlich machen könnte! Warum eigentlich nicht?! Warum sollten wir nicht ein Herz haben, wie ich es stets in Spanien oder Italien sah, wo ein Armer, solange wie er wollte, auf einer Bank sitzen, eine Gruppe Alter bei einem Tässchen Espresso sitzen und in die Gegend schauen konnte, wo vor jedem Haus ein Stuhl oder zwei Stühle standen? Heute sucht man nach Sitzgelegenheiten in der Stadt, wie man vergeblich nach Toiletten sucht und schon lange keine öffentlichen Wasserhähne mehr findet.

Schreiben

Ja, kostenfreies Wasser, ausreichend Toiletten und „gemütliche“ Sitzgelegenheiten in der Stadt, vielleicht mit ein paar Schaukelentchen für die ganz Kleinen, damit die Alten und die Jungen sich zwanglos begegnen können – wo gibt es das noch? Dies würde nichts kosten, keinen Cent. Die botanischen Gärten werden während des Lockdowns auch geschlossen: Warum eigentlich? Warum werden nicht alle ermutigt, lange Spaziergänge zu unternehme, oder kurze, und sich an der Natur zu erfreuen, warum diese bodenlose Kargheit, diese Lieblosigkeit – und überall nur noch Metall?

Heimliche Poeten fanden immer Gefallen an solchen Ecken in der Welt, wo das Leben nichts kostete, sondern nur herschenkte. Ich biete Spaziergänge an für die Beladenen, zu denen ich mich zähle. Lasst uns einander aufheitern, zusammen den Friedhof aufsuchen, darüber sprechen, was auf dem Herzen brennt, zusammen lesen, schreiben, schweigen. Und das mit den Toiletten? Sind in Deutschland sowieso eine Katastrophe. Wenn Cafés und Kaufhäuser geschlossen sind, dann können alle, die schnell mal eine Toilette brauchen, sehen, wo sie bleiben. Am besten eben zu Hause. Ohne mich. Lassen Sie uns das eine Eiscafé finden, wo man uns durchlässt zum Bad, auch mit Kleinkind. Und an Orte gehen, wo man sich gefahrlos hinter Büsche hocken kann. Im Rucksack das Tagebuch, den Tee mit zwei Bechern, Obst, Nüsse, ein Brot. Vielleicht ein Kartenspiel. Hat man früher auch so gemacht.

Übrigens biete ich auch Coachings an, auf der Bank. Das meiste mache ich gratis, aber ich muss auch an die Rechnungen denken.
Und die Pandemie? Die meistern wir gemeinsam.

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Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
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